„Mehrgleisig“ unterwegs
Ausbau der Universitätsstandorte im Südosten erfordert leistungsfähige verkehrliche Erschließung
Rund um die Gemeinden Taufkirchen, Neubiberg und Ottobrunn sind umfangreiche Entwicklungen im Gange. Die Universität der Bundeswehr in Neubiberg wird erweitert, Gewerbegebiete weiterentwickelt und in Taufkirchen, direkt an der Gemeindegrenze zu Ottobrunn, entsteht derzeit der neue Campus für Luft- und Raumfahrt der Technischen Universität München (Ludwig-Bölkow- Campus). In den kommenden Jahren wird also eine Vielzahl von Studierenden und Berufstätigen mehr in die Region pendeln als das heute ohnehin schon der Fall ist.
Das bestehende Verkehrsangebot ist keinesfalls darauf ausgelegt, die künftige Nachfrage zu decken. Der Landkreis hat sich daher bereits seit längerem mit der Optimierung der Verkehrserschließung im südöstlichen Landkreisgebiet auseinandergesetzt. Als ideal hat sich dabei eine Verlängerung der U5 über Neuperlach Süd hinaus erwiesen, die eine umsteigefreie Verbindung von der Münchner Innenstadt über die Universität der Bundeswehr in Neubiberg, das Gemeindegebiet von Ottobrunn bis zum Ludwig-Bölkow-Campus in Taufkirchen gewährleisten würde. Einen U-Bahnbau könnte der Landkreis jedoch allenfalls stemmen, wenn auch Bund und/oder Freistaat das Projekt mitfinanzieren würden. Eine Förderung durch den Bund scheitert bislang jedoch an den aktuell noch geltenden Parametern einer sogenannten Standardisierten Bewertung, die ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von über 1 voraussetzt. Eine U-Bahnverlängerung bis zum Ludwig-Bölkow-Campus bleibt jedoch derzeit unter diesem Wert.
Hoffnung auf Änderung der Förderkriterien
Jedoch soll die Methodik der Standardisierten Bewertung über kurz oder lang dahingehend verändert werden, dass insbesondere Umweltwirkungen eine höhere Bedeutung erhalten. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass ÖPNVProjekte künftig leichter die Schwelle zur Förderfähigkeit erreichen können.
Der Landkreis wird deshalb die Verlängerung der U5 von Neuperlach Süd hin zum neuen Luft- und Raumfahrtcampus in Taufkirchen als Testfall für die neue Standardisierte Bewertung vorschlagen und eine Neuberechnung veranlassen. Würde so ein Nutzen-Kosten-Verhältnis über 1 erreicht und die Förderkriterien dahingehend verändert, könnte das Projekt unter Umständen doch noch nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) gefördert werden.
„Dass eine Verlängerung der U-Bahn für den dicht besiedelten Raum die bestmögliche Alternative für die Pendler und Anwohner wäre, steht außer Zweifel. Daher hoffe ich sehr, dass der Bund sich bewegt, seine Förderkriterien den aktuellen Gegebenheiten anpasst und eine mögliche U5-Verlängerung dann die Anforderungen auch erfüllen kann“, so Landrat Christoph Göbel. „Der Landkreis ist in jedem Fall dazu bereit, seinen Teil dazu beizutragen.“
Interims-Lösung auf den Weg gebracht
Doch selbst wenn es gelingen würde, die Finanzierung einer U-Bahn-Verlängerung auf die Beine zu stellen, würden Studierende und Berufstätige schon lange in den Münchner Südosten pendeln bevor der erste Zug rollt. Deshalb beschloss der Kreistag am vergangenen Montag, 26. Juli 2021, gleichzeitig auch die Planung und Umsetzung eines Vorläuferbetriebs mit einem möglichst innovativen, klimaschonenden und leistungsfähigen Bussystem vorzubereiten, das innerhalb von fünf Jahren einsatzfähig sein soll.
Sollte sich der Bau einer U-Bahn aber auch langfristig als unrealistisch darstellen, bleibt noch die Option einer Magnetschwebebahn. Eine vertiefte Untersuchung
des bereits in den Blick genommenen Transportsystems Bögl haben die Kreisräte jedoch zunächst hintangestellt.