Regierung erhöht erneut die Quoten
Landkreis München muss jede Woche 90 neue Asylbewerber unterbringen
"Wir haben keinerlei zeitliche Spielräume mehr", kommentiert Landrat Christoph Göbel die sich erneut verschärfende Situation. Ab kommender Woche, also unmittelbar nach den Pfingstferien, muss das Landratsamt wöchentlich 90 neue Asylbewerber im Landkreis München unterbringen. Dies kündigte die Regierung von Oberbayern am vergangenen Freitag bei einer erst tags zuvor einberufenen Landrätebesprechung an.
Quote fast verdreifacht
Der Zeitplan der landkreisinternen Krisenplanung wurde also über Nacht einmal mehr fast vollständig über den Haufen geworfen. Erst vor wenigen Wochen hieß es, der Landkreis müsse zunächst wöchentlich 35, nach den Pfingstferien dann 50 neue Asylbewerber aufnehmen. Doch schon in den Ferien musste das Landratsamt ein Sonderkontingent von 100 Personen aus den erneut volllaufenden Erstaufnahmeeinrichtungen unterbringen. Nun verschärft sich die Situation also gleich noch einmal ganz gewaltig.
Das bedeutet für das Landratsamt, dass es noch schneller als erwartet, vorübergehend auf weitere Turnhallen und auch auf Zelte zurückgreifen muss. Die Aufstellung von Traglufthallen, in denen dann jeweils bis zu 300 Asylbewerber Unterkunft finden werden, konnte zwischenzeitlich weiter vorangetrieben werden. Voraussichtlich Anfang Juli soll bereits die erste Halle in der Gemeinde Taufkirchen bezugsfertig sein.
Die Traglufthallen sollen im Rahmen des Landkreiskonzeptes eine Art Drehscheibenfunktion übernehmen. Dass heißt, neu ankommende Asylbewerber werden zunächst in den Hallen untergebracht. Von dort werden sie dann, sobald neue Unterkünfte errichtet sind oder einzelne Plätze in bestehenden Häusern freiwerden, weiterverteilt.
Schul- und Vereinssport möglichst wenig belasten
Neue Sammelunterkünfte, die der Landkreis an mehreren Stellen plant, werden jedoch erst im Laufe des nächsten halben Jahres bezugsfertig sein. Um der Unterbringung der jetzt angekündigten Asylbewerberzahlen in den kommenden Monaten gerecht werden zu können, müssten - ohne die Nutzung der Traglufthallen - bis zu 20 Turnhallen geschlossen werden. "Das ist weder für den Schul- noch für den Vereinssport eine tragbare Lösung", sagt Landrat Christoph Göbel, der selbst seit langem an der Spitze eines Sportvereins steht und damit die Situation, mit der die Vereine klarkommen müssen, doppelt gut versteht. "Deshalb habe ich mich für ein Konzept entschieden, bei dem die Traglufthallen eine entscheidende Rolle spielen. Sie sind, da beheizbar, auch die wesentlich bessere Alternative zu Zeltunterkünften. Gleichzeitig lösen wir damit langfristig die Sporthallenproblematik, die zwar Linderung an der einen Stelle, dafür neue Probleme an anderer schaffen würde." Und auch für die Asylbewerber selbst bieten die besser auszustattenden Traglufthallen eine wesentlich bessere Alternative.
Wo genau die Standorte weiterer Notunterkünfte sein werden, darüber wird das Landratsamt zeitnah, voraussichtlich schon in der kommenden Woche, informieren.