Eine Auszeichnung für die Vorreiter
Landrat ehrt Pilotgemeinden im Projekt „demenzfreundliche Kommune“
Bereits seit einigen Jahren arbeitet der Landkreis München daran, „demenzfreundlicher Landkreis“ zu werden. Im Jahr 2015 hat der Kreistag des Landkreises München dazu eine Demenzstrategie beschlossen, die die Versorgung von Menschen mit Demenz sowie deren Angehörigen verbessern soll. 2016 ging daraus das Projekt „Selbstbestimmt leben mit Demenz in der Kommune – Wege gemeinsam gehen“ hervor. Neun Kommunen hatten sich für die Teilnahme an dem mit vom Landkreis mit 4.500 Euro geförderten Pilotprojekt zur Umsetzung einer örtlichen Demenzstrategie beworben und in den vergangenen Jahren intensiv daran gearbeitet, ein flächendeckendes ambulantes Versorgungsangebot für Demenzbetroffene und deren Angehörige zu schaffen und die Teilhabe dieser Menschen an der Gesellschaft zu sichern. Jetzt wurden diese neun Kommunen im Rahmen einer Feierstunde im Landratsamt für ihr Engagement ausgezeichnet.
Aus den Händen von Landrat Christoph Göbel erhielten die Gemeinden Aschheim, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Kirchheim, Oberhaching, Oberschleißheim, Pullach, Taufkirchen, Unterföhring und Unterhaching eine Ehrenurkunde für die zahlreichen Aktionen und Angebote, die sie in den letzten Jahren entwickelt und etabliert haben. „Die Auszeichnung der ersten ‚demenzfreundlichen Kommunen‘ im Landkreis ist ein ganz besonderes Ereignis für mich, aber auch für den gesamten Landkreis. Sie haben sich auf den Weg gemacht, in Ihrem Umfeld und für Ihre Bürgerinnen und Bürger eine gut durchdachte und innovative Infrastruktur zu schaffen, mit der das Leben und der Umgang mit Demenz erleichtert und das Thema in die Mitte unserer Gesellschaft gerückt wird. Hier haben Sie mit großem Engagement und viel Mut in den vergangenen Jahren echte Pionierarbeit geleistet“, richtete der Landrat seinen Dank an die neun ausgezeichneten Kommunen. Demenz sei äußerst vielfältig in ihren Ursachen, Erscheinungsformen und Wirkungen, darum sei es umso wichtiger, geeignete Unterstützungsstrukturen zu entwickeln und ein tragfähiges Netzwerk aller Beteiligten zu bilden, um den von der Erkrankung betroffenen Menschen die bestmögliche Hilfe angedeihen zu lassen, so Göbel weiter.
Umfangreiches Angebot für Betroffene und Angehörige
So unterschiedlich das Krankheitsbild in seinen Ausprägungen, so vielfältig sind auch die Angebote, die die neun Pilotgemeinden in den vergangenen vier Jahren entwickelt haben. Ziel ist es, Menschen mit Demenz sowie deren Angehörigen Unterstützung zu bieten in Form von Beratung und Informationen sowie Hilfestellungen im Alltag. So gibt es beispielsweise Demenzsprechstunden und Workshops für interessierte Bürger, Vorträge, Beratungsstunden und Austauschrunden für Angehörige und Helfer oder örtliche Facharbeitskreise für Auf- und Ausbau des Angebots. Demenz-Wohngemeinschaften wurden ebenso eingerichtet wie Betreuungsgruppen für Betroffene. In Zusammenarbeit mit Trägern der freien Wohlfahrtspflege wurden Fahrdienste, Seniorentreffs oder Tanztees organisiert, Broschüren mit Hilfsangeboten entwickelt und zahlreiche Themenabende und sogar ganze Veranstaltungswochen rund um das Thema Demenz auf die Beine gestellt. Die Angebote stießen durchweg auf sehr großes Interesse, so dass beispielsweise Themenabende oder Werkstätten verlängert oder mehrmals angeboten wurden, um alle Fragen und Sorgen zu besprechen.
Während des gesamten Projektzeitraums und auch weiterhin bietet das Landratsamt München jährliche Austauschtreffen mit den Projektleitern der demenzfreundlichen Kommunen ebenso an wie Schulungen und Vorträge für Fachkräfte. Für das Jahr 2020 ist zudem ein weiterer „Fachtag Demenz“ geplant.
Besonders eindrucksvoll und gerne genutzt war auch der „Demenzparcours“ des Landratsamts: Dabei handelt es sich um verschiedene Stationen, welche Menschen ohne Demenz anhand praktischer Beispiele aufzeigen, welche Hürden demenzkranke Menschen überwinden müssen, um im Alltag zurechtzukommen. Der Demenzparcours kann über das Landratsamt München für Veranstaltungen vor Ort gebucht werden.
Vier weitere Modellkommunen erhalten eine Förderung
Nach dem überzeugenden Erfolg des Pilotprojekts wurde im Frühjahr 2019 eine weitere Bewerbungsrunde ausgeschrieben und somit den verbleibenden 20 Kommunen die Möglichkeit geboten, sich am Modellprojekt zu beteiligen.
Beworben haben sich die Städte Garching und Unterschleißheim sowie die Gemeinden Neuried und Ismaning. Alle Kommunen haben Bewerbungen vorgelegt, die den Anforderungen an eine demenzfreundliche Kommune bestens entsprechen und die Fachexperten überzeugen konnten.
Der zuständige Sozialausschuss des Landkreises München hat deshalb beschlossen, auch diese vier Bewerbungen als demenzfreundliche Kommunen auszuzeichnen und eine entsprechende Förderung von 4.500 Euro zu vergeben. Die Projektkommunen beteiligen sich bei der Umsetzung selbst jeweils mit einem Eigenanteil von ebenfalls mindestens 4.500 Euro.