Berufliche Integration von jungen Flüchtlingen im Landkreis München
Die Herausforderungen wandeln sich
Einmal auf eigenen Beinen stehen und seinen Lebensunterhalt selbst verdienen, davon träumen die meisten jungen Menschen, die in den vergangenen Jahren aus ihren Heimatländern nach Deutschland geflüchtet sind. Mangelnde Sprachkenntnisse und fehlende schulische Grundlagen erschweren jedoch häufig den Weg in eine Berufsausbildung. "Wir tun im Landkreis München viel dafür, jungen Flüchtlinge fit für die Ausbildung zu machen und sie somit auf dem Weg in ein eigenständiges Leben zu unterstützen", so Landrat Christoph Göbel in der Märzsitzung des Kreistages am vergangenen Montag. Ganz leicht ist diese Aufgabe jedoch nicht, auch wenn die Anzahl der berufsschulpflichtigen Jugendlichen zurzeit rückläufig ist.
300 Schülerinnen und Schüler mit Fluchthintergrund werden im laufenden Schuljahr in insgesamt 19 Berufsintegrations- und Berufsintegrationsvorklassen unterrichtet. Ein Großteil der jungen Flüchtlinge geht in einer eigens eingerichteten Außenstelle der Berufsschule München-Land in Feldkirchen zur Schule (12 Klassen), fünf Klassen gibt es am so genannten Future Campus in Oberschleißheim, angegliedert an die Jugendbegegnungsstätte des Kreisjugendringes München Land im Heiner-Janik-Haus, zwei weitere sind an der FOS/BOS in Unterschleißheim angesiedelt.
Im Fokus: Spracherwerb und berufliche Orientierung
Das zweijährige Vollzeitangebot für berufsschulpflichtige Asylbewerber und Flüchtlinge ist eine Sonderform des Berufsvorbereitungsjahres für berufsschulpflichtige junge Menschen ohne Ausbildungsverhältnis. In den Vorklassen liegt der Schwerpunkt vor allem auf dem Spracherwerb. In der eigentlichen Berufsschulintegrationsklasse steht dann die berufliche Orientierung im Mittelpunkt. In diesem zweiten Jahr absolvieren die jungen Männer und Frauen auch mehrere Praktika, um so Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu erhalten.
Die Klassen werden immer in Zusammenarbeit mit einem Kooperationspartner geführt, der die sozialpädagogische Betreuung der Schülerinnen und Schüler übernimmt, Lehrkräfte stellt und beispielsweise auch für die Betreuung der Praktika zuständig ist. Neben den bisweilen sehr mangelhaften Sprachkenntnissen erschweren auch die Folgen traumatischer Erlebnisse gepaart mit Zukunftsängsten den schulischen Alltag. Besonders schwer traumatisierten Flüchtlingen ermöglicht es der Landkreis München deshalb als freiwillige Leistung, die Berufsintegrationsklassen am Future Campus in Oberschleißheim in einem dreijährigen Modell zu absolvieren.
Interdisziplinärer Arbeitskreis Asyl und Schule
Um all die Aufgaben im Zusammenhang mit der beruflichen Integration junger Flüchtlinge zu bewältigen, gibt es seit 2016 den Arbeitskreis Asyl und Schule, der aus Mitarbeitern verschiedener Fachbereiche aus dem Landratsamt, wie dem Kreisjungendamt, dem Geschäftsbereich Asyl, dem Referat Hochbau, Immobilien und Schulen, dem Jobcenter, dem Referat Soziales oder den Bildungskoordinatoren, sowie externen Mitgliedern, z. B. die Schulleitungen, einem Vertreter der Regierung von Oberbayern und dem Kooperationspartner, der für das pädagogische Angebot verantwortlich ist, besteht.
Mit dem Aufbau der entsprechenden Strukturen für die Berufsintegrationsklassen ist die Arbeit des Arbeitskreises jedoch längst nicht beendet. Immer wieder ergeben sich neue Herausforderungen, die zu bewältigen sind. Sei es die Nachrüstung der EDV-Ausstattung, die Einführung von Alphabetisierungskursen oder die Beschulung schwangerer Frauen bzw. Frauen mit kleinen Kindern - es gibt immer wieder Punkte die noch nicht zufriedenstellen gelöst sind bzw. neue Situationen, für die kurzfristig Lösungen gefunden werden müssen. Künftig werden auch die Absolventen der Berufsintegrationsklassen im Fokus stehen, um sie - ebenso wie die Arbeitgeber auf der anderen Seite - beim Einstieg in das wirkliche Berufsleben bestmöglich zu unterstützen.