Eine halbe Milliarde für den Schulbau
Mindestens 21 weiterführende Schulen müssen bis 2035 neu gebaut oder erweitert werden
Andernorts müssen Schulen aufgrund zu geringer Schülerzahlen verkleinert, zusammengelegt oder gar geschlossen werden. Im Landkreis München ist der Trend erfreulicherweise umgekehrt. Die Schülerzahlen steigen weiter an. Das heißt aber auch, dass es in den Schulen eng wird. Viele arbeiten bereits heute an ihren Kapazitätsgrenzen bzw. nähern sich ihnen mit großen Schritten – und das, obwohl im Landkreis in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Neu- und Erweiterungsbauten realisiert wurden. Bei den Gymnasien kommt noch verstärkend der Effekt aus der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums (G9) hinzu, der den Schulen wieder eine ganze Klassenstufe mehr beschwert.
Strategische Bedarfsplanung
Um von derartigen Entwicklungen nicht überrascht zu werden, arbeitet der Landkreis München seit vielen Jahren mit einem Schulbedarfsplan, der regelmäßig fortgeschrieben wird. Dieser erlaubt eine vorausschauende strategische Planung. Und trotzdem: Bekommt man die Bedarfe einmal über den gesamten Landkreis und sämtliche weiterführende Schularten hinweg in der Zusammenschau präsentiert, wird schnell klar: Da steht dem Landkreis ein immenses Pensum nicht nur an Arbeit, sondern auch an Investitionskosten ins Haus.
Auf eine Summe von mehr als 485 Mio. Euro kommen die Fachleute im Landratsamt allein bei den heute schon bezifferbaren Projekten. Ganz konkret stehen bei den Gymnasien in Gräfelfing, Haar und Planegg Erweiterungen, in Kirchheim ein Ersatzneubau und in Unterföhring sowie in Aschheim ein Neubau an. Weitere Neubauten sind in Feldkirchen, Sauerlach und an einem weiteren Standort im Norden des Landkreises geplant.
Erweitert werden soll darüber hinaus die Realschule Aschheim. Der Errichtung einer Realschule in Haar wurde bereits im April 2015 vom Kultusministerium zugestimmt. Weitere neue Realschulstandorte sind für Oberhaching, Höhenkirchen-Siegertsbrunn sowie einem weiteren Standort im Norden vorgesehen.
Noch nicht auf der „Rechnung“
Noch nicht in die Kostenkalkulation einbezogen sind mögliche Erweiterungen an der Realschule Taufkirchen oder auch den Gymnasien in Ottobrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn sowie ein evtl. gymnasialer Neubau im Neubiberger Ortsteil Unterbiberg.
Von den Investitionskosten der genannten Schulen, die in der Regel von Schulzweckverbänden betrieben werden, trägt der Landkreis jeweils einen Kostenanteil von 70 Prozent der zuweisungsfähigen Kosten. Aber auch bei den kreiseigenen Schulen ist vieles in Bewegung. Die Berufsschule München-Riem muss dringend erweitert werden, nicht nur um dort künftig die bereits etablierten Ausbildungsrichtungen Hauswirtschaft, Landwirtschaft und Pferdewirtschaft zu optimieren; geplant ist, dort zusätzlich auch eine Berufsfachschule für Kinderpflege sowie möglichst auch eine
Fachakademie für Sozialpädagogik neu anzusiedeln. Auch ein Schülerwohnheim sowie neue Sporthallen sollen dort entstehen.
Die noch junge, aber bisher einzige Berufliche Oberschule in Unterschleißheim ist schon an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Zwei weitere Schulen dieses Typs sind in den Gemeinden Haar und Oberhaching vorgesehen.
Bei den kreiseigenen Schulen trägt der Landkreis 100 Prozent der Kosten.
Kostenfaktor Gastschüler
Wenn sich auch der Kreistag in seiner Sitzung am 10. Dezember dem Votum des Ausschusses für Bauen und Schulen anschließt, dürften die bislang kalkulierten 485 Mio. Euro schnell auf eine halbe Milliarde ansteigen. Um die Kommunen weiter zu entlasten, soll der Landkreis nach dem Willen der Ausschussmitglieder zu den heute 70 Prozent Investitionskosten auch noch 100 Prozent der tatsächlichen Kosten tragen, die durch Gastschüler aus der Stadt München oder angrenzenden Landkreisen erzeugt werden, sofern sie einen Anteil von mehr als zehn Prozent der Schülerschaft stellen. Dies ist aktuell an zwölf von 19 Schulen im Bestand der Fall. Im Gegenzug will man mit Stadt und Nachbarlandkreisen über einen freiwilligen, einmaligen Investitionskostenzuschuss verhandeln.
„Dies könne dann auch umgekehrt so gehandhabt werden,“ bemerkt Landrat Christoph Göbel in Hinblick auf zukünftige Projekte. „Auch sei wünschenswert und denkbar, über Schulen auf Münchner Flur in Nähe der Landkreisgrenze nachzudenken, die dann ihrerseits die Schullandschaft des Landkreises entlasten würden.“ Ein solch gemeinsamer Weg sei lange Zeit nicht denkbar gewesen, heute ist das Gesprächsklima ein sehr offenes, so der Landrat weiter.