Asylhelferkreise tauschen Erfahrungen aus
Rund 100 Ehrenamtliche folgen der Einladung von Landrat Christoph Göbel ins Landratsamt
Wer geneigt ist, ehrenamtliches Engagement bestimmten Altersgruppen zuzuschreiben, der wird spätestens bei der Begegnung mit den zahlreich im Landkreis München entstandenen Asylhelferkreisen eines Besseren belehrt. Rund 100 Vertreter aus mehr als 20 Helferkreisen haben sich Ende April im Festsaal des Landratsamtes zum Erfahrungsaustausch eingefunden - vom jungen Erwachsenen bis zum Ruheständler. Ihnen allen ist es ein echtes Anliegen, den zahlreichen Menschen, die aus den vielen Krisenherden der Erde zu uns kommen, den Start in Deutschland zu erleichtern und ihnen ein Gefühl des Willkommenseins zu vermitteln.
Landrat Christoph Göbel nutzte die Gelegenheit, sich bei den Anwesenden stellvertretend für die vielen Menschen, die sich im ganzen Landkreis engagieren, zu bedanken und stellte heraus, wie wertvoll diese Hilfe sei. Und sie wird weiterhin dringend gebraucht, denn man könne von einer abermaligen Steigerung der Asylbewerberzahlen ausgehen. Für den Landkreis München rechnet Göbel damit, dass bis Jahresende rund 3.500 Menschen ein Obdach in den Landkreiskommunen brauchen. "Sie wissen am besten, was das vor Ort bedeutet!", kommentierte der Landrat die neuen Prognosen.
"Bleiben Sie bitte am Ball!"
Neben dem Landrat standen den Gästen auch zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes und der Caritas, die sich hauptamtlich um die Betreuung der Asylbewerber kümmern, zum Erfahrungsaustausch zur Verfügung. Wie wichtig ihm eine vertrauensvolle und reibungslose Zusammenarbeit zwischen Landratsamt und Helferkreisen sei, betonte Göbel an diesem Abend mehrfach und zeigte auch Verständnis dafür, dass es bisweilen zu Missverständnissen zwischen haupt- und ehrenamtlichen Betreuern oder auch zu Unzufriedenheiten seitens der Helferkreise kommen könne. Der Landrat forderte die Ehrenamtlichen auf, alle Anliegen zur Sprache zu bringen, warb aber auch für Verständnis, dass dem Landratsamt selbst stellenweise die Hände gebunden seien. "Auch wir haben mit zahlreichen bürokratischen Hürden zu kämpfen", sagte Göbel, etwa wenn es um Baugenehmigungen oder Kostenerstattungen durch den Freistaat gehe. Umso mehr zeigte sich der Landrat begeistert vom Enthusiasmus der Helfer. "Bitte bleiben Sie am Ball", rief er den Ehrenamtlichen zu.
Interkulturelles Training als Unterstützungsangebot
Um die Helferkreise in ihrer Arbeit zu unterstützen, wird das Landratsamt demnächst Interkulturelle Trainings anbieten, was bei den Anwesenden auf großes Interesse stieß. Die drei engagierten Sozialpädagoginnen, die die Kurse abhalten werden, stellten sich den Helfern gleich persönlich vor und versuchten im anschließenden Gespräch herauszufinden, wo genau deren Bedürfnisse liegen. Mit diesen Erkenntnissen werden sie ein Konzept für die Schulungen erarbeiten.
Bevor die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem kleinen Imbiss untereinander ins Gespräch kamen, richtete die am Gesundheitsamt beschäftigte Tropenmedizinerin Dr. Susanne Pechel das Wort an die Gäste. Im Rahmen der Aktion "Landkreis München Impft", mit der für einen ausreichenden Impfschutz geworben werden soll, werden Beratungstermine auch in den größeren Asylbewerberunterkünften angeboten. Pechel schilderte eindrucksvoll, wie wichtig ein ausreichender Impfschutz der Gesamtbevölkerung für die Gesellschaft sei. "Impfen ist keine Privatsache", so die Medizinerin. Trauriges Beispiel sei die gegenwärtige Masernwelle insbesondere in Norddeutschland, die bereits Todesopfer gefordert habe. Neun von zehn ungeimpften Menschen, die mit dem Erreger in Berührung kommen, erkrankten an der gefährlichen Infektion. Und diese gefährdeten wiederum jene, die sich, z. B. krankheitsbedingt, nicht impfen lassen können. Um einen solchen Ausbruch, wie er jüngst in Berlin stattgefunden hat, im Landkreis München zu vermeiden, appellierte Pechel an die Anwesenden: "Wir brauchen Sie als Impfhelfer", um auch in den Asylbewerberunterkünften noch mehr Überzeugungsarbeit leisten zu können.
Viele Fragen und Anregungen erreichten an diesem Abend nicht nur die Ärztin, sondern auch die anwesenden Asylsozialbetreuer, die Koordinierungsstelle Asyl sowie den Landrat persönlich. Dieser versprach, sämtliche Fragen zu beantworten und allen Helferkreisen zugänglich zu machen.