"Es geht um das Wohl der Menschen"
Landkreis München feiert Klimafest und darf sich jetzt offiziell "Fairtrade Landkreis" nennen
Beim Klimafest zum Abschluss der ersten Klimawoche wurde es zunächst ernst. Die Redner fanden deutliche Worte zum Thema Klimawandel. Nicht weniger als das Wohlergehen der Menschen stehe auf dem Spiel. Spätestens jetzt müsse man handeln, um unsere wertvolle Welt zu schützen und zu erhalten. Bei der offiziellen Übergabe des Zertifikats zum "Fairtrade Landkreis" kam dann aber dennoch Feierstimmung auf.
Wie künftige Sommer bei fortschreitendem Klimawandel aussehen könnten, wurde während der Klimawoche des Landkreises München deutlich sicht- und spürbar. Zum Höhepunkt der Aktionswoche am Donnerstag gab auch das Sommerwetter noch einmal mehr Gas – dennoch hatten zahlreiche Besucher den Weg in den Innenhof des Landratsamts am Mariahilfplatz gefunden, um beim Klimafest in verschiedensten Mitmachaktionen Klimaschutz hautnah und konkret zu erleben und die Fairtrade-Zertifizierung des Landkreises München zu feiern.
Landrat Christoph Göbel, der die Gäste im halbwegs schattigen Innenhof des Landratsamts begrüßte, freute sich über den großen Zuspruch aus der Bürgerschaft für das wichtige Thema Klimaschutz und verwies auf aktuelle Studien, wonach in den letzten 2000 Jahren die Erderwärmung nie so nachhaltig mess- und spürbar gewesen sei wie heute. Das sei auch der Lebensweise der Menschen geschuldet, so Göbel. "Natürlich gab es in der Geschichte der Welt immer wieder Phasen des natürlichen Klimawandels. Tatsache ist aber, dass der menschengemachte Beitrag zum Klimawandel immer schneller ansteigt", so Göbel. Gerade in urbanen Gebieten mache sich das durch die stetig steigenden Temperaturen besonders bemerkbar. Darum sei es zwingend notwendig, hier aktiv zu werden. Dabei ginge es nicht in erster Linie um Verzicht oder Einschränkungen: "Wir müssen unser eigenes Verhalten wieder stärker in den Blick rücken und uns vernünftig verhalten, ein Maß finden. Wenn jeder bewusster über sein Konsum- und Mobilitätsverhalten nachdenkt, nachhaltiger einkauft und das eigene Auto öfter einmal zugunsten von Fahrrad, ÖPNV und Co. stehen lässt, hat das schon eine positive Auswirkung auf unser Klima. Und genau das ist auch das Prinzip unserer Zukunftsaktie: Wir müssen zuerst Vermeidungspotenziale erkennen und im Anschluss wirksame Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes ergreifen", so der Landrat weiter. Nur der Anteil, der nicht mehr vermieden oder reduziert werden kann, könne dann über den Kauf von Zukunftsaktien ausgeglichen werden.
Um dem fortschreitenden Klimawandel zeitnah und messbar entgegenzuwirken plant der Landkreis aktuell die Einführung der "Zukunftsaktie", mit der lokale und globale Klimaschutzprojekte gefördert werden und der Landkreis klimaneutral gestellt werden soll. Erst kürzlich hatte der Kreistag dem Projekt zugestimmt. Kreis-, Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Bürger und Unternehmen sollen damit künftig die Möglichkeit haben, ihren CO2-Fußabdruck durch den Kauf von Zukunftsaktien auszubalancieren. Leitlinie ist dabei der Dreisatz "vermeiden – reduzieren – ausgleichen".
Großes Engagement für den Fairtrade Landkreis
Der Landrat dankte in seiner Ansprache dann auch der Steuerungsgruppe Fairtrade mit ihrer Leiterin Jolanta Wrobel und Evelyn Reisner, Projektleiterin im Sachgebiet Energie und Klimaschutz des Landratsamts, die sich im letzten Jahr mit unglaublichem Engagement dafür eingesetzt hat, dass der Landkreis sich ab sofort als Fairtrade Landkreis bezeichnen darf. "Das ist mitnichten eine weitere Urkunde für das Foyer des Landratsamts, sondern ein weiterer wichtiger Mosaikstein in unserem Engagement für den Klimaschutz, das wir uns mit unserer Klima- und Energieinitiative 29++ auf die Fahnen geschrieben haben", betonte Göbel.
Jolanta Wrobel dankte in ihrer Rede ebenfalls allen, die sich in den vergangenen Monaten intensiv für den fairen Handel im Landkreis München engagiert haben und richtete einen besonderen Dank "an diejenigen, die nicht auf Kosten anderer leben wollen" und warb dafür, beim Einkauf auf faire Produkte zu achten. Wenn nur Grundprodukte wie Kaffee, Tee, Kakao, Obst oder Gewürze aus fairem Handel gekauft würden, sei schon viel geholfen
Landkreis München ist 167. "Fairtrade Town" in Bayern
Die Urkunde für den Fairtrade Landkreis konnten die Verantwortlichen dann aus den Händen von Manfred Holz, Ehrenbotschafter und Gründungsmitglied des Vereins TransFair e. V., entgegennehmen, der in seiner Rede noch einmal die hohen Anforderungen an die Zertifizierung hervorhob, die der Landkreis in unermüdlichem Einsatz im letzten Jahr erfüllt hat. "Visionen ohne Aktionen bleiben Illusionen", so Manfred Holz. Fairer Handel lebt eben vom Handeln, darum freue er sich umso mehr, dass der Landkreis diesen wichtigen Weg gehe und nun als 167. Fairtrade Town in Bayern ausgezeichnet werde.
Buntes Klimafest für Groß und Klein
In zahlreichen Mitmachaktionen konnten Interessierte Klimaschutz dann einen Nachmittag lang ganz konkret erleben. Mit einer Virtual-Reality-Brille konnten Besucher etwa durch das Mangfalltal reisen und sich über Trinkwasserschutz informieren, an zwei Quizzen der Energieagentur Ebersberg-München sowie von "Unser Land" sein Wissen zu den Themen Trinkwasser und Energieverbräuchen testen oder die neuen E-Scooter im Innenhof des Landratsamts einem Praxistest unterziehen. An anderer Stelle konnten Bürgerinnen und Bürger ihren ökologischen Fußabdruck berechnen lassen und an vielen weiteren Mitmach- und Infoständen Interessantes rund um den Klimaschutz entdecken.