Geothermie Kirchstockach: SWM koppeln Erdwärme zur regionalen Versorgung aus
Meilenstein für Wärmewende in der Region
Die SWM setzen südlich von München einen weite-ren Baustein für die Energiewende: An der Geothermieanlage Kirchstockach wird eine Fernwärmestation zur Wärmeauskopplung errichtet. Hinzu kommt eine Anschlussleitung, die auch die nebenan angesiedelte Bioenergieanlage einbindet und als erstes die Gebäude des Schulzweckverbands Südost in Ottobrunn und Neubiberg versorgen wird. Die Bauphase ist bis März 2021 angesetzt. Es handelt sich um den ersten Schritt zur Wärmeanbindung der Geothermieanlagen im Süden Münchens.
Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der SWM: „Mit dem Bau der Fernwärmestation ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Wärmewende auch in der Region erreicht. Mein Dank gilt den Gemeinden, die in den vergangenen Jahren viel Geduld angesichts unserer Fernwärme-Baustellen aufgebracht haben. Die Arbeiten sind für eine gemeinsame gute Sache: die Versorgung mit klimafreundlicher Energie!“
Bislang wird an den Standorten Kirchstockach und Dürrnhaar die Erdwärme rein zur Ökostrom-Erzeugung genutzt. Die SWM haben die beiden Geothermie-Anlagen 2016 erworben, zudem hatten sie 2014 die Anlage Sauerlach mit Strom- und Wärmeauskopplung in enger Abstimmung mit der Gemeinde errichtet.
Jetzt wird auf dem Gelände der Geothermieanlage Kirchstockach das Technikgebäude gebaut und die Anschlussleitung gelegt. Damit werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, das in den vergangenen Jahren kontinuierlich aufgebaute Wärmenetz an die Geothermieanlage anzuschließen. Künftig kann hier mit dem Heißwasser aus der Tiefe auch thermische Energie zu den Kunden transportiert werden.
Der Geothermiestandort Kirchstockach hat eine besondere Lage in der sogenannten „weiteren Schutzzone“ des Wasserschutzgebietes Hohenbrunn. Daher haben die SWM den Schutz des Grundwassers bereits in der Vorplanung besonders sorgfältig umgesetzt und sämtliche Schritte intensiv mit den Genehmigungsbehörden abgestimmt. Die technischen und baulichen Erweiterungen werden mit besonders ressourcenschonenden Bauverfahren ausgeführt und somit die Auswirkungen auf die Umwelt minimiert. Zudem wird das künftige Technikgebäude mit einer Fassadenbegrünung versehen, eine artenreiche Blühwiese angesät und zwei Bäume auf der Ausgleichsfläche vor Ort gepflanzt.
Gemeinschaftswerk: Kombinierte Wärmeauskopplung
Die Fernwärmeauskopplung ist modular geplant. Im ersten Schritt wird eine Wärmeleistung von 12 MW ausgekoppelt. Durch Austausch und Erweiterung von Komponenten kann die Anlage bis auf 40 MW erweitert und damit einer wachsenden Netzleistung angepasst werden. Ein integriertes Blockheizkraftwerk erhöht durch Eigenstromerzeugung die Versorgungssicherheit des Standortes, auch die Abwärme wird klimafreundlich genutzt. Zudem wird in einer Kooperation mit Ganser Entsorgung, Betreiber der nebenan gelegenen Bioabfall-Vergärungsanlage (siehe Vogelperspektive S.1, Teile der Anlage rechts im Bild), auch dort anfallende Wärme mitgenutzt. Diese kombinierte klimafreundliche Wärmeauskopplung wurde gemeinsam mit dem Landkreis München und den im Schulzweckverband beteiligten Gemeinden entwickelt.
Beteiligte Gemeinden und Unternehmen
Christoph Göbel, Landrat des Landkreises München und Verbandsvorsitzender des Zweckverbands Staatliche weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises München: „Ein doppelter Gewinn für die Umwelt dank intelligenter Energienutzung: Die Biovergärungsanlage verarbeitet künftig nicht mehr nur den Bioabfall aus dem Landkreis München – mit der anfallenden Wärme können bald auch Schulen im Landkreis versorgt werden. Zudem haben wir durch die Partnerschaft mit den SWM die Möglichkeit, auch Wärmeversorgung aus Geothermie zu nutzen. Ich freue mich sehr, dass wir diese beiden Schritte gemeinsam mit der Biovergärungsanlage und den Stadtwerken München gehen können. Denn nur wenn wir Synergieeffekte wie diese nutzen, wird es uns gelingen, die Ziele unserer landkreisweiten Klima- und Energieinitiative „29++“ zu erreichen und nachhaltig zu sichern.“
Dr. Dr. Matthias Ganser, Geschäftsführender Gesellschafter der Ganser-Gruppe/Ganser Energie: „Gemeinsam mit dem Landkreis und den Stadtwerken München machen wir jetzt den nächsten Schritt für die klimafreundliche Wärmeversorgung vor Ort. Die schlaue lokale Verbindung der Geothermie in Kirchstockach mit dem Ausbau und Anschluss der Bioabfall-Vergärungsanlage für die Fernwärmeversorgung zeigt: Wenn man will, geht alles.“
Thomas Loderer, Erster Bürgermeister der Gemeinde Ottobrunn und stellvertretender Verbandsvorsitzender des Zweckverbands Staatliche weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises München: „Ich freue mich sehr, dass die Versorgung der Schulen des Schulzweckver-bands und der mehr als 150 Wohnungen der Baugesellschaft München-Land in der Ottobrunner Josef-Seliger-Siedlung mit regenerativer Fernwärme nun Realität wird. Otto-brunn setzt weiter auf die enge Zusammenarbeit mit den Stadtwerken München, um die Wärmeversorgung mittels Tiefengeothermie voranzutreiben.“
Günter Heyland, Erster Bürgermeister Neubiberg: „Die SWM sind aus Sicht unserer Gemeinde auf einem guten Weg im Hinblick auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit dem Baubeginn der Wärmeauskopplung in Kirchstockach kommen die SWM ihrem Ziel der Einspeisung von umweltfreundlicher Biowärme in das Fernwärmenetz Zug um Zug näher und schaffen damit einen Mehrwert für unsere Bürgerinnen und Bürger.“
Regionales Konzept für CO2-neutrale Wärmeerzeugung
Mit den jetzt begonnenen Bauarbeiten wird die CO2-neutrale Energieerzeugung für die Landeshauptstadt und südöstlich von München gelegene Gemeinden weiter vorangetrieben. Mittelfristig ist vorgesehen, auch die bislang nicht miteinander verbundenen Fernwärmenetze in Ottobrunn, Neubiberg, Putzbrunn und Hohenbrunn zu verknüpfen und die leitungstechnische Lücke zur Geothermieanlage Kirchstockach zu schließen.
Um weitere Erdwärmepotenziale zu erschließen, haben die SWM zudem in den Gemeinden südlich von München im Februar 2020 großflächige 3D-Seismikmessungen durchgeführt. Die erhobenen Daten werden aktuell ausgewertet.
Neben der Versorgung der angrenzenden Gemeinden soll die Erdwärme aus der Region künftig auch ins SWM Fernwärmesys-tem eingebunden werden. Dafür müssen rund 22 Kilometer Verbindungsleitungen errichtet werden. Eine Machbarkeitsstudie zur genauen Trassierung wird in den kommenden Jahren folgen.
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Die Fotos stehen zum Download bereit: www.swm.de/presse