Für mehr Chancengleichheit in der Bildung
Kreistag spricht sich für erweitertes Berufsschulangebot und die Weiterentwicklung des Pilotprojektes "Integrationshelfer an der inklusiven Schule" aus
Der Landkreis München bietet beste Bildungschancen. Am gestrigen Montag,
18. Juli, hat der Kreistag mehrere Beschlüsse gefasst, die diese Aussage noch weiter unterstreichen.
Der Landkreis München ist mit einer großen Bandbreite an Schulen ausgestattet; neue Bildungseinrichtungen kommen kontinuierlich hinzu, bestehende werden nach den neuesten Standards ausgebaut. Doch auch im Landkreis München gibt es Schülerinnen und Schüler, auf die das Angebot noch nicht passgenau zugeschnitten ist: zum einen junge Menschen, die nicht über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen - insbesondere junge Asylsuchende -, und zum anderen Kinder und Jugendliche mit einer seelischen oder drohenden seelischen Behinderung, denen es schwerfällt am Regelunterricht teilzunehmen. Um deren Situation weiter zu verbessern, hat der Kreistag nun entsprechende Beschlüsse gefasst.
1.000 berufsschulpflichtige Asylbewerber
Die Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche mit geringen Deutschkenntnissen an Grund- und Mittelschulen sind gut. Meist gibt es so genannte Übergangsklassen, in denen vor allem Flüchtlingskinder so lange unterrichtet werden, bis sie in der Lage sind, dem regulären Unterricht zu folgen. An zwei Realschulen im Landkreis gibt es darüber hinaus so genannte SPRINT-Klassen mit intensivierter Sprachförderung. Schwerer haben es jedoch diejenigen Jugendlichen zwischen 16 und 21 Jahren, die berufsschulpflichtig sind. Viele von ihnen können aufgrund mangelnder Kenntnis der deutschen Sprache dem Unterricht in regulären Berufsschulklassen nicht folgen.
Für diese Schülerinnen und Schüler sieht das Kultusministerium ein zweijähriges Beschulungsmodell vor, die sogenannten Berufsintegrationsklassen. Sie bestehen aus einer Vorklasse zur Berufsintegrationsklasse und der eigentlichen Berufsintegrationsklasse. Rund 20 Schüler sollen jeweils eine Klasse besuchen. Bei den 1.000 für den Landkreis München angenommenen berufsschulpflichtigen Jugendlichen würde dies einen Bedarf an 50 Klassen bedeuten. Stand heute können im Landkreis München für das Schuljahr 2016/2017 verteilt auf die Berufsschule München Land, das Heiner-Janik-Haus (Jugendbegegnungsstätte am Tower) in Oberschleißheim sowie die FOS/BOS Unterschleißheim insgesamt jedoch nur elf Berufsintegrationsklassen und Vorklassen eingerichtet werden. Voraussichtlich zwei bis drei solcher Klassen können in benachbarten Landkreisen von Schülern aus dem Landkreis München besucht werden. Damit könnten aber erst 260 bis 280 berufsschulpflichtige Jugendliche beschult werden.
Kooperation mit Landkreis Ebersberg angedacht
Um hier schnelle Abhilfe zu schaffen, ermächtigte der Kreistag den Landrat, schnellstmöglich Räumlichkeiten für Berufsintegrationsklassen sowie für Sprachkurse anzumieten, gegebenenfalls auch zu kaufen oder zu errichten. Gleichzeitig hat das Kultusministerium eine mögliche neue gemeinsame Berufsschule der Landkreise München und Ebersberg ins Spiel gebracht. Auch hier sollen die entsprechenden Möglichkeiten ausgelotet werden. Sollten die Verhandlungen erfolgversprechend verlaufen, könnten schon bald Vorläuferklassen gebildet werden, die Voraussetzung für eine neue Schule wären.
"Unser oberstes Ziel muss sein, die jugendlichen Flüchtlinge möglichst schnell an die Berufsschulfähigkeit heranzuführen", so Landrat Christoph Göbel in der gestrigen Sitzung. Dies sei ein entscheidender Beitrag zur Integration. "Wenn dabei gleichzeitig ein weiteres Bildungsangebot für alle Kinder und Jugendlichen geschaffen werden könnte, ist dies ein Gewinn für alle - nicht nur mit Blick auf die Integration der Flüchtlingskinder, sondern auch für die Bildungschancen der einheimischen Bevölkerung, die nicht ins Hintertreffen geraten dürften."
Qualitätsstandards für Integrationshelfer festgelegt
Vor drei Jahren startete der Landkreis mit dem Pilotprojekt "Integrationshelfer an der inklusiven Schule", das Kindern mit einer seelischen oder drohenden seelischen Behinderung nicht nur ermöglichen soll, am Regelunterricht teilzunehmen, sondern sich auch bestmöglich in den Klassenverband zu integrieren. Darüber hinaus will man ihre Eigenständigkeit und ihre Potenziale fördern. Aktuell werden 28 Schülerinnen und Schüler an Grund- und Mittelschulen von Integrationshelfern begleitet. Im Rahmen der Pilotphase, die auch wissenschaftlich begleitet wurde, wurden Qualitätsstandards erarbeitet und vorerst für die Grund- und Mittelschulen des Landkreises festgelegt Diese sollen in Kooperation mit weiterführenden Schulen einzelfallbezogen auch auf diese ausgeweitet werden.
Das bislang von Kreisjugendamt, dem Staatlichen Schulamt und der Arbeiterwohlfahrt getragene Projekt wird nun auch auf andere Träger ausgeweitet. Auch für diese gelten künftig die erarbeiteten Qualitätsstandards. Der Kreistag sprach sich dafür aus, neben einer trägerübergreifenden Fachkraft in Form einer 50%-Stelle zur weiteren Umsetzung des Konzeptes eine neue Vollzeitstelle im Kreisjugendamt zu schaffen. Zudem sollen jährlich 20.000 Euro für Supervisionen und Fortbildungen bereitgestellt und auch die wissenschaftliche Begleitung um weitere zwei Jahre verlängert werden.