Rotary Club München unterstützt die Berufsintegration junger Geflüchteter im Landkreis München
Im September 2016 startete auf Initiative des Landkreises München ein Modellprojekt zur Beschulung junger Geflüchteter - der Future Campus - auf dem Gelände der Jugendbegegnungsstätte am Tower in Oberschleißheim. In kurzer Zeit ist es dem Landkreis gemeinsam mit dem Kreisjugendring München gelungen, für 80 bis 100 junge Menschen Berufsschulplätze zu schaffen.
Die ersten Erfahrungen im Schuljahr 2016/17 zeigten, dass eine Vielzahl der Schüler unter den Folgen traumatischer Erlebnisse leidet. Dadurch wird der Unterricht zum Teil erheblich erschwert. Um diesem Umstand Abhilfe zu leisten, entwickelte die Leitung des Future Campus ein Konzept zur Krisenintervention, die sogenannte Förderinsel.
Der Aufbau, die Einrichtung und das erste Betriebsjahr 2017/18 der Förderinsel wurden vom Rotary Club München im Sinne einer Anschubfinanzierung mit 46.000,- € unterstützt, den weiteren Betrieb übernimmt der Landkreis München.
Anlässlich einer Besichtigung der neu eingerichteten Räume lobte Landrat Christoph Göbel das Engagement des gesamten Teams am Future Campus und dankte dem Kreisjugendring sowie dem Rotary Club München für ihr großes Engagement zur Unterstützung junger Geflüchteter. Er betonte, wie wichtig es ist die Potentiale und Chancen der Menschen zu nutzen, die zu uns gekommen sind. Neben Landrat Göbel und Mitarbeitern des Landratsamtes München waren Vertreter des Rotary Clubs München, des Rotary Distrikts 1842, des Kreisjugendrings München-Land, des Jugendhilfeausschusses des Landkreises München und das Team des Future Campus anwesend. Die Besucher konnten sich vor Ort über die Umsetzung sowie den traumtherapeutischen Hintergrund informieren.
Der Future Campus ist eine interkulturelle Schule für Berufsorientierung, angegliedert an das Heiner Janik Haus, Jugendbegegnungsstätte am Tower (JBS) in Trägerschaft des Kreisjugendrings München-Land. In diesem dreijährigen Stufenkonzept zur Beschulung junger Geflüchteter in der Altersgruppe 16-23 Jahre werden Lehrpläne der Berufsschulen mit handlungsorientierten Methoden der kulturellen Bildung verknüpft.
Betrachtet man die Entwicklungen der knapp hundert Schülerinnen und Schüler, die seit Beginn des Projektes im September 2016 die Schule besuchen, so lässt sich insgesamt eine positive Bilanz ziehen. Dabei dürfen allerdings nicht diejenigen Schüler aus dem Blick geraten, die in akuten Krisen aufgrund traumatischer Erlebnisse, Blockaden und Verhaltensauffälligkeiten (vorübergehend) als nicht beschulbar erscheinen. Pädagogische Interventionen aber auch disziplinarische Maßnahmen reichen hier nicht aus, um diese Schülerinnen und Schüler im normalen schulischen Umfeld adäquat zu unterrichten.
Krise als Chance
Um diese zeitweise auffälligen Schülerinnen und Schüler nicht zu verlieren bedarf es eines zusätzlichen Angebotes, das einen geschützten Raum für psycho-soziale Krisenintervention bietet. In dem neu konzipierten Auszeitmodell, der Förderinsel, werden die betroffenen Schülerinnen und Schüler stabilisiert und wieder eingegliedert. Im Sinne der Persönlichkeitsentwicklung kann diese bearbeitete Krise zur nachhaltigen Stärkung beitragen.
Konkret wurde die bestehende Container-Anlage am südlichen Ende um ein Raummodul mit Eingang/Garderobe und Klassenraum ergänzt und eingerichtet. Die Betreuung der Insel übernimmt ein multiprofessionelles Team, aus entsprechend geschulten, pädagogisch-therapeutischen Fachkräften (intern/extern) und wird von einer sonderpädagogischen Lehrkraft geleitet.
Schülerinnen und Schüler, deren Verhalten akut von Verhaltensauffälligkeiten, Blockaden u. ä. gekennzeichnet ist, können im Sinne einer Krisenintervention vorübergehend (zwischen zwei Wochen bis max. drei Monate) aus der Regelklasse genommen werden. Die Betroffenen erhalten die Möglichkeit einer pädagogisch begleiteten Auszeit, ohne den schulischen Anschluss oder den Schulplatz zu verlieren. Ziel ist es, sie später wieder in die Regelklasse zu integrieren. Aus der Traumatherapie ist bekannt, dass alleine ein derartiges Vorgehen in vielen Fällen schon ausreicht, um diejenige oder denjenigen wieder zu stabilisieren und ein normales Weiterleben zu ermöglichen. Erste Erfahrungen in der Förderinsel bestätigen dies.