"Das Leben ist grau genug, drum male ich die Bilder bunt"
Ausstellung "Freiraum" eröffnet im Landratsamt
Farbenprächtige Gemälde, hübsch verzierte Gefäße und zahlreiche andere Kunsthandwerksarbeiten schmücken derzeit das Landratsamt am Mariahilfplatz. Alle Werke stammen aus den kreativen Köpfen und Händen der Bewohner des Hauses St. Benno in Oberschleißheim. Zur Vernissage am Mittwochabend kamen zahlreiche Besucher, um sich bei beschwingter Musik des Duos "Souvenirs" einen Eindruck von den Arbeiten zu machen.
Entstanden sind die ausgestellten Werke allesamt im Rahmen des kunsttherapeutischen Angebots des Hauses St. Benno. Die Künstler sind die Bewohner des Hauses, ältere wohnungslose Menschen mit erheblichen sozialen Schwierigkeiten sowie psychischen und/oder multiplen körperlichen Erkrankungen. Mit dem kreativen Arbeiten in der Kunsttherapie steigern sie ihre Konzentration, fördern die Motorik, erhöhen die Wahrnehmung und können gleichzeitig persönliche Anliegen verarbeiten.
Landrat Christoph Göbel freute sich sehr, dass auch einige Künstler am Mittwochabend den Weg ins Foyer des Landratsamtes gefunden hatten. "Eine Ausstellung ist immer auch der Ausdruck des künstlerischen Lebens im Landkreis", so Göbel. Umso schöner sei es, diesem außergewöhnlichen Projekt eine Plattform im Landratsamt bieten zu können - und das, "obwohl das Landratsamt nicht unbedingt mit dem Begriff "Freiraum" in Verbindung gebracht wird", wie Göbel augenzwinkernd bemerkte. Göbel dankte den Mitarbeitern des Hauses St. Benno und dem Katholischen Männerfürsorgeverein München e. V. (KMFV) für ihr Engagement und ihre wertvolle Arbeit und zollte den Künstlern Respekt für ihre Werke.
Dankesworte an die Ausstellenden gab es auch von KMFV-Vorstand Ludwig Mittermeier. "Danke, dass Sie den Mut haben, Ihre Bilder hier auszustellen und so der Öffentlichkeit zu zeigen, wie Sie die Freiräume nutzen. "Freiraum" bedeute ja laut Definition "die Freiheit, die eine Person oder eine Gruppe zur Entwicklung, Definition und Entfaltung ihrer Identität und Kreativität benötigt", so Mittermeier. Diese Freiräume würde das Haus St. Benno seinen Bewohnern bieten und so die Entstehung solcher Werke wie der nun ausgestellten fördern, erklärte der KMFV-Vorstand.
Über ihre Arbeit mit den Bewohnern sprach schließlich die Kunsttherapeutin Inge Jakobsen, die seit 2011 im Haus St. Benno arbeitet. Viele Kunstwerke entstünden nicht nur in der offenen Werkstatt des Hauses, sondern auch in den jeweiligen Zimmern der Bewohner. Der Ansatz der Kunsttherapie sei es, mit dem kreativen Potenzial der Bewohner zu arbeiten. Oft entstünden Gemälde aus langen Unterhaltungen heraus. Mit der Zeit habe jeder Teilnehmer seinen eigenen Stil entwickelt. Ölgemälde auf Leinwand finden sich in der Ausstellung deshalb ebenso wie Keramikarbeiten oder Aquarelle. Eines ist aber allen Ausstellungsstücken gleich: Sie spiegeln die Gedanken, Gefühle und Universen ihrer Schöpfer wider. Wie eindrücklich diese sein können, zeigt ein einfaches Zitat eines der Künstler, das Inge Jakobsen vorlas: "Das Leben ist grau genug - darum male ich die Bilder bunt."
Die Ausstellung ist noch bis 26. August 2016 wochentags von 8.00 bis 12.00 Uhr, donnerstags auch von 14.00 bis 17.30 Uhr, in den verschiedenen Stockwerken des Gebäudeteils A zu sehen.