Erfolgreicher Aktionstag in Oberhaching
Demenzfreundliche Kommune informiert über Angebote und Erkenntnisse zum Thema Demenz
Welche Beratungsangebote gibt es in Oberhaching für Menschen mit Demenz? An wen kann ich mich als Angehöriger eines an Demenz erkrankten Menschen wenden, wenn ich selbst keine Kraft mehr habe? Gibt es neue medizinische Forschungen zum Thema Demenz? Für diese und viele weitere Fragen hat die Gemeinde Oberhaching am 17. Februar 2018 einen informativen und abwechslungsreichen Aktionstag organisiert und Menschen mit Demenz, deren Angehörigen sowie interessierten Bürgerinnen und Bürger aus Oberhaching und darüber hinaus Antworten geboten. Über 150 Besucher nutzen die Gelegenheit, sich im Bürgersaal beim Forstner näher über das Thema zu informieren. In Oberhaching leben rund 250 Menschen mit Demenz.
Nach der Begrüßung durch den Ersten Bürgermeister Stefan Schelle zeigte Professor Dr. Hans Förstl, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar, die medizinischen Aspekte der Demenz auf. In sehr anschaulicher Art und Weise gewährte er u. a. Einblicke in die verschiedenen Formen von Demenz. Mit einem Augenzwinkern erhielt das Publikum ergänzende Empfehlungen zur Prävention.
Pastoralreferentin Renate Galle beleuchtete den Umgang mit Menschen mit Demenz aus seelsorgerischer Sicht. Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer auch von dem sehr persönlichen Interview, das Jürgen Hoerner von der Alzheimer-Gesellschaft Landkreis München e. V. mit Karl Weigand führte, der sich über viele Jahre zu Hause um seine Frau kümmerte, die bereits im Alter von 58 Jahren an Demenz erkrankte und inzwischen verstarb. Weigand berichtete eindrücklich von den gemeinsamen Aktivitäten in den verschiedenen Stadien der Erkrankung. Als es ihm nicht mehr möglich war, seine Frau zu pflegen, zog sie in eine stationäre Einrichtung, in der Weigand sie täglich besuchte. Er ermutigte die anwesenden Angehörigen, Unterstützung ohne Scham anzunehmen und schilderte dem Publikum die schönen Momente mit seiner Frau, die überwogen.
In der Mittagspause und zwischen den Vorträgen hatten die Besucher die Gelegenheit, sich mittels des Demenzparcours des Landratsamts in die Situation eines an Demenz Erkrankten hineinzuversetzen. Einige Angehörige tauschten sich nach dieser Art der Selbsterfahrung untereinander aus und berichteten von konkreten Situationen mit ihren an Demenz erkrankten Elternteilen oder Partnern.
Alle Bürgerinnen und Bürger konnten sich während des gesamten Tages zudem an Informationsständen über konkrete Beratungs- und Hilfeangebote in Oberhaching informieren. Die Gemeindebücherei bot ein breites Spektrum an Literatur zum Thema Demenz an. Zu den zahlreichen Ausstellern gehörten u. a. die Alzheimer-Gesellschaft im Landkreis München e. V., die Fachstelle für pflegende Angehörige Landkreis München sowie die Nachbarschaftshilfe Oberhaching. An einem eigenen Stand informierte Ursula Plath von der aufsuchenden Seniorenberatung des Landratsamts über ihr Beratungsangebot. Hier wurde interessierten Bürgerinnen und Bürgern u. a. der Seniorenratgeber "Gut informiert älter werden" ausgehändigt, der ebenfalls großen Anklang fand.
Das Nachmittagsprogramm wurde von Walter Hylek eingeleitet, der als Fachanwalt in einer Kanzlei für Erbrecht und Vorsorgevollmachten tätig ist. Er informierte prägnant und gut verständlich über rechtliche Gesichtspunkte bei Demenz, wie z. B. Vorsorgevollmachten oder Rechtsgeschäfte von Menschen mit Demenz. Hylek beantwortete viele konkrete Fragen aus dem Publikum und veranschaulichte dadurch das komplexe Thema.
In einem unterhaltsamen Vortrag informierten Eva Pabst von der Fachstelle für pflegende Angehörige und Dr. Bernadett Hilbert über die Gefahren von Burnout bei pflegenden Angehörigen und entsprechenden Unterstützungsmöglichkeiten.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete der ermutigende und dennoch kritische Vortrag "Ja zum Leben trotz Demenz!" von Helga Rohra, die selbst an Demenz erkrankt ist und einen offeneren Umgang mit dem Thema fordert. Insbesondere für Menschen, die in jüngeren Jahren an Demenz erkranken, gebe es in Deutschland noch zu wenige Angebote.
Mit über 150 Besucherinnen und Besuchern stieß der Aktionstag in Oberhaching auf großes Interesse und trug damit maßgeblich dazu bei, die Bürgerinnen und Bürger für das Thema Demenz zu sensibilisieren. Dem Ziel, dass Menschen mit Demenz weiterhin gut in ihrer Gemeinde leben können, ist Oberhaching mit dieser Veranstaltung ein Stück näher gekommen.