Landräte tragen geplante MVV-Tariferhöhung von 3,6 % nicht mit
- Pressemitteilung der MVV-Verbundlandkreise zum Thema geplante MVV-Tariferhöhung -
"Der seitens der Landeshauptstadt München und des Freistaates Bayern wohl ausgehandelte Kompromiss von 3,6 % Tarifsteigerung wird von den acht Verbundlandkreisen abgelehnt," so Robert Niedergesäß, Landrat des Landkreises Ebersberg und Sprecher der acht Verbundlandkreise in einer Pressemitteilung. Niedergesäß: "Von 6 % Steigerung war ohnehin nie die Rede, das muss eine reine Nebelkerze sein. Maximal 4,5 % Steigerung wurden in den Gremien des MVV vorgelegt. Die Modelle der Landkreise und des Freistaates sahen maximal 2,9 % vor.
Die Landkreise tragen ihre Verantwortung für den MVV und haben in der Vergangenheit auch allen Tariferhöhungen zugestimmt. Wir tragen aber insbesondere auch Verantwortung für unsere Bürger in den Landkreisen und müssen diesen Rede und Antwort stehen. Immerhin vertreten wir zusammen mit über 1,3 Mio. Landkreisbürgern fast genau so viele Bürger wie die Landeshauptstadt in die Waagschale wirft." "Jede Tariferhöhung muss im Detail transparent begründet und nachvollziehbar sein, hierzu liegt das von uns geforderte Zahlenmaterial immer noch nicht vor," kritisiert Stefan Löwl, Landrat des Landkreises Dachau und stv. Sprecher der Landräte.
Die Landräte wollen sich mit den vorgetragenen Gründen für die Tariferhöhung nicht abspeisen lassen. Hier führen die Verkehrsbetriebe insbesondere die gleitende Geltungsdauer bei den Monatskarten und die Einführung des Semestertickets an. Das ist aber nach den den Landkreisen vorliegenden Informationen so nicht belastbar, die Marktforschung sieht bei der gleitenden Geltungsdauer gar keine Einnahmeverluste und die Auswirkungen des Semestertickets müssen erst noch genau untersucht werden, zudem ist hier gemäß Beschlusslage allein die Landeshauptstadt heranzuziehen. Dass die Einnahmen erstmals trotz Tariferhöhung nicht steigen hat weitere Gründe und muss erst noch seriös und im Detail untersucht werden.
Ständige Sperrungen und Probleme auf der Stammstrecke und die langfristige Sperrung der U 6, großflächige Ausfälle wie in den vergangenen Wochen z.B. führen zwangsweise zu einer erhöhten Unzufriedenheit der Kunden und damit auch zu möglichen Abwanderungen, beispielsweise auch hin zu erfolgreichen Carsharing-Modellen. "Wer glaubt, dies mit überzogenen Tariferhöhungen kompensieren zu können, befindet sich eher auf dem Holzweg und treibt die Kunden weiter in die Ferne," so Landrat Robert Niedergesäß.
Dem Fass den Boden aus schlägt für die Landkreise der geplante progressive Anstieg bei den Zeitkarten, und damit eine Abkehr vom bewährten linearen Modell. Für die Bürger in den Landkreisen bedeutet dies mitunter eine Tariferhöhung von bis zu 5,9 %. "Völlig unfassbar", so Stefan Löwl dazu. "Es kann doch nicht sein, dass die Bürger in den Landkreisen die Zeche zahlen müssen", ergänzt Niedergesäß, und weiter: "Wir unterstützen OB Reiter, wenn er sich zurecht gegen unverschämte 6 % Tarifsteigerung stemmt, erwarten aber im Gegenzug auch seine Unterstützung, wenn gleiches Ungemach unseren Bürgern droht."
Stadt und Freistaat können entsprechend der Mehrheitsverhältnisse auch ohne die Stimmen der Landkreise beschließen, "die bisherige Einstimmigkeit war aber ein hohes Gut, ein Gut, das nun unnötig aufs Spiel gesetzt und wohl zumindest vorübergehend der Vergangenheit angehören wird, wenn Stadt und Freistaat sich hier durchsetzen wollen. Wir haben beiden Partnern unsere Position ausführlich begründet auf fünf Seiten dargelegt und erwarten nun eine Reaktion bzw. hoffen auf einen für alle Seiten tragfähigen Last-Minute-Kompromiss," so der Sprecher der Landkreise. "Wir bedauern diesen nun öffentlich ausgeführten Konflikt, weisen aber darauf hin, dass wer auch immer, aber nicht wir dafür verantwortlich waren," so Stefan Löwl.
Niedergesäß abschließend: "Wir stehen im Auftrag unserer Bürger vor großen Herausforderungen beim MVV: Tarifstrukturreform, 2. Stammstrecke, Vergrößerung des Verbundsystems und vieles mehr. Hierfür brauchen wir einen Konsens aller Partner, sonst schaffen wir das nicht. Ich appelliere also an alle Partner, dass wir aus dem jetzt heraufbeschworen und unnötigen Konflikt für die Zukunft lernen."