Kommunaler Wohnungsbau gegen den Siedlungsdruck
Gemeinsam errichtete Wohnanlage wird offiziell an Landratsamt und Gemeinde Putzbrunn übergeben
Immer mehr Menschen ziehen in den Münchner Ballungsraum. Nicht nur die Landeshauptstadt, auch die umliegenden Landkreise ächzen unter dem stetig steigenden Siedlungsdruck. Der Landkreis München und die Gemeinde Putzbrunn haben sich daher vor einigen Jahren zusammengetan, um gemeinsam eine Wohnanlage im Ortsteil Waldkolonie der Gemeinde Putzbrunn zu errichten. In diesen Tagen ziehen die ersten Bewohner ein.
Seit 2017 wurde geplant, im Juli 2019 erfolgte der erste Spatenstich für die neue Wohnanlage des Landkreises München und der Gemeinde Putzbrunn; nun steht die Wohnbaumaßnahme vor der Fertigstellung. In Kooperation mit der Baugesellschaft München-Land sind in den vergangenen zwei Jahren auf dem Gebiet der Gemeinde Putzbrunn insgesamt 76 moderne und bedarfsgerecht ausgestattete Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen mit Tiefgarage in einer Anlage mit innovativem Mobilitäts- und Energiekonzept sowie hohem Freizeitwert entstanden. 54 der Wohnungen werden durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts belegt, 22 entfallen auf die Gemeinde Putzbrunn. Dort werden sowohl Mitarbeitende der Gemeinde als auch über ein Einheimischen-Modell Putzbrunner Bürgerinnen und Bürger einziehen.
Kein Luxusbau, sondern solider Wohnungsbau, der über Jahrzehnte ein lebenswertes Umfeld für Einheimische und Mitarbeiter von Gemeinde und Landkreis bietet, ist hier entstanden. Großzügige Balkone und eine harmonische Kombination der Baustoffe mit gestaltungsprägenden Holzanteilen sowie naturnahe Freianlagen und Spielplätze lassen die in Massivbauweise errichtete Wohnanlage freundlich und offen wirken. Alle Wohnungen sind barrierefrei angelegt, je drei der Wohnungen von Gemeinde und Landkreis sind zudem rollstuhlgerecht ausgebaut. Im Sinne des Klimaschutzes und einer zeitgemäßen Ausstattung wurden dabei auch moderne Technologien berücksichtigt: die Gebäudehülle und die Anlagentechnik sind beispielsweise auf den Standard KfW Effizienzhaus 55 ausgelegt und die Wohnungen werden mit Fernwärme überwiegend aus Geothermie beheizt.
Genossenschaftlich organisierte PV-Anlage und innovatives Mobilitätskonzept
Die Dachflächen der Gebäude werden durch die Bürgerenergiegenossenschaft BENG eG für eine genossenschaftlich organisierte Photovoltaik-Anlage genutzt. Die künftigen Bewohner können dann Verträge mit einem Energieversorgungsunternehmen abschließen, das mit der Genossenschaft kooperiert und so in erster Linie den auf dem eigenen Dach erzeugten Strom zu günstigen Konditionen nutzen. Erst bei darüber hinaus benötigter Stromversorgung erfolgt dann die Stromversorgung über das öffentliche Stromnetz. Auch eine Begrünung der Dachflächen ist geplant.
Die Anlage wurde mit einer Tiefgarage für die Anwohner unterbaut. Jeder Wohnung ist ein Stellplatz mit Stromanschluss zugewiesen, um auch elektrisch betriebene Fahrzeuge laden zu können. Insgesamt stehen 107 Kfz-Stellplätze zur Verfügung. Oberirdisch werden zudem zahlreiche Besucherparkplätze eingerichtet. Vor dem gemeindeeigenen Gebäude werden zwei Stromdoppelladesäulen mit vier Stromladepunkten für Kraftfahrzeuge installiert. Ein Ladepunkt mit Stellplatz sowie ein weiterer oberirdischer Stellplatz werden einem Car-Sharing-Anbieter zur Verfügung gestellt, der den Bewohnern der Parkstraße sowie weiteren Interessenten ein Elektro- und ein Verbrennerfahrzeug im Leihbetrieb bereitstellt. Darüber hinaus hat der Landkreis ein Elektro-Lastenfahrrad beschafft, das die Mieter über das Buchungssystem des Car-Sharing-Anbieters beispielsweise für Einkaufsfahrten etc. ausleihen können.
Ergänzt und abgerundet wird der Wohnkomplex durch zwei naturnahe Quartiersspielplätze und gemütliche Aufenthaltszonen. Westlich des Baufelds wurde zudem ein größerer Spielplatz mit Spielgeräten und Rodelhügel errichtet, der auch von Kinder aus der näheren Umgebung genutzt werden kann.
Bezahlbarer Wohnraum für aktuelle und künftige Behördenmitarbeiter sowie Ortsansässige
Die Gesamtkosten der Wohnanlage von Landkreis und Gemeinde werden sich auf rund 29 Mio. Euro belaufen, der Anteil des Landkreises beträgt ca. 21 Mio. Euro. Der Freistaat Bayern fördert das Projekt nach dem Kommunalen Wohnraumförderprogramm mit 30 Prozent der förderfähigen Kosten, bei den beiden Landkreisgebäuden also mit nicht unerheblichen acht bis 8,5 Mio. Euro Fördersumme. Entstanden ist daraus bedarfsgerechter Wohnraum, der dem Landkreis sowohl dabei helfen soll, Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden, als auch einkommensschwächeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, zu günstigen Konditionen Wohnraum anzumieten. Maximal 10 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete haben beispielsweise die künftigen Mieter des Landkreises für die Wohnungen zu entrichten.
Landrat Christoph Göbel freute sich, dass die Wohnanlage mit der offiziellen Schlüsselübergabe am 1. September nun gut zwei Jahre nach Baubeginn ihrer Bestimmung zugeführt werden kann: "Die Wohnraumknappheit ist in Zeiten des fortschreitenden Fachkräftemangels eine unserer drängendsten Herausforderungen. Wer qualifizierte Arbeitskräfte gewinnen und langfristig binden möchte, ist heute mehr denn je in der Verantwortung, als Arbeitgeber auch über den finanziellen Aspekt hinaus interessante Vorteile und Leistungen anzubieten. Mit der neu errichteten Wohnanlage haben wir in meinen Augen ein äußerst attraktives Angebot geschaffen, mit der wir auch unserer Fürsorgepflicht für unsere Beschäftigten nachkommen", so der Landrat, der ergänzt: "Ohne die Bereitstellung des betreffenden Grundstücks aus dem kreiseigenen Liegenschaftsbestand sowie die Förderung durch die Staatsregierung mittels des Kommunalen Wohnraumförderungsprogramms wäre weder die Umsetzung des Projekts noch die nun ermöglichte Nettokaltmiete realisierbar gewesen. Mein Dank gebührt daher insbesondere den Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreistag für die Bereitschaft zur Einbringung des Grundstücks sowie der Regierung von Oberbayern, in der wir bei der staatlichen Förderung eine große Unterstützung gefunden haben."
Bereits am heutigen Mittwoch ziehen die ersten Mieterinnen und Mieter in den Wohnkomplex ein, weitere folgen in den kommenden Monaten.