Landkreis setzt Zeichen gegen Gewalt an Frauen
Podiumsdiskussion mit Experten beleuchtet das Thema "Häusliche Gewalt“
Anlässlich des internationalen Gedenktags "NEIN zu Gewalt an Frauen!" fand im Landratsamt München am vergangenen Donnerstag eine Podiumsdiskussion zum Thema häusliche Gewalt statt. Vertreter von Polizei und Justiz sowie Vertreterinnen mehrerer Hilfsdienste für Betroffene erörterten Fallzahlen und Auswirkungen von Partnerschaftsgewalt, diskutierten Ansatzpunkte zur Unterstützung durch staatliche und kommunale Behörden und zeigten Grenzen in den Handlungsspielräumen auf.
Trotz eines vollen Terminkalenders ließ es sich Landrat Christoph Göbel nicht nehmen, die Teilnehmer und Gäste der Podiumsdiskussion persönlich zu begrüßen und die Bedeutung dieses Themas zu betonen. "Die Podiumsdiskussion und das Hissen der Fahne sind nicht ausschließlich ein symbolischer Akt. Vielmehr dient es dazu, auf die Problematik häuslicher Gewalt aufmerksam zu machen und die Menschen für dieses brisante Thema zu sensibilisieren", so Landrat Christoph Göbel. Dies sei auch wichtig in einer Region fernab sozialer Brennpunkte, wie sie der Landkreis glücklicherweise sei, erklärte der Landrat weiter. Er bedankte sich deshalb bei den anwesenden Vertreterinnen der diversen Hilfsstellen, dass solche Angebote im Landkreis überhaupt ermöglicht werden. Inzwischen befänden sich zudem auch Präventionsangebote für potenzielle Gewalttäter im Aufbau, berichtete der Landrat und verwies auf die vom Kreistag freigegebene Täterberatung, die als präventive Anlaufstelle im Landkreis dienen soll, um Gewaltverbrechen zu verhindern.
Bessere Vernetzung der beteiligten Stellen
Zur Podiumsdiskussion waren zahlreiche Interessierte erschienen, um zur Bewusstseinsbildung sowie der Enttabuisierung dieser Thematik beizutragen, darunter auch Teresa Howorka, seit November 2015 die Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes München, sowie ihre Vorgängerin Ragnhild Esswein-Koppen. Sie verfolgten einen intensiven Austausch der geladenen Diskutanten.
Gemeinsam erörterten die Richter Karin Garnreiter und Michael Höhne vom Landgericht München I, Kriminalhauptkommissarin Andrea Kleim, Beauftragte für Frauen und Kinder beim Kriminalkommissariat 105, Maria Weinzierl, Leiterin der Interventionsstelle Landkreis München, Heike Barnes vom Frauennotruf München sowie Alexandra Heidecker vom Sozialdienst katholischer Frauen, wie Gewalt in Partnerschaften entsteht und wie man als außenstehende Person Gewaltproblematik in einer Familie erkennt, welche Bereiche des Lebens dadurch berührt werden und welche Hilfestellungen eine Frau von verschiedenen Seiten benötigt, wenn sie Gewalt erfahren hat. Dabei wurden Potenziale, z. B. durch eine engere Vernetzung der Beteiligten, aber auch Grenzen der einzelnen Behörden und Einrichtungen aufgezeigt, etwa durch die aktuelle Gesetzeslage oder auch durch personelle Ressourcen.
Am Ende der Diskussion, in die auch einige Wortmeldungen der Zuhörerschaft einflossen, waren sich die Beteiligten einig, dass man bei zukünftigen Fällen noch enger zusammenarbeiten und Abstimmung und Austausch der einzelnen Stellen untereinander fördern möchte. "Die ILM war ein Quantensprung", ist sich Kriminalhauptkommissarin Andrea Kleim sicher. Der eingeschlagene Weg müsse jetzt weiter vorangetrieben werden, denn jedes Opfer häuslicher Gewalt ist ein Opfer zu viel. "Es muss sich noch einiges tun", befindet auch ILM-Leiterin Maria Weinzierl. "Häusliche Gewalt ist nach aktueller Rechtslage kein Straftatbestand".
Im Schnitt dauert es acht Jahre, bis sich Frauen aus einer gewalttätigen Beziehung lösen.
Weltweit wehen die Fahnen am internationalen Gedenktag
Der Gedenktag "NEIN zu Gewalt an Frauen" am 25. November geht zurück auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal in der Dominikanischen Republik. Wegen ihres politischen Widerstands gegen den Diktator Trujillo wurden sie am 25. November 1960 vom Geheimdienst nach vorangegangener Folter getötet.
Seit dem 25.11.2001 lässt Terre des Femmes gemeinsam mit unzähligen Unterstützerinnen und Unterstützern die Fahnen wehen. In allen Teilen Deutschlands und in den unterschiedlichsten Ecken der Welt werden alljährlich Fahnen und Banner mit der Aufschrift "frei leben - ohne Gewalt" gehisst.