Landkreis finanziert Jobwerkstatt für Jugendliche
Praktika im geschützten Raum sollen Jugendlichen den Kontakt zur Berufswelt erleichtern
Die Schulbank für einige Zeit mit der Werkbank, dem Schreibtisch, der Baustelle oder auch einem Gewächshaus zu vertauschen, ist für Mittelschüler ein feststehender Teil ihrer Schullaufbahn. Doch die Schulen haben festgestellt, dass längst nicht alle Schüler in der Lage sind, ein Betriebspraktikum erfolgreich zu absolvieren. Einzelne seien damit schlichtweg überfordert. Die Folge ist, dass sie oft unentschuldigt fehlen oder das Praktikum vorzeitig abbrechen. Andere scheitern allein daran, überhaupt einen Praktikumsplatz zu finden, und das trotz umfangreicher Hilfestellung durch die Schule. In den Betrieben selbst fehlt dann oft auch die Zeit, sich um Schüler mit einem intensiveren Förderbedarf besonders zu kümmern.
Die Kolping Bildungsagentur hat genau für solche Schülerinnen und Schüler das Pilotprojekt "Jobwerkstatt" konzipiert, das erstmals im Schuljahr 2015/2016 am Standort Oberhaching umgesetzt werden soll. Der Kreisausschuss hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, das Projekt zunächst für die kommenden zwei Schuljahre zu finanzieren und bei Erfolg über eine Fortsetzung zu entscheiden.
Rund 100 Jugendlichen kann auf diese Weise ein Praktikum in den Berufen Holzwerker/Schreiner, Gärtner oder Maler/Lackierer ermöglicht werden. Zwei sozialpädagogische Fachkräfte werden in Zusammenarbeit mit einem ortsansässigen Betrieb die Jugendlichen intensiv betreuen. Maximal sechs Jugendliche gleichzeitig werden dabei das zweiwöchige Praktikum absolvieren. Zunächst fokussiert das Pilotprojekt auf den Mittelschulverbund Süd mit den Mittelschulen Pullach, Oberhaching, Unterhaching und Taufkirchen. Je nach Auslastung können auch noch Jugendliche aus Haar berücksichtigt werden.
Ausweitung auf gesamten Landkreis als Ziel
Sollte sich die Jobwerkstatt als Erfolgsprojekt erweisen, ist eine Ausweitung des Angebotes auf den gesamten Landkreis gewünscht. "Gerade im so erfolgreichen Landkreis München darf kein Jugendlicher durchs Netz fallen", betonte Landrat Christoph Göbel und warb für das neue Konzept. Dieser Meinung schlossen sich die anwesenden Vertreter von Jugendhilfe- und Kreisausschuss an.
Einstimmig entschieden die Gremien, das Projekt in der Anfangsphase zu 100 Prozent zu finanzieren. Neben den Personalkosten in Höhe von bis zu 150.000 Euro pro Jahr übernimmt der Landkreis die Anschubfinanzierung in Höhe von maximal 76.000 Euro, verteilt auf drei Haushaltsjahre, für die notwendige Werkstatt- und Büroausstattung sowie die Anschaffung eines Fahrzeuges. Auch die Sach- und Gemeinkostenzuschüsse von rund 118.000 Euro für die beiden Schuljahre trägt zunächst der Landkreis.