Job meets refugee - ein Erfolg!

Würmtalgemeinden und Landratsamt informieren Unternehmer über Beschäftigungsmöglichkeiten für Flüchtlinge

Foto: Zuhörer bei "Job meets Refugee"

Das Interesse an der Veranstaltung war so groß, so dass das Bürgerhaus in Gräfelfing bis auf den letzten Platz besetzt war.

Foto: "Job meets Refugee" Gruppenbild

Gruppenbild der Referenten, des Moderators und der Ersten Bürgermeisterin von Gräfelfing [v.l.n.r.]: Moderator Werner Plettner, 1. Vorsitzender des Gewerbevereins "Wir in Planegg e.V."; Astrid Blaschke, Bayerisches Netzwerk FiBA; Aurelia Schülen, jobs4refugees.org; Prof. Dr. Claas Triebel, PerformPartner PartG; Christian Klugow, jobs4refugees.org; Ute Zima, Ute Zima Projekte; Erste Bürgermeisterin von Gräfelfing, Uta Wüst.

Die deutsche Sprache, Kenntnisse über Kultur, das deutsche Rechtssystem und über Gepflogenheiten, das sich Zurechtfinden innerhalb eines neuen Lebensraumes, all das sind Elemente, die zu einer guten Integration von Flüchtlingen beitragen. "Am besten gelingt Integration jedoch dann, wenn die Menschen eine Arbeit finden, wenn sie ihren eigenen Lebensunterhalt finanzieren oder zumindest dazu beitragen können, wenn sie in einem beruflichen Umfeld Ansehen und Anerkennung erhalten," so Landrat Christoph Göbel bei der ersten Veranstaltung im Landkreis, die Unternehmer und Flüchtlinge zusammenbringen soll. Auch sei es für die Bewahrung und Entwicklung des hohen Lebensstandards in unserer prosperierenden Region unerlässlich, gerade den Unternehmen und der Wirtschaft im Landkreis im Sinne der Fachkräftesicherung Informationen aus erster Hand und im Rahmen eines Netzwerks zu bieten, so Göbel weiter.

Wege durch den Behördendschungel

Schon heute beschäftigen zahlreiche Unternehmen Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge und machen dabei gute Erfahrungen. Ob Hospitation, berufsorientierendes Praktikum oder feste Anstellung - die Möglichkeiten, Flüchtlingen eine Chance zu eröffnen, mit dem deutschen Arbeitsmarkt in Berührung zu kommen, sind vielfältig. Häufig scheitert der gute Wille der Firmen jedoch am legendären Behördendschungel - denn je nach Status des Asylverfahrens sind die Anforderungen unterschiedlich.

Um hier Licht ins Dunkel zu bringen, haben sich das Landratsamt und die drei Würmtalkommunen Gräfelfing, Neuried und Planegg zusammengetan und am Montag, 22. Februar 2016, Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region ins Gräfelfinger Bürgerhaus zu einer Informationsveranstaltung geladen. Unter den knapp 200 Besuchern waren auch mehr als 30 Flüchtlinge, die teils schon Erfahrungen in Betrieben sammeln konnten.

Es lohnt sich, in die Flüchtlinge zu investieren

Von Astrid Blaschke vom Bayerischen Netzwerk FiBA (Flüchtlinge in Beruf und Ausbildung) erhielten die interessierten Zuhörer kurz und knapp die wichtigsten rechtlichen Rahmenbedingungen erläutert. Die Mitarbeiterin der Landeshauptstadt München, die das Netzwerk koordiniert, zeigte dem Publikum zum einen auf, was Arbeitgeber abhängig vom Status des Asylverfahrens eines Bewerbers jeweils beachten müssen. Zum anderen gab sie einen Überblick über die besonderen Bedarfe, die in vielen Fällen bereits vorher berücksichtigt und überdacht werden sollten. Etwa, dass die neuen Mitarbeiter in der Regel Unterstützung beim Spracherwerb brauchen und dass sowohl die unmittelbaren Kollegen als auch Mitarbeiter der Personalabteilungen interkulturell geschult werden sollten. Dies fördere das Verständnis für die zum Teil sehr belastende Lebenssituation der Flüchtlinge, die sich auch im Arbeitsalltag bemerkbar machen kann. Astrid Blaschke machte keinen Hehl daraus, dass es nicht immer einfach sei, einen Flüchtling einzubinden. Ihr Fazit aber war eindeutig: "Es lohnt sich, in diese Zielgruppe zu investieren, denn sie bringt vielfältige Kompetenzen mit."

Im Vordergrund des Abends standen aber ganz konkrete Erfahrungsberichte und Best Practice Beispiele. Ute Zima, Unternehmerin aus Gräfelfing, hat schon viele Flüchtlinge in sogenannte kulturelle Orientierungspraktika vermittelt. Neben vielen Erfolgsbeispielen berichtete sie aber auch ganz konkret darüber, wie es zu kulturell bedingten Missverständnissen kommen kann. So zum Beispiel, dass das Reichen von Knäckebrot in anderen Kulturen eine Henkersmahlzeit bedeute und bei Flüchtlingen schreckliche Erinnerungen hervorrufen könne. Ihren Erfahrungen nach, sind die Menschen, die zu uns kommen, hoch motiviert: "Ich will Steuern zahlen", sei ein häufig zu hörender Satz. "Die Menschen wollen arbeiten, ihre Kinder ernähren und nicht von Sozialhilfe leben," so Ute Zima. Auf den Punkt gebracht sei ihre Intention, "aus Leistungsempfängern Leistungsträger zu machen."

Im Vortrag von Claas Triebel, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule für Angewandtes Management Erding und Gesellschafter von PerformPartner PartG, einem Unternehmen, das Organisationen und Menschen bei Veränderungsprozessen begleitet, stand die interkulturelle Öffnung im Vordergrund. Im Mittelpunkt seiner Ausführungen standen die Angebote des sogenannten IQ-Netzwerkes (Integration durch Qualifizierung), das mit MigraNet seinen bayerischen Ableger in Augsburg beheimatet. Das Netzwerk bietet unter anderem Anerkennungs- und Qualifizierungsberatungen oder auch ganz konkrete Qualifizierungsmaßnahmen an. Auch die interkulturelle Kompetenzentwicklung, also der Auf- bzw. Ausbau interkultureller Kompetenzen bei Arbeitsmarktakteuren, ist ein wichtiges Tätigkeitsfeld.

Studenten vermitteln Jobs

Ein von jungen Studienabsolventen getragenes und von einem privaten Unternehmen bislang finanziertes Projekt ist jobs4refugees. Die jungen Leute arbeiten unmittelbar mit den Betreuern in Asylbewerberunterkünften zusammen, knüpfen persönliche Kontakte zu den Bewohnern, beraten sie, vermitteln Jobangebote und helfen im Bewerbungsverfahren. 47 Arbeitsplätze konnten sie im vergangenen halben Jahr bereits vermitteln. Mitgebracht haben sie Chikezie Anyaehie aus Nigeria, der seit drei Monaten bei Munich Composites GmbH arbeitet, welche Baufertigteile aus Carbon herstellt. Er war sichtlich stolz darauf, hier einer geregelten Arbeit nachgehen zu dürfen. Und auch sein Chef, Martin Stoppel, zeigte sich hoch zufrieden.

Und auch das Unternehmen HRHY (Help Refugees to Help Yourself) aus Gräfelfing bietet anerkannten Asylbewerbern auf selbständiger Basis Beschäftigungsmöglichkeiten. Hier werden auf einer Internetplattform Menschen zusammengebracht, die Tätigkeiten "rund um Haus und Hof" zu vergeben haben, etwa Gassi-Gehen mit dem treuen Vierbeiner oder Gartenarbeit. Neben dem Verdienst erhalten die Flüchtlinge durch eine online-Bewertung der Auftraggeber Referenzen, die ihnen auch anderweitig nützlich sein können.

Auch das Landratsamt München präsentierte an Infoständen seine Dienstleistungen für Arbeitgeber und Flüchtlinge und stand den Unternehmerinnen und Unternehmern für Fachfragen zur Verfügung. Die Stabsstelle Asyl, die Ausländerbehörde sowie das Jobcenter Landkreis München sind hier die ersten Ansprechpartner.

Fortsetzung folgt

Eines wurde an dem Abend klar: Es gibt zahlreiche Ideen und Möglichkeiten, Flüchtlingen beim Eintritt in den deutschen Arbeitsmarkt zu helfen und ebenso zahlreiche Stellen, die interessierte Unternehmen unterstützen, wenn sie Asylbewerber beschäftigen möchten. Die zunächst auf das Würmtal ausgerichtete Veranstaltung soll in ähnlicher Weise auch in den anderen Landkreisteilen stattfinden, um auch dort Unternehmen für die Beschäftigung von Flüchtlingen zu gewinnen. Sobald die genauen Termine feststehen, informiert das Landratsamt die Öffentlichkeit.