Eine Schullandschaft in Bewegung
Weitere Neugründungen von Realschulen und Gymnasien in greifbarer Nähe
Schon bald soll es für alle Schülerinnen und Schüler des Landkreises München wohnortnahe Fachoberschulen geben. Der Kreistag hat dafür die Weichen gestellt. Neben der bestehenden Schule in Unterschleißheim soll nun auch in Haar und in Oberhaching jeweils eine neue Fachoberschule errichten werden. Außerdem wurde eine Beteiligung an einer ebenfalls neuen FOS in Germering im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck beschlossen.
Noch viel zu tun gibt es hingegen bei den Realschulen und Gymnasien. Der Schulbedarfsplan, der nach der Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums noch einmal überarbeitet wurde, weist deutliche Zuwächse bei den Schülerzahlen aus. Bei manchen Gymnasien im Landkreis sagen die Gutachter sogar Zunahmen von mehr als 50 Prozent und Schülerzahlen von teils deutlich über 1.000 Schülern im Prognosezeitraum voraus. Aber auch die Realschulen reichen absehbar nicht aus und bieten nicht mehr genügend Platz für die stetig steigende Nachfrage.
Um nicht wie viele Jahre lang auf diese Dynamik in Eile reagieren zu müssen, haben sich Kreistag und Landratsamt vorgenommen, rechtzeitig und perspektivisch die Entwicklung der Schullandschaft im Auge zu behalten und Vorsorge zu treffen.
Drei neue Realschulen
Zusammen mit der neu zu schaffenden Fachoberschule soll daher nun auch eine Realschule auf einem gemeinsamen Schulcampus am Deisenhofener S-Bahnhof entstehen. Damit kann absehbar die bestehende Realschule in Taufkirchen entlastet werden, für die die Gutachter andernfalls eine Gesamtzahl von fast 1.300 Schülern im Jahr 2035 voraussagen.
Auch für die Realschule Neubiberg weist der Schulbedarfsplan für das Jahr 2035 eine Gesamtschülerzahl von annähernd 1.150 Schülern aus. Um dafür bestmöglich Entlastung zu schaffen, erweist sich die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn als bester Standort. Dort könnte das Gymnasium mit einer Realschule erweitert werden.
Ohne die bestehenden Realschulen zu gefährden, erreichen beide Realschulen - in Oberhaching und in Höhenkirchen - ausreichend Schülerpotenzial, um als eigenständige Schulen eine Chance auf Genehmigung durch das Kultusministerium zu haben. Für alle Realschüler im Süden und Südosten des Landkreises wäre so wohnortnah ein bedarfsgerechtes Bildungsangebot gesichert. Zusammen mit der bereits genehmigten Realschule in Haar könnte damit mittelfristig der prognostizierte Bedarf an Realschulplätzen im Landkreis München abgedeckt werden.
Auswirkungen des G9 nicht gänzlich absehbar
Bei den Gymnasien hat die im Frühjahr dieses Jahres getroffene Entscheidung zur kurzfristigen Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums (G9) die Schülerprognosen nochmals um rund zehn Prozent erhöht. Was jedoch heute längst nicht absehbar ist, ist der sich daraus ergebende tatsächliche Raumbedarf. Denn dieser hängt ganz wesentlich davon ab, wie der Lehrplan für die neue Oberstufe aussehen wird. Dieser soll voraussichtlich zu Beginn des Schuljahrs 2019/2020 vorliegen.
Schon heute ist jedoch sicher, dass die bestehenden Schulen massive Zuwächse, teilweise von mehr als 50 Prozent, aufweisen werden. Hieraus ergibt sich dringender Handlungsbedarf. Kratzen schon jetzt einige Schulen an der 1.300-Schüler-Marke, so sind im Jahr 2035 Schülerzahlen von 1.500 bis annähernd 2.000 keine Seltenheit, sofern nicht für Abhilfe gesorgt wird. Die neu entstehenden Gymnasien in Ismaning und Unterföhring sind bei dieser Berechnung schon berücksichtigt.
Bereits festgelegt hat man sich auf Aschheim als weiteren Standort eines Gymnasiums im östlichen Landkreis. Dieser soll das Gymnasium in Kirchheim entlasten, dem unter heutigen Bedingungen Spitzenwerte von mehr als 1.970 Schüler im Jahr 2035 vorausgesagt werden. In Zusammenschau mit dem ebenfalls schülerreichen Ernst-Mach-Gymnasium Haar geht man im Landratsamt aber davon aus, weiteren Entlastungsbedarf im östlichen Landkreis zu haben.
Dies gilt auch für den Landkreisnorden, wo trotz der Neubauten in Ismaning und Unterföhring am Unterschleißheimer Carl-Orff-Gymnasium Zahlen von über 1.700 Schülern vorausgesagt werden.
Realistisch: ein Gymnasium in Sauerlach
Aber auch im südlichen Landkreisgebiet muss mittelfristig für Entlastung der bestehenden Gymnasien gesorgt werden. Der in den Fokus genommene Standort Sauerlach erweist sich nach ersten Vorausberechnungen dafür als äußerst geeignet. Mit mehr als 820 Schülern im Jahr 2035 sind die Chancen auf eine Genehmigung sehr gut, weshalb im Landratsamt eine vertiefende Studie dazu in Auftrag gegeben wurde. Auch der Kreistag beschloss einstimmig, eine solche Standortentwicklung zu verfolgen.
Der Landkreis München steht also in den kommenden Jahren vor gewaltigen Aufgaben und Ausgaben. "Die Ausgaben werden sich rechnen", so Landrat Christoph Göbel. "Denn Investitionen in die Bildung haben sich schon immer und überall vielfach ausgezahlt und werden es in einer Wissenschaftsregion wie dem Landkreis München erst recht tun."