20 Jahre deutsch-polnische Partnerschaft
Freundschaft und Völkerverständigung auf vielen Ebenen
Vor 20 Jahren, im April 2003, besiegelten die polnischen Landkreise Krakau und Wieliczka mit dem Landkreis München offiziell ihre Partnerschaft. In der vergangenen Woche nahmen Vertreter aller drei Landkreise dies zum Anlass, nicht nur Jubiläum zu feiern, sondern auch den Fortbestand ihrer Freundschaft und den Willen zu bekunden, gemeinsam in die Zukunft zu gehen.
Auch wenn die offiziellen Partnerschaftsverträge erst 2003 unterzeichnet wurden, die Freundschaft zu den beiden benachbarten polnischen Landkreisen reicht bis ins Jahr 1999 zurück. Denn damals wurden in Polen im Zuge einer Verwaltungsreform die Landkreise gegründet. Und weil man das Rad nicht immer wieder neu erfinden muss, blickte man über den eigenen Tellerrand bzw. über die polnische Grenze nach Deutschland, um sich Rat und Unterstützung beim Aufbau der neuen Strukturen zu holen. Die ersten Kontakte zwischen den Landräten der drei Landkreise kamen daher auch bereits 1999 zustande, gefolgt von unzähligen Treffen von Vertretern aus Politik und Verwaltung, wie Adam Kociołek, der damalige und heute erneut amtierende Landrat des Landkreises Wieliczka zu berichten wusste. Als Gastgeschenk überreichte er Landrat Christoph Göbel anlässlich des aktuellen Besuchs dann auch eine Statue der Hl. Kinga, die nicht nur die Schutzheilige der Bergleute ist, sondern auch für die Selbstverwaltung stehe. Sie ist aus Salz gefertigt und stammt aus dem berühmten Salzbergwerk von Wieliczka.
Mit Abschluss der bilateralen Verträge wollte man dann aber nicht nur die Unterstützung und den Erfahrungsaustausch zu Themen der kommunalen Selbstverwaltung festschreiben, Ziel war eine Annäherung zum besseren Kennenlernen und der feste Wunsch, damit einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Besonderes Augenmerk wollte man neben dem Erfahrungsaustausch auf politischer und Verwaltungsebene vor allem auf den Bildungs-, Jugend- und Kulturaustausch legen. Diese Ziele prägen bis heute die engen partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Jugend, Sport, Musik – die Partnerschaft hat viele Aspekte
Neben den Treffen auf politischer und Verwaltungsebene legen die Partner ein besonderes Augenmerk auf die Begegnung von Jugendlichen aus den drei Landkreisen. Bei den regelmäßig abwechselnd in Polen und Deutschland stattfindenden Jugendolympiaden kommen beispielsweise junge Athletinnen und Athleten für einige Tage im Jahr zusammen, messen sich im sportlichen Wettkampf und verbringen gemeinsam ihre Freizeit. Aber auch beim Tag der Blasmusik des Landkreises München, bei Austauschprogrammen weiterführender Schulen oder dem „Young Master“-Kunstprojekt, das zum Andenken an den verstorbenen Altlandrat Heiner Janik – auf deutscher Seite der Begründer der Partnerschaft – entstanden ist, gibt es zahlreiche Gelegenheiten für Kinder und Jugendliche, Menschen und Kultur des anderen Landes kennenzulernen.
Regelmäßig führten in der Vergangenheit auch die Feuerwehren beider Landkreise gemeinsame Schulungen und Übungen durch, Kapellen aus den polnischen Landkreisen nehmen am Tag der Blasmusik teil, es gab gemeinsame Kunstprojekte, Fachkonferenzen zu ganz unterschiedlichen Themen und viele verschiedene Einzelaktionen mehr.
Im Jahr 2011 wurden die Landkreise Krakau, Wieliczka und München durch den Botschafter der Republik Polen sogar für die „beste deutsch-polnische Partnerschaft 2011“ ausgezeichnet.
Gemeinsam für den Frieden
Zuletzt unterstützten die drei Landkreise gemeinsam Menschen in der Ukraine. Der Krakauer Landrat Wojciech Pałka überbrachte Landrat Christoph Göbel den offiziellen Dank von Christina Zamula, der Leiterin der Militärverwaltung der ukrainischen Region Lemberg, die umfangreiche Hilfslieferungen der drei Partner empfangen hatte. Pałka gab dann auch seiner Hoffnung und dem Wunsch, nach einem Treffen von Vertretern aller drei Länder in einer hoffentlich bald nahenden Zeit des Friedens Ausdruck.
Landrat Christoph Göbel dankte den polnischen Partnern für ihre Offenheit und herzliche Freundschaft und betonte, wie wichtig ein gemeinsames Europa, wie wichtig diese Freundschaft und wie wichtig es sei zusammenzustehen, gerade auch vor dem Hintergrund der jüngsten weltpolitischen Ereignisse. „Dass wir unter diesen Umständen unser 20-jähriges Jubiläum in so großer Verbundenheit feiern freut mich sehr! Unsere Partnerschaft ist ein lebendiger Beweis dafür, wie aus zunächst einander unbekannten Menschen echte Freunde werden können!“
Die Delegationen, bestehend aus aktiven Kreisräten und Verwaltungsmitarbeitern der beiden Landkreise, aber auch Wegbereitern der ersten Stunde sowie langjährigen Förderern der Partnerschaft, verbrachten zusammen mit ihren deutschen Partnern drei Tage im Landkreis München. Höhepunkt des Besuchs war ein bayerischer Abend in Aying mit einem bunten kulturellen Programm, bei dem nicht nur Zuhören und Zuschauen angesagt war, sondern auch Mitmachen. Die Roaga Buam aus Ismaning luden die polnischen und deutschen Gäste zum Tanz ein und der ehemaligen Dirigent der Höhenkirchner Blaskapelle und ausgewiesene Volksmusikexperte Dr. Erich Sepp studierte einen eigens für diesen Anlass komponierten Freundschaftsjodler mit allen Anwesenden ein. Alle – polnische wie deutsche Gäste – haben nicht zuletzt damit bewiesen, wie gut sich neue Dinge gemeinsam anpacken lassen.