Integrationskoordinatoren nehmen Arbeit auf

Geflüchtete erhalten künftig noch gezielter Unterstützung beim Zugang zu Bildung und Beruf

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Wer neu in ein Land kommt, der muss sich in einer fremden Umgebung, einer Kultur, die sich von seinem Heimatland oft in vielen Bereichen stark unterscheidet, erst einmal orientieren und zurecht finden. - Wie aber lernt man am besten Land, Leute und Kultur kennen und knüpft persönliche Kontakte? - Im Kollegenkreis am Arbeitsplatz. Im Sportverein. Bei Seminaren und in der Schule. Überall dort, wo man Teil der Gesellschaft ist und sich einbringen kann. Integrationskoordinatoren sollen Asylsuchende im Landkreis München künftig dabei unterstützen, in Deutschland möglichst schnell Fuß zu fassen.

Rund 3.800 Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge leben derzeit im Landkreis München. Nur wenige kamen in den vergangenen Monaten neu hinzu. Die Schaffung von Unterkünften und die Versorgung der Geflüchteten, die anfangs im Zentrum der Arbeit im Geschäftsbereich Asyl im Landratsamt stand, nimmt nicht mehr so viel Raum ein. Mittlerweile können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt einem noch viel wichtigeren Thema widmen: der Integration der neuen Mitbürger.

Integrationsfahrplan für Flüchtlinge

Das Landratsamt arbeitet aktuell an einem umfassenden Integrationskonzept, das unter anderem den "Integrationsfahrplan für Flüchtlinge" enthält. Kommunen, Landratsamt, Politiker, Helfer, Vereine, Polizei, Feuerwehr, Soziale Träger sowie Unternehmer erarbeiteten dafür zusammen mit Geflüchteten Zielsetzungen für Handlungsfelder wie Bildung, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe.

Ein wichtiger Baustein des kurz vor Vollendung stehenden Integrationsfahrplanes ist jedoch bereits verwirklicht. Zum 1. Oktober werden 13 sogenannte Integrationskoordinatoren die Arbeit aufnehmen. Sie werden zu einem großen Teil die im Fahrplan festgelegten Maßnahmen umsetzen.

Die Integrationskoordinatoren werden die Geflüchteten künftig engmaschiger bei ihrem Zugang zu Bildung, Weiterbildung, Beruf, Kultur, gesellschaftlicher Teilhabe und Orientierung begleiten und unterstützen. Hauptzielgruppe sind dabei Geflüchtete im Alter ab 16 Jahren, die keine Regelschule mehr besuchen.

Bildungsscreening und Kompetenzanalyse

Die Integrationskoordinatoren werden mit den Geflüchteten zunächst ein Bildungsscreening durchführen und dann gemeinsam weitere Maßnahmen festlegen. Zusammen mit einem externen Partner können Kompetenzanalysen durchgeführt werden, die helfen, den richtigen Weg in ein Ausbildungs- oder Berufsfeld zu weisen. Auch bei der Anerkennung von Ausbildungs- und Berufsabschlüssen unterstützen die Integrationskoordinatoren, genauso wie bei der Vermittlung in Beschäftigungs- oder Berufsintegrationsmaßnahmen. Sind
Asylbewerber anerkannt und können noch nicht teilweise oder komplett für ihren Lebensunterhalt sorgen, erhalten sie, genauso wie deutsche Staatsbürger auch, Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGBII). Der Übergang des Leistungsbezuges nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zum SGBII gestaltet sich dabei nicht immer einfach. Auch hier helfen die Integrationskoordinatoren den Geflüchteten durch den deutschen "Behördendschungel".

Wohlfahrtsverbände übernehmen Asylsozialberatung

Die Integrationskoordinatoren sind indes keine neuen Mitarbeiter des Landratsamtes und auch für die Asylsuchenden zum Teil keine unbekannten Gesichter. Die 13 Sozialpädagogen hatten sich zuvor in einigen Gemeinden um die Asylsozialberatung gekümmert. Diese wird nun flächendeckend in die bewährten Hände der Träger der freien Wohlfahrtspflege gelegt, die diese Aufgabe bereits in vielen Landkreisgemeinden übernommen hatten. Integrationskoordinatoren und Asylsozialberater werden auch in der neuen Konstellation eng zusammenarbeiten.

"Wer einen Arbeitsplatz hat und für seinen Lebensunterhalt sorgen kann, wer eine Ausbildung absolviert oder in die Schule geht, der findet in aller Regel viel schneller Zugang in die Gesellschaft, als jemand, der nur sporadisch in Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung und einer neuen Kultur kommt. Mit der Installation der Integrationskoordinatoren, die Geflüchteten genau dabei helfen sollen, haben wir einen wichtigen Meilenstein gesetzt", so Landrat Christoph Göbel. "Die eigentliche Arbeit beginnt aber erst jetzt. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass das Engagement der Kolleginnen und Kollegen schon bald Früchte tragen wird."