Kostbarkeiten am Isarstrand
Brutplätze seltener Vogelarten im oberen Isartal wieder gesperrt
Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Erholung in der heimischen Natur verstärkt in das Blickfeld der Menschen geraten. Vor allem bei schönem Wetter drängen Spaziergänger und Sportler auf der Suche nach Entspannung in die Naherholungsgebiete, wo sie nicht selten in wichtige Rückzugs- und Fortpflanzungsgebiete von sensiblen Tierarten vordringen.
Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises München bittet daher alle Bürgerinnen und Bürger vor allem in den kommenden Wochen wieder um besondere Sensibilität und Rücksichtnahme. Dies gilt insbesondere für das Isartal, das wohl beliebteste Naherholungsgebiet für die Menschen in Stadt und Landkreis München. Wegen seiner Naturnähe und der Vielzahl an verschiedenen eng miteinander verzahnten Biotopen beherbergt der Talraum eine große Zahl an seltenen Arten.
Betretungsverbot zwischen 15. März und 10. August
Zum Schutz der beiden besonders störungsempfindlichen Vogelarten Flussuferläufer und Flussregenpfeifer werden geeignete Brutplätze zwischen Kloster Schäftlarn und Buchenhain mit Schildern und Leinen markiert. Für die abgesperrten Brutbereiche besteht zwischen dem 15. März und dem 10. August ein absolutes Betretungsverbot.
Kiesbrütende Vogelarten – Bedrohungen gestern und heute
Noch bis ins 19. Jahrhundert kennzeichneten ausgedehnte Schotter- und Sandbänke, die durch häufige Hochwasser ständig ihre Form, Ausdehnung und Lage änderten, die Auen der bayerischen Flüsse. Die Isar transportierte große Schottermengen aus den Bergen ins Voralpenland und lagerte sie entlang des Flusslaufs in ausgedehnten Auen ab. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten haben sich an die breiten vegetationsarmen Kiesbänke und -inseln angepasst und finden dort Fortpflanzungs- und Lebensräume. Darunter sind kiesbrütende Vogelarten wie Flussregenpfeifer und Flussuferläufer, die auf dem grobkörnigen Substrat der ungezähmten vielarmigen Isar unzählige Brutplätze fanden.
Mit dem Ausbau und der Begradigung der Flüsse sowie dem Bau von Kraftwerken änderte sich das Bild dramatisch. Zwischen Hochwasserschutzdeichen blieben nur wenige Schotterflächen, die durch verminderte Hochwasserereignisse zudem rasch verbuschen, erhalten. Die auf offene Flussauen spezialisierten Arten verloren große Teile ihrer angestammten Lebensräume.
Heute ist man sich des hohen Wertes naturnaher Wildflussauen für die Lebensraum- und Artenvielfalt wie auch für die Erholung bewusst. Bereits Ende der 1980er Jahre erfolgte an der Isar ein Umsteuern, dem Fluss wird wieder mehr Raum gegeben. Trotz aller Bemühungen sind die einst im Überfluss vorhandenen Brutplätze von Flussuferläufer und Flussregenpfeifer aber noch immer äußerst rar. Zudem sind die wenigen Brutplätze durch die stark zunehmende Erholungsnutzung in Gefahr. Beide Vogelarten reagieren äußerst empfindlich auf Störungen im Brutplatzbereich, die gut getarnten Gelege sind auf dem kiesigen Untergrund kaum zu sehen und werden daher leicht zertreten.
Flussuferläufer ist vom Aussterben bedroht
Wie dramatisch die Lage speziell für den Flussuferläufer ist, zeigen die Ergebnisse der jüngsten bayernweiten Bestandserfassung. War der Bestand in Bayern mit rund 150 Brutpaaren schon im Jahr 2012 sehr niedrig, ist er innerhalb von noch nicht einmal zehn Jahren bis zum Jahr 2021 auf weniger als 100 Paare zurückgegangen – ein Verlust von mehr als einem Drittel! Es droht das Aussterben einer Charakterart der bayerischen Wildflusslandschaften.
Während der Flussuferläufer entlang der nord- und ostbayerischen Flüsse heute fast vollständig verschwunden ist, findet man noch Brutvorkommen im alpinen bzw. voralpinen Bereich an den Flüssen Iller, Lech, Isar, Ammer und Tiroler Achen. Die Isar ist dabei das wohl wichtigste verbliebene Brutgebiet. Auch vom Flussregenpfeifer gibt es nur noch rund 1.000 Paare in Bayern. Da dieser im Gegensatz zum Flussuferläufer auch auf vom Menschen geschaffenen Kiesflächen abseits von Flüssen und Bächen wie zum Beispiel in Kiesgruben brütet, ist seine Situation jedoch nicht ganz so dramatisch.
Rücksichtnahme unverzichtbar
Die intensive Freizeitnutzung auf den Kiesbänken der Isar durch Badegäste und Spaziergänger sowie das Anlanden von Bootsfahrern stellen eine besondere Bedrohung dar. Um die Brutplätze gezielt schützen zu können, werden die Vögel daher ab Beginn der Balz intensiv beobachtet und die Brutbereiche im Zeitraum vom 15. März bis 10. August mit gelben Hinweisschildern sowie Markierungsbändern gekennzeichnet.
Erholungssuchende werden gebeten, keinesfalls die abgesperrten Brutplätze zu betreten. Es gibt entlang des Flusslaufs noch ausreichend Bereiche zum Erholen und Sonnenbaden. Auch Hunde müssen unbedingt aus den gesperrten Zonen herausgehalten werden. Zurückgelassener Müll stellt ebenfalls eine große Gefahr dar. Er lockt nachts Füchse auf die Kiesbänke, die auf Futtersuche auch ein Vogelküken nicht verschmähen.
Das Feuermachen und Grillen ist außerhalb der zugelassenen Bereiche grundsätzlich verboten.
Jeder Brutplatz zählt!
Das Landratsamt appelliert an die Bürgerinnen und Bürger mitzuhelfen, dass die Rufe dieser seltenen Vogelarten der Wildflusslandschaften im Isartal und in Bayern nicht verstummen. Jeder Brutplatz zählt und trägt dazu bei, die Vielfalt unserer Heimat zu bewahren.
Bei Missachtung des Betretungsverbots können empfindliche Geldbußen ausgesprochen werden!
Informationen rund um das Thema Kiesbrüter und Isar gibt es im Landratsamt München (E-Mail: naturschutz [at] lra-m.bayern.de###EMAIL###title="E-Mail schreiben" class="link__mail") und unter www.alpenflusslandschaften.de/
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