Landkreis bekennt sich zu fairem, regionalem Handel
Weg zum "Fairtrade Landkreis" ist eingeschlagen
Unmenschliche Bedingungen bei der Bekleidungsproduktion in Drittländern, Kinderarbeit auf Kakaoplantagen, Pestizide in Lebensmitteln - immer wieder lassen solche Schlagzeilen aufhorchen. Doch den Produkten sieht man nicht an, was in ihnen steckt und unter welchen Bedingungen sie hegestellt wurden.
Der Ausschuss für Energiewende, Landwirtschafts- und Umweltfragen brachte am vergangenen Montag, 11. September, nun den Stein ins Rollen, im Landkreis München mehr Bewusstsein für einen nachhaltigen Konsum zu schaffen. Er empfiehlt dem Kreistag zum einen, alle Voraussetzungen dafür zu schaffen, sich der Kampagne "Fairtrade Towns" des gemeinnützigen Vereins "TransFair Deutschland e.V." anzuschließen und gezielt den fairen Handel auf kommunaler Ebene zu unterstützen. Die "Fairtrade Towns" unterstützen Landwirte und deren Familien in Afrika, Asien und Lateinamerika und verbessern durch den fairen Handel die Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort. Bei den Fairtrade Produkten handelt es sich vorwiegend um Lebensmittel wie Kaffee, Kakao, Bananen oder Orangensaft, aber auch um Textilien. Eine Konkurrenz zur heimischen Landwirtschaft kann somit weitgehend ausgeschlossen werden. Die Förderung von fair gehandelten Produkten ist eine sinnvolle Maßnahme, soziale Verantwortung für die Ärmsten der Welt zu übernehmen.
Im Landkreis München dürfen sich bereits drei Kommunen als "Fairtrade Gemeinden" bezeichnen: Neubiberg, Gräfelfing und Unterschleißheim. Und bei der Gemeinde Pullach läuft gerade das Bewerbungsverfahren. Interessierte Kommunen im Landkreis München sind dazu eingeladen, sich gemeinsam mit dem Landkreis auf dem Weg zur "Fairtrade Town" zu machen.
"regional - fair - bio"
Allein sich auf den Weg zu einem offiziellen "Fairtrade Landkreis" zu machen, war den Ausschussmitgliedern nicht genug. Den Kreispolitikern war es wichtig, sich auch zu regionalen Produkten zu bekennen und sich für faire Konditionen einzusetzen. Daher befürwortete das Gremium die vorgeschlagene Vorgehensweise, die Bewerbung zum "Fairtrade Landkreis" in eine umfassende Qualitätskampagne unter dem Motto "regional - fair - bio im Landkreis München" einzubetten. Sie soll zum Ziel haben, den Anteil an regionalen, biologischen und fair gehandelten Lebensmitteln zu erhöhen und zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Ernährung beizutragen. Noch in diesem Jahr wird ein Arbeitskreis aus Vertretern der Landwirtschaft und biologischen Erzeugern zusammentreten. Gemeinsam mit dem Wirtschaftsförderer des Landkreises München sollen dort erste Ideen zur Umsetzung des Leitgedankens "regional - fair - bio" erarbeitet werden.
Der Erfolg solcher Kampagnen hängt von der Beteiligung vieler ab. Nicht abwarten, dass die anderen den ersten Schritt machen, sondern mit gutem Beispiel vorangehen, ist die Überzeugung der Kreisräte. Daher sollen künftig auch in den Kantinen des Landratsamtes und bei Veranstaltungen möglichst regionale, fair gehandelte und biologische Produkte angeboten werden, soweit das unter Berücksichtigung der laufenden Verträge auch schon jetzt umsetzbar ist. Schon heute landen bio-zertifizierte Produkte auf den Tellern der Verwaltungsmitarbeiter: Reis, Nudeln und 80 Prozent des Gemüses kommt aus biologischer Landwirtschaft.
Landrat Christoph Göbel zeigte sich erfreut, dass man mit dieser Beschlussempfehlung an den Kreistag, nun noch weit über die eigentliche Idee des "Fairtrade Landkreises" hinausgehe und auf diese Weise insbesondere die heimische Landwirtschaft, die ebenfalls auf faire Konditionen angewiesen ist, mit ins Boot holen kann. "Davon profitieren letztlich alle - Erzeuger und Konsumenten in unserem Landkreis."