2022 sollen die ersten mit "grünem" Wasserstoff angetriebenen Linienbusse durch den Landkreis rollen
Landkreis München ist Teil des interkommunalen Projekts "HyBayern" – Landräte informieren sich über Sachstand
Mit Abstand und an der frischen Luft informierten sich die Landräte der am interkommunalen Projekt "HyBayern" beteiligten Landkreise München, Ebersberg und Landshut über den Fortschritt des gemeinsamen Vorhabens. Bereits im Sommer 2022 könnten die ersten fünf mit "grünem" Wasserstoff betriebenen Linienbusse im Landkreis München im Einsatz sein, weitere fünf sollen im Landkreis Ebersberg fahren. Die erste Testfahrt mit einem solchen Bus konnten die Landräte Christoph Göbel (München), Robert Niedergesäß (Ebersberg) und Peter Dreier (Landshut) am vergangenen Dienstag in Brunnthal unternehmen.
Er sieht aus wie ein ganz normaler Bus – dabei steckt die ausgefeilte Technik mit Brennstoffzelle, Wasserstoffspeicher und Pufferbatterie komplett im Dach. Nur der geräuscharme Motor befindet sich im hinteren Teil des Busses. Während die Betriebskosten in den ersten Jahren im Vergleich zu einem Dieselbus noch relativ hoch liegen, sollen sie sich bereits bis zum Jahr 2030 angeglichen haben. Entscheidend für die Senkung der Kosten sind die Auslastung der noch anzuschaffenden Wasserstofftankstelle und die in Zukunft sinkenden Buspreise.
35 Busse bis zum Jahr 2024
Zunächst fünf Fahrzeuge wird der am Projekt beteiligte Busunternehmer Martin Geldhauser zum Start im Jahr 2022 anschaffen und im MVV Linienverkehr einsetzen. Das Defizit in den Betriebskosten im Vergleich zum Dieselbus übernimmt dabei der Landkreis München. Bis 2024 sollen dann weitere zehn Busse durch die Firma Geldhauser sowie bis zu 20 Busse durch die ebenfalls am Projekt beteiligte Firma Ettenhuber aus Glonn (LK Ebersberg) folgen.
Ziel der Projektpartner ist es, einen vollständig geschlossenen, mit "grünem", in der Region gewonnenem Strom betriebenen Wasserstoffkreislauf von der Erzeugung bis zum Verbrauch aufzusetzen. Bereits seit vergangenem Jahr arbeiten die Landkreise München, Ebersberg und Landshut mit enger Unterstützung der Energieagentur Ebersberg-München zusammen mit Verkehrsbetrieben, Energieversorgern, Industrie, Gewerbe und Handwerk an der Umsetzung des ehrgeizigen, im vergangenen Jahr im Wettbewerb "HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland" vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ausgezeichneten Förderprojekts.
Neben dem Busbetrieb soll der Wasserstoff auch in der industriellen Logistik eingesetzt werden. Ganz besonders eignet sich Wasserstoff zum Antrieb großer Lkw. Aber auch einige Pkw sind bereits auf dem Markt. Mit einem solchen plant der Landkreis München im kommenden Jahr seinen Fuhrpark zu erweitern.
Grüner Strom aus der Region
Gewonnen wird der Wasserstoff mit Hilfe von Wasserkraft, später eventuell auch mit PV- und Windstrom in der HyBayern Region. An zwei Tankstellen – eine soll im Landkreis München, eine weitere im Landkreis Ebersberg errichtet werden – wird der Kraftstoff dann an Busse und Lkw abgegeben. Eine solche, allerdings mobile Tankstelle konnten die Landräte beim Ortstermin in Brunnthal ebenfalls schon einmal besichtigen.
"Der Verkehr ist die Achillesferse der Dekarbonisierung in der öffentlichen Hand. Alle Sektoren konnten eine Reduzierung von klimaschädlichen Treibhausgasen über die Jahre nachweisen. Nur der Sektor Verkehr stagniert auf einem gleichbleibend hohen Niveau", so Landrat Christoph Göbel. "Der Landkreis München will gemeinsam mit den Landkreisen Ebersberg und Landshut aufzeigen, dass emissionsfreier Verkehr möglich ist. Für Regionalbusverkehre bietet sich die Wasserstofftechnologie, auf Basis von regionalem grünem Wasserstoff auch auf Grund der hohen Energiedichte besonders an."
Anwenderzentrum könnte nach Bayern kommen
Dass das Thema Wasserstoff an Fahrt aufnimmt, zeigt auch das Ansinnen des Bundes, ein Deutsches Technologie-Anwenderzentrum Wasserstoff zu installieren – eine weltweit einzigartige Einrichtung. In dem zentralen Test- und Zertifizierungszentrum sollen Unternehmen von der Konzeptentwicklung, über den Bau von Prototypen bis zur Prüfung und Zertifizierung unterstützt werden.
Landrat Christoph Göbel hofft, dass dieses Testzentrum in einen der beteiligten Landkreise oder zumindest nach Bayern kommen wird. "Dies wäre für unser innovatives Projekt die perfekte Ergänzung", so der Landrat.