Ehrenringe für vier Landkreisbürger
Festakt im Kleinen Theater Haar für herausragende Persönlichkeiten
Mit seinen Auszeichnungen sei der Landkreis äußerst sparsam, bemerkte Landrat Christoph Göbel bei der Festveranstaltung für vier verdiente Landkreisbürgerinnen und -bürger am Donnerstagabend im Kleinen Theater Haar. Den goldenen Ehrenring, also die höchstmögliche Auszeichnung des Landkreises zu erhalten, sei daher eine ganz besondere Ehre.
Mit dem Ehrenring bedenkt der Landkreis Personen, die öffentlich, vor allem im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder caritativen Bereich, tätig sind und deren Schaffen sich auf den gesamten Landkreis München auswirkt. Darüber hinaus müssen sie sich in hervorragender Weise um das Ansehen des Landkreises und das Wohl seiner Bevölkerung verdient gemacht haben und allgemein ein hohes Ansehen genießen. Vier Persönlichkeiten, auf die dies zutrifft, wurden von Landrat Göbel im Namen des gesamten Kreistags am gestrigen Abend ausgezeichnet. Die drei Frauen und ein Mann waren bzw. sind allesamt Mitglied des Kreistags und sie alle vereint die Liebe zum und das Engagement für den Landkreis München.
Die Akribische: Ulrike Beck
Insgesamt 24 Jahre gehörte Ulrike Beck aus Sauerlach für die CSU dem Kreistag des Landkreises München an. Alle vier Amtsperioden hindurch hatte sie einen Sitz im Jugendhilfeausschuss. „In diesem Ausschuss wurde wahrscheinlich kein einziger Tagesordnungspunkt behandelt, zu dem Ulrike Beck nicht Stellung bezogen hat“, so Göbel in seiner Laudatio. Sie habe ganz wesentlich zum Wandel der Jugendhilfe in eine proaktive und präventive Unterstützung beigetragen.
Auch hat sich die ehemalige Gymnasiallehrerein in mehreren Zweckverbänden weiterführender Schulen engagiert und entscheidend an großen Baumaßnahmen mitgewirkt. Von 2014 bis 2020 war Ulrike Beck, die dafür bekannt war, sämtliche Sitzungsvorlagen mit größter Akribie durchzuarbeiten, Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses – eine höchst verantwortungsvolle Position. Engagiert hat sie sich darüber hinaus besonders für die Umstrukturierung der Kreiskliniken, für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs sowie für die Entscheidung, dass der Landkreis München als so genannte Optionskommune Aufgaben der Agentur für Arbeit übernimmt und seit vielen Jahren ein eigenes Jobcenter betreibt. Auch in ihrer langjährigen Heimatgemeinde Sauerlach engagierte sie sich in der Kommunalpolitik. Insgesamt 19 Jahre gehörte sie dem Sauerlacher Gemeinderat an, davon zwölf Jahre als zweite Bürgermeisterin.
Das soziale Gewissen des Kreistags: Johanna Hagn
Beinahe genauso lang, nämlich 22 Jahre, saß Johanna Hagn für die SPD im Kreistag des Landkreises München. Göbel bezeichnete sie als das soziale Gewissen des Gremiums. Sie sei für all diejenigen Menschen eine starke Stimme, die die Unterstützung der Gesellschaft brauchen. Ihre ganze Amtszeit über gehörte sie daher auch dem Sozialhilfe- und späteren Sozialausschuss an. Sie war darüber hinaus Mitglied in zahlreichen weiteren Ausschüssen und Schulzweckverbänden. Bis heute, insgesamt 31 Jahre, gehört sie darüber hinaus dem Gemeinderat ihrer Heimatgemeinde Ismaning an.
Ihr Engagement über die politische Gremienarbeit hinaus ist gewaltig. Johanna Hagn war unter anderem langjährige Vorsitzende und Sprecherin der Nachbarschaftshilfe Ismaning und sorgte dafür, dass in den Nachbarschaftshilfen landkreisweit gültige Standards etabliert wurden. Zudem hat sie die Gründung der ARGE Nachbarschaftshilfen im Landkreis München initiiert, deren Vorsitzende sie von 1995 bis 2008 war. Seit 2004 ist Johanna Hagn zudem Hospiz- und Trauerbegleiterin. Sie gründete den Hospizkreis Ismaning, dessen Vorsitzende sie ist. Ihrer Initiative ist es auch zu verdanken, dass ein Konzept zur Hospizarbeit im Landkreis München entstand und es seit 2018 eine zentrale Koordinationsstelle des Hospiz- und Palliativwesens im Landkreis München gibt. Johanna Hagn hat Erich Kästners berühmten Ausspruch „Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.“ zu ihrem Lebensmotto gemacht. Durch ihre engagierte Netzwerkarbeit hat sie nicht nur verschiedene Initiativen im Landkreis in die Zusammenarbeit geführt, sie hat so eine Vielzahl wichtiger Angebote über den ganzen Landkreis ausgebreitet. Die lange Liste an Auszeichnungen bis hin zum Bundesverdienstkreuz am Bande, die Johanna Hagn erhalten hat, zeugen zudem von ihrem beeindruckenden Engagement.
Der aktive Kreisrat: Christoph Nadler
Nur wenigen Kreisräten wird die höchste Ehre des Landkreises zuteil, solange sie noch aktives Mitglied des Gremiums sind. Christoph Nadler ist einer von ihnen. Seit 26 Jahren vertritt Nadler die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag des Landkreises München und ist seit 2020 auch weiterer Stellvertreter des Landrats. Seit 24 Jahren ist er Mitglied des Kreisausschusses und beinahe genauso lang Mitglied des Finanzausschusses. Göbel erinnerte in seiner Laudatio an die Zeit, als die Grünen noch mit wenigen Sitzen im Kreistag vertreten waren. Dass sie heute eine große und bedeutende Fraktion im Kreistag des Landkreises München darstellen, sei zu einem wesentlichen Teil Christoph Nadler zu verdanken.
Besonders wichtig ist Nadler der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die unmittelbare Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, etwa bei der Errichtung von Photovoltaikanlagen. Göbel lobte die hervorragende Zusammenarbeit mit Christoph Nadler, dessen Politikstil von höchstem Verantwortungsbewusstsein und größter Verlässlichkeit getragen sei.
Auch in seiner Heimatgemeinde Taufkirchen bringt sich Nadler in der Kommunalpolitik ein. 16 Jahre gehörte er dem Gemeinderat an, engagierte sich aber auch als Vorsitzender des Umwelt- und Agendabeirats sowie der Ortsgruppe Taufkirchen des BUND.
Die Unangreifbare: Brigitte Thoma
Als eine ganz besondere Kollegin bezeichnete Landrat Göbel Brigitte Thoma aus Ismaning. 18 Jahre lang saß sie für die Freien Wähler im Kreistag des Landkreises München. Die komplette Amtszeit hindurch gehörte sie dem Sozialausschuss sowie dem Jugendhilfeausschuss an. Darüber hinaus engagierte sie sich unter anderem im Klinikbeirat sowie im Sparkassenzweckverband. Niemals habe sie in einer politischen Diskussion die Fassung verloren, sie sei allen Kolleginnen und Kollegen immer mit größtem Anstand und Würde begegnet. In ihren Beiträgen haben sie die Sache immer auf den Punkt gebracht, so Göbel. Und wenn die Statistik des Landratsamts stimme, so habe sie in den ganzen 18 Jahren nicht in einer einzigen Sitzung gefehlt.
In ihrer Heimatgemeinde Ismaning war sie überdies 30 Jahre lang Mitglied des Gemeinderats, 24 Jahre davon vertrat sie als Dritte Bürgermeisterin die Gemeinde an prominenter Position. In Ismaning engagierte und engagiert sich Brigitte Thoma bis heute ganz besonders im sozialen Bereich. Sie wirkte bei der Einrichtung einer Seniorenwohnanlage mit und machte sich für die Familien- und Schwangerenberatung stark. Ein wichtiges Anliegen ist ihr zudem das Engagement gegen Rechtsextremismus und für mehr Demokratie. Darüber hinaus steht sie seit 20 Jahren Woche für Woche am Ismaninger Tisch.
Eine Vielzahl angesehener Persönlichkeiten zollte den neuen Ehrenringträgern ihre Anerkennung: Landtagsabgeordnete, Kreisräte und Bürgermeister bis hin zu zahlreichen Vertretern aus dem Kreis der Ehrenringträger selbst. Für den passenden musikalischen Rahmen des Abends sorgte das virtuose Ignatius Streichquartett. Mit dem gestrigen Abend hat sich die Anzahl der Ehrenringträger auf 30 lebende Persönlichkeiten erhöht. Maximal 58 Personen können gleichzeitig Träger der hohen Auszeichnung sein.