Ein Handbuch für den Klimaschutz
Kreisverwaltung entwirft Leitfaden für nachhaltige Beschaffung im Landratsamt
Der Landkreis München treibt die Umsetzung des Handlungsprogramms der 29++ Klima. Energie. Initiative. auch im eigenen Aufgabenbereich weiter voran. Neuestes Projekt ist die Erarbeitung eines Handbuchs zur nachhaltigen Beschaffung. Es soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung leichter machen, bei der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen auf umweltgerechte Ausführung zu achten.
Öffentliche Hand ist größter Einkäufer Deutschlands
Mit rund 260 Milliarden Euro jährlich ist der öffentliche Sektor laut Umweltbundesamt der größte Abnehmer von Dienstleistungen und Produkten in Deutschland. Entsprechend groß ist die Bedeutung, wenn auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene beim Einkauf auf Lebenszykluskosten, Reparatur- und Recyclingfähigkeit, Klimabelastung und Ressourcenverbrauch geachtet wird. Insbesondere den Gebietskörperschaften kommt deshalb auch eine Vorbildfunktion zu. Schließlich bestimmt auch hier die Nachfrage das Angebot.
Dieser Vorbildfunktion möchte der Landkreis München gerecht werden. Die bereits seit 1998 bestehende Zertifizierung des Umweltmanagements der Verwaltung entsprechend der Vorgaben der Europäischen Union ("EG-Öko-Audit"/EMAS) soll deshalb um eine Handreichung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ergänzt werden, die praxisnah und leicht verständlich bei der Integration nachhaltiger Kriterien für die Beschaffung in den Arbeitsalltag hilft.
Orientierung am "Kompass Nachhaltigkeit"
Bereits seit Mitte 2017 arbeiten Vertreter unterschiedlichster Verwaltungseinheiten, wie beispielsweise aus dem Umweltmanagement, der Vergabestelle, der Organisation oder dem Immobilienmanagement daran, nachhaltige Kriterien in den Beschaffungsprozess des Landratsamtes zu integrieren. Am Ende wird ein Handbuch entstehen, der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung unter anderem mit Informationen zu geltenden Rechtsvorschriften in EU-weiten und nationalen Vergabeverfahren, Gütezeichen und Labels (z. B. Blauer Engel, Energy Star) sowie Textbausteinen für Ausschreibungen unterstützt.
Der Leitfaden orientiert sich dabei an den Empfehlungen des "Kompass Nachhaltigkeit", einem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geförderten Internetportal (http://oeffentlichebeschaffung.kompass-nachhaltigkeit.de/). Das Onlineportal unterstützt Bund, Länder und Kommunen beim sozial- und umweltverträglichen Einkauf. Der Leitfaden zeigt, an welchen Stufen des Beschaffungsprozesses, von der Bedarfsfeststellung bis zum Vertragsmanagement, Nachhaltigkeitsaspekte in welcher Form berücksichtigt werden können. So können beispielsweise der tatsächliche Bedarf sowie die Umweltrelevanz von Produkt und Lieferanten geprüft werden. Für Produkt- wie Lieferantenauswahl werden dazu klare Kriterien und Standards entwickelt, an denen sich die Verwaltung bei der Beschaffung orientiert. So könnten beispielsweise Umweltstandards von Lieferanten und Auftragnehmern abgefragt und dokumentiert werden. Die Ergebnisse der Abfrage können dann z. B. in Ausschreibungen in den Zuschlagskriterien berücksichtigt und so bei im Übrigen gleichwertigen Angeboten eine ausschlaggebende Rolle spielen.
Umsetzung erfolgt schrittweise
Als erster Schritt in der Umsetzung erfolgte die Identifizierung relevanter Produktgruppen in der Beschaffung. Für jede dieser Produktgruppen, von Reinigungsmitteln bis zur Energieversorgung, wird im Anschluss ein spezifisches Kapitel im Handbuch erarbeitet. Darin werden auch die jeweils unterschiedlichen Beschaffungsarten berücksichtigt. Die betreffenden Mitarbeiter erhalten dann eine Einweisung in die fachrelevanten Nachhaltigkeitsaspekte. Bei Ausschreibungen steht neben der zentralen Vergabestelle auch das interne Umweltmanagement beratend zur Seite.
Auch in der weiteren Ausarbeitung des Handbuchs zur nachhaltigen Beschaffung werden interessierte Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten, sich aktiv an der inhaltlichen Ausgestaltung zu beteiligen. Das Handbuch soll kein starrer Leitfaden sein, sondern wird Schritt für Schritt weiterentwickelt und auch immer wieder überarbeitet und ergänzt werden.
Neuestes Projekt zur nachhaltigen Beschaffung: Mehrwegbecher
Auch wenn das Handbuch selbst derzeit noch in der Entstehung ist - einige Projekte zur Förderung einer nachhaltigen Beschaffungskultur im Landratsamt befinden sich bereits im der Umsetzung. Vieles wirkt dabei hauptsächlich nach innen. Aber nun hat das interne Umweltmanagement ein Projekt angestoßen, das auch für Kunden und Besucher des Landratsamtes sichtbar sein wird. Demnächst stehen im Foyer des Landratsamtes am Mariahilfplatz Mehrweg-Pfandbecher für den dort angebrachten Wasserspender zur Verfügung. Sie lösen die bisher verwendeten Einwegbecher ab. Die wiederverwendbaren Becher von RECUP, die bereits in zahlreichen Cafés und Bäckereien erhältlich sind, können dann an der Information gegen ein Pfand von einem Euro mitgenommen und jederzeit wieder zurückgegeben werden. Damit spart das Landratsamt rund 200 Einwegbecher pro Tag ein, die andernfalls im Müll landen würden.