Gelungener Abschluss: Spanische Erzieherinnen jetzt fest in Stadt und Landkreis München
An den Erfolg der interkommunalen Initiative will man schon bald anknüpfen
Die Personalnot in Kindergärten, Krippen und Horten ist groß, und das nicht erst seit Corona. Mindestens 1000 Stellen in der Landeshauptstadt und rund 200 im Landkreis München können derzeit nicht besetzt werden – mangels geeigneter Bewerber. Die räumlichen Kapazitäten sind zumeist da, doch sie bleiben zum Leidwesen zahlreicher Eltern vielfach ungenutzt.
Landrat Christoph Göbel und Oberbürgermeister Dieter Reiter haben deshalb neue Wege in der Fachkräftegewinnung eingeschlagen. Gemeinsam mit der Arbeitsagentur München und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (ZAV) haben sie sich vor knapp zwei Jahren aufgemacht, im EU-Ausland gut ausgebildete Erzieherinnen für Stadt und Landkreis München zu gewinnen.
Im Rahmen eines Pilotprojekts konnten insgesamt 20 Spanierinnen mit abgeschlossenem Studium an einer Hochschule für Erziehungswissenschaften gewonnen werden. Alle verfügten bereits über Kenntnisse der deutschen Sprache.
Vormittags arbeiten, nachmittags Deutsch lernen
Zwölf junge Frauen traten dann im März vergangenen Jahres eine Arbeitsstelle in einer Kita in der Stadt und acht im Landkreis München an. Vormittags waren sie bei den Kindern in den Einrichtungen, am Nachmittag drückten sie die Schulbank, um noch besser Deutsch zu lernen. Dabei wurden sie bereits in Vollzeit bezahlt. Die Lehrgangsgebühren und den Verdienstausfall in den Kitas finanzierte die Arbeitsagentur München. Mit Beginn der Corona-Pandemie stellte der Bildungsträger (DAA München) die Schulungen an den Nachmittagen innerhalb kürzester Zeit auf Homeschooling um. Im August und im Dezember konnten dann 16 erfolgreich die Prüfung für das B2-Sprachzertifikat ablegen, die nun eine Festanstellung in einer der am Projekt beteiligten Einrichtungen haben. Bei drei weiteren stehen die Prüfungen noch aus.
Die hoch motivierten Erzieherinnen gehören mittlerweile fest ins Team ihrer Kitas. Beim Ankommen in der neuen Umgebung erhielten sie viel Unterstützung, sowohl durch die Einrichtungsleitungen, durch Kolleginnen und Kollegen, aber auch durch den Kreisjugendring und die Kommunen. Wohnungen mussten gefunden, Formalitäten erledigt und vor allem auch ein soziales Netzwerk geknüpft werden. Jetzt sind sie dauerhaft angekommen – zur Freude der Einrichtungen, der Kommunen und vor allem auch der Kinder, die sie schon nach kurzer Zeit fest ins Herz geschlossen hatten.
Der Erfolg macht Mut. Stadt und Landkreis überlegen schon jetzt, das Projekt fortzuführen und vielleicht sogar ein- bis zweimal jährlich gut qualifizierte Erzieherinnen aus Spanien oder auch aus anderen EU-Staaten in den Raum München zu holen.
„Ein echtes Erfolgsprojekt – das wir fortsetzen sollten!“, freut sich Landrat Christoph Göbel. Für unsere Kindertageseinrichtungen haben wir neue qualifizierte Fachkräfte gewinnen und somit die anhaltende Personalnot zumindest ein wenig lindern können. Ich bin aber auch überzeugt davon, dass wir unsererseits den Erzieherinnen eine wirklich gute berufliche Alternative bei uns im Landkreis zu bieten haben.“
Oberbürgermeister Dieter Reiter sieht es genauso: „Es war genau richtig, hier mit vereinten Kräften auch außerhalb unserer Landesgrenzen nach qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu suchen. Umso mehr freue ich mich, dass wir bestens ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher aus Spanien gewinnen konnten. Eine Win-win-Situation für alle, wie ich finde, für die neuen Fachkräfte genauso wie für unsere Kitas.“
Manfred Jäger (Leiter der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit) sagt: „Wir sind stolz auf die gute Zusammenarbeit mit unserem langjährigen Partner EURES Spanien. Dank diesem konnten wir eine Gruppe hochqualifizierter und motivierter Erzieherinnen gewinnen, auf die bestimmt weitere Gruppen folgen werden. Die intensive Arbeit hat sich in jedem Fall für alle Beteiligten gelohnt.“
Wilfried Hüntelmann, Leiter Agentur für Arbeit, ergänzt: „Es ist toll zu sehen, wie motiviert die Spanierinnen ihr Leben hier in Bayern aufgebaut haben, und ich bin davon überzeugt, dass wir mit ihnen gute pädagogische Fachkräfte gewinnen konnten. Der Erfolg ist aber auch das Ergebnis einer guten Kooperation mit neuen Wegen, um den Fachkräftebedarf in der Region zu sichern.“