Präventive Angebote in der Kinder- und Jugendhilfe so wichtig wie nie

Coronapandemie fordert Kreativität und Flexibilität von Trägern und Kreisjugendamt

Das Coronavirus legt gesellschaftliche Missstände schonungslos offen, schwelende Konflikte werden durch die Pandemie befeuert wie ein Buschbrand. Wie so oft sind es also die Schwächsten der Gesellschaft, die am meisten unter einer Krise leiden müssen und die auf die Beratung und die Unterstützung der Fachkräfte der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe angewiesen sind. Die Corona-Pandemie hat das Kreisjugendamt dabei vor völlig neue Aufgaben gestellt. Vor allem Flexibilität und Kreativität sind gefragt, um Kinder, Jugendliche und Familien auch weiterhin zu erreichen.

900 Kinder und Jugendliche in drei Monaten

Ein Beispiel dafür sind die präventiven Angebote in der Kinder- und Jugendhilfe. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen konnten und können diese nur unter äußerst erschwerten Bedingungen stattfinden. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit fällt unter die außerschulische Bildung und ist somit seit Dezember 2020 wieder von den Schließungsmaßnahmen und Kontaktbeschränkungen betroffen. Um den Jugendlichen dennoch weiterhin Zugänge zu ihren Bezugspersonen der offenen Kinder- und Jugendarbeit zu ermöglichen, hat der Landkreis München ein Corona-Sonderprojekt ins Leben gerufen, an dem 21 Einrichtungen des Kreisjugendrings München Land, des Erzbischöflichen Jugendamts und des Vereins für Jugend- und Familienhilfe teilnehmen. So zum Beispiel die Kinder- und Jugendfarm und Jugendfreizeitstätte Fezi in Unterföhring. Unter www.fezi-ufg.de können online Zeit-Slots gebucht werden und so bis zu fünf Kinder parallel das weitläufige Gelände nutzen, Tiere versorgen, sich um die Ställe kümmern, kreativ in den Werkstätten oder im Garten arbeiten oder eine Einzelberatung bei einem Spaziergang wahrnehmen. Ergänzt wird das Farmangebot durch digitale Aktionen, wie zum Beispiel, Online-Kochabende mit internationaler Küche.

Durch das Corona-Sonderprojekt konnten allein von Dezember 2020 bis März 2021 an die 900 Kinder und Jugendliche im ganzen Landkreis erreicht werden. Die häufigste Beratungsanlässe und somit Themen, die die Kinder und Jugendlichen am meisten beschäftigen und belasten, sind neben dem Coronavirus Schule, Mediennutzung, Freundschaft und Ängste.

Jugendsozialarbeit auch im Homeschooling

Auch die Jugendsozialarbeit an Schulen hat sich flexibel auf die neuen Herausforderungen durch die Pandemie eingestellt und bleibt für Kinder, Jugendliche und deren Familien erreichbar, ob vor Ort, telefonisch oder digital. Denn in Zeiten der Schulschließung und des Homeschoolings nehmen die Konflikte und Belastungen der Schülerinnen und Schüler nicht ab. Im Gegenteil, wie zum Beispiel ein Vorfall von gewaltverherrlichenden Aussagen in einem Klassenchat einer Mittelschule zeigt. Normalerweise würde hier in Präsenzzeiten die von den Sozialpädagogen angebotene Medienprävention greifen. In der aktuellen Situation nahmen die Eltern telefonisch zur Jugendsozialarbeit Kontakt auf. Gemeinsam mit den Jugendbeamten der Polizei und dem Jugendamt konnte hier schnell und unbürokratisch unterstützt und beraten werden.

Diese Fallbeispiele zeigen, wie wichtig die niederschwellige Erreichbarkeit der präventiven Sozialen Arbeit auch und gerade in Zeiten von Kontaktbeschränkung und  Schulschließungen ist. „Unsere Fachkräfte stehen Eltern, Kinder und Jugendliche als vertraue Ansprechpartner in herausfordernden Situationen zur Seite und bilden die Nahtstelle zwischen Jugendamt und den Angeboten vor Ort“, so Uwe Hacker, Referatsleiter Kinder, Jugend und Familie im Landratsamt München.

Alle Angebote des Landkreises München für Kinder, Jugendliche und Familien gibt es unter www.landkreis-muenchen.de/themen/familie-und-soziales.