Asylbewerberunterbringung beherrscht das Tagesgeschäft einer gesamten Behörde
Landratsamtsmitarbeiter kommen an die Belastungsgrenze
"So ein Engagement in einer Verwaltung habe ich noch nicht erlebt", stellt
Vizelandrat Ernst Weidenbusch am Ende seiner Urlaubsvertretungszeit in der
Behörde am Mariahilfplatz beeindruckt fest. Drei Wochen saß Weidenbusch auf dem Chefsessel - von Sommerloch war hier nichts zu spüren. Der Grund: Die immer weiter steigenden Zahlen an Asylbewerbern bringen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ihre Belastungsgrenze.
Weil man bei der Einrichtung und dem Bau fester Unterkünfte mit der Zahl der neuankommenden Asylbewerber nicht mehr Schritt halten kann, müssen auf die Schnelle Notunterkünfte aus dem Boden gestampft werden. Mittlerweile sind rund 600 Asylsuchende in Turnhallen untergebracht; diese mussten teils über Nacht vom Landratsamt in bewohnbare Unterkünfte verwandelt werden. Das Catering musste bestellt, Objektbetreuer beauftragt werden, Tische, Betten, Kissen, bis hin zu Handtücher mussten an Ort und Stelle gebracht werden. "Vor allem aber müssen die Menschen, die zu uns kommen und von den Erlebnissen in ihren Heimatländern und auf der Flucht zum Teil schwer traumatisiert sind, gut betreut werden." Der Kreistag hatte sich selbst einen weit niedrigeren Betreuungsschlüssel als von den übergeordneten Stellen gefordert auferlegt. Man wollte, dass sich ein Mitarbeiter aus der Sozialbetreuung um maximal 100 statt um 150 Asylbewerber kümmert. Und obwohl permanent Stellen ausgeschrieben werden und auch Wohlfahrtsverbände mit ins Boot geholt wurden, sieht die Realität ganz anders aus. Um fast 200 Menschen kümmert sich zur Zeit ein Sozialbetreuer. Bei den weiter steigenden Zugangszahlen und dem gleichzeitig leergefegten Arbeitsmarkt wird sich die Situation noch verschärfen.
Extrem belastet sind auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Baubereich: Grundstücke für Unterkünfte und Traglufthallen, die die Turnhallen als Notunterkünfte kurzfristig ersetzen sollen, müssen gefunden, geprüft, hergerichtet und die Bauten anschließend abgenommen werden. Ein immenser Aufwand, denn für ein realisiertes Gebäude wurden oft zig Standorte geprüft, Verhandlungen mit Grundstückseigentümern, den Kommunen, staatlichen Stellen und Firmen geführt. "Viele Kolleginnen und Kollegen sind teils bis spät in die Nacht an ihren Schreibtischen, bei Infoveranstaltungen oder Gemeinderatssitzungen vor Ort, pflegen lange Listen mit sich ständig überholenden Zahlen oder bauen schlicht Betten auf. Sie setzen alles daran, den Asylbewerbern eine menschenwürdige Aufnahme zu ermöglichen. Das gilt im Übrigen auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeindeverwaltungen sowie die vielen freiwilligen Helfer", so Weidenbusch.
"Ihnen allen möchte ich mein herzliches Dankeschön sagen. Von verstaubten Behördenimage oder Gleichgültigkeit ist hier rein gar nichts zu spüren", stellt der stellvertretende Landrat nicht ohne Stolz fest.