Ein Jahr MVG Rad im Landkreis München
Erfreuliche Nutzerzahlen in den ersten Monaten / Lückenschluss für die „letzte Meile“
Am 5. Oktober 2018 wurde in Garching die erste Mietradstation im Landkreis München eröffnet. 162 Stationen mit über 1.100 Rädern sind seitdem in insgesamt 21 kreisangehörigen Städten und Gemeinden in Betrieb gegangen – und sie werden rege genutzt. Das zeigen die ersten Zahlen, die nun vorliegen. Landkreisweit wird das System gut angenommen. Insbesondere in Garching, Ismaning, Neubiberg und Planegg hat das MVG Rad gut Fahrt aufgenommen, aber auch in den übrigen Kommunen sind die Nutzerzahlen beachtlich. Dabei nutzen die meisten Mieter die Räder für Fahrten innerhalb ihrer Stadt oder Gemeinde. Vor allem die Wege der sogenannten „letzten Meile“ spielen dabei eine wichtige Rolle.
Mietrad von Beginn an gut angenommen – Vernetzung zwischen Landkreis und Stadt
Die Ergebnisse des ersten vollständigen Auswertungsjahrs werden zwar erst Mitte 2020 vorliegen, dennoch lassen die ersten Nutzerzahlen erfreuliche Entwicklungen erkennen. So wurden in allen teilnehmenden Kommunen im nun ausgewerteten Zeitraum von Januar bis September 2019 die Räder insgesamt rund 57.100 Mal ausgeliehen. Ein Ergebnis, mit dem Landkreis und MVG sehr zufrieden sind, insbesondere, da zahlreiche Stationen erst zwischen April und Juni 2019 in Betrieb genommen wurden.
Bereits im nasskalten Januar 2019, als lediglich 40 Stationen mit insgesamt knapp 270 Rädern in Betrieb waren, wurden 331 Ausleihen getätigt. Schon im März konnten dann mehr als 1.500 Ausleihen bei 566 betriebsbereiten Rädern verzeichnet werden. Im Sommer konnte dann auch die Marke von 10.000 Ausleihen geknackt werden. Knapp 13.000 Ausleihen wurden allein im Juli 2019 gebucht.
Dass im Auswertungszeitraum insgesamt mehr Räder ausgeliehen als zurückgebracht wurden, zeigt, dass auch die Vernetzung mit der Landeshauptstadt München gut funktioniert und viele Fahrten aus dem Landkreis dort enden. Zwar finden rund die Hälfte bis zwei Drittel aller Fahrten innerhalb einer Kommune statt; knapp ein Drittel bewegt sich jedoch auch in angrenzende Kommunen und vor allem in Richtung Landeshauptstadt. Besonders zwischen den an die Stadt angrenzenden Kommunen gibt es starke Wechselbeziehungen von und nach München.
Alltags- und Pendelfahrten überwiegen – Überwindung der „letzten Meile“
Mehr als drei Viertel der Fahrten zwischen Juni und September 2019 fanden von Montag bis Freitag statt. Über ein Drittel aller Ausleihen wurden dabei zwischen 16 und 20 Uhr getätigt, aber auch zur Vormittags- und Mittagszeit wurden die Räder gut in Anspruch genommen. Dass das MVG Rad insbesondere zu Feierabendzeiten überdurchschnittlich gut angenommen wird, führen die Verantwortlichen vor allem auch auf die höhere Flexibilität des Mietrads gegenüber dem ÖPNV zurück. Dafür spricht auch, dass sich die meistgenutzten Mietradstationen überwiegend an S- und U-Bahnhöfen befinden. Ebenfalls gut genutzt sind Hochschulstandorte, wie etwa in Garching, Ortsmitten, Gewerbegebiete und Standorte mit angeschlossener Freizeitnutzung.
Bei den Fahrten an den Wochenenden handelt es sich vermutlich meist um Freizeitfahrten sowie um Fahrten zum Schließen von Angebotslücken aufgrund niedrigerer Taktung des ÖPNV an Wochenenden.
Die meisten Fahrten wurden in den vergangenen Monaten in Garching (16.500 Ausleihen), Ismaning (4.756), Haar (4.508), Neubiberg (3.651) und Planegg (3.585) getätigt, wobei Garching, Ismaning und Planegg im gesamten Auswertungszeitraum am Netz waren, die Stationen in Haar und Neubiberg dagegen erst seit April. Während in Garching, Haar und Ismaning die Räder hauptsächlich für Fahrten innerhalb des Ortes genutzt werden, stehen in Neubiberg und Planegg die Fahrten von bzw. nach München im Fokus.
Aber auch in Aying, wo seit Mai 2019 eine Station mit vier Rädern betrieben wird, wurden bisher mehr als 50 Räder ausgeliehen und sogar rund 90 zurückgegeben. Dabei nutzen die Bürgerinnen und Bürger das Angebot des MVG Rads hier insbesondere, um von Aying nach Brunnthal bzw. von Brunnthal und Höhenkirchen-Siegertsbrunn zurück nach Aying zu kommen. Dabei dürfte Höhenkirchen-Siegertsbrunn vor allem aufgrund der ab dort im 20-Minuten-Takt verkehrenden S-Bahn interessant sein. Von Brunnthal besteht dagegen eine Busverbindung nach Neuperlach-Süd, die vor allem aufgrund der ab dort verkehrenden U-Bahn U5 wichtiges Ziel sein dürfte.
Landrat Christoph Göbel zeigte sich erfreut über diese ersten Auswertungen zum MVG Rad im Landkreis München: „Die Summe von über 110.000 Ausleihen und Rückgaben allein im ersten Jahr, in dem ja bis August die Stationen erst Schritt für Schritt an das Netz angebunden wurden, halte ich für bemerkenswert. Dass die meistgenutzten Stationen diejenigen sind, die an den schienengebundenen öffentlichen Nahverkehr andocken, zeigt, dass das MVG Rad im Landkreis München genau dafür genutzt wird, wozu es gedacht ist: zur Überwindung der letzten Meile und als gelungene Alternative bzw. Ergänzung zu Pkw und Schiene“, so Göbel. Auch die zunehmende verkehrliche Vernetzung zwischen den Kommunen im Landkreis und der Landeshauptstadt beweise einmal mehr, dass Mobilitätsplanung und verkehrliche Infrastruktur nicht an Gemeinde-, Stadt- oder Landkreisgrenzen Halt machen dürften. „Wir müssen unseren Blick beim Thema Mobilität weiten und das Gesamtbild im Auge haben“, so Göbel. „Ich bin zuversichtlich, dass das MVG Rad dauerhaft zur verkehrlichen Vernetzung von Stadt und Landkreis beitragen und sich zu einem wesentlichen Bestandteil unserer neuen Mobilität entwickeln wird.“
Betrieb bis 2023 – danach weitere Planungen
Die Gesamtinvestitionen für die Ausweitung des MVG Rads in den Landkreis beliefen sich auf rund 3,6 Mio. Euro. Die Tiefbaukosten und die Vorbereitung der Grundstücke haben die teilnehmenden Kommunen selbst übernommen. Für das Modellprojekt erhielt der Landkreis eine umfangreiche Förderung des Bundes. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit unterstützte das Vorhaben des Landkreises mit mehr als drei Millionen Euro. Die verbleibenden Kosten teilten sich der Landkreis und die beteiligten Kommunen paritätisch zu je 50 Prozent. Einige Kommunen haben zudem Sponsoren für ihre Stationen akquiriert. Auch bei den nicht durch Einnahmen gedeckten Betriebskosten beteiligen sich Landkreis und Kommunen zu gleichen Teilen. Je mehr gefahren wird, desto geringer sind die von Kommunen und Landkreis auszugleichenden Kosten. Auch dies ist bundesweit ein Novum.
Das System muss nach Vorgaben des Fördergebers mindestens fünf Jahre betrieben werden. Für eine Entscheidung, wie es danach weitergeht, wird in dieser Zeit eine umfangreiche Evaluation durchgeführt – auch um zu erkennen, wo und wie das Angebot genutzt wird, und um gegebenenfalls konzeptionell nachbessern zu können.