Schulbedarfsplanung: Landkreis will Weichen rechtzeitig stellen
Das anhaltende Bevölkerungswachstum und die Wiedereinführung des G9 werfen ihre Schatten voraus
Rechtzeitig agieren, statt unter Druck reagieren - so könnte man die Haltung der Kreispolitiker in Sachen Schulbedarfsplanung auf einen kurzen Nenner bringen. Bereits im vergangenen Jahr hat der Landkreis München seinen Schulbedarfsplan fortgeschrieben. Dabei sind nicht nur aktuelle Zahlen zur Bevölkerungsprognose eingeflossen, sondern auch die Auswirkungen der im letzten Frühjahr durch die Bayerische Staatsregierung beschlossenen Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums (G9) berücksichtigt worden.
Realschulen Neubiberg und Aschheim fahren am Limit
Bei den Realschulen im Landkreis München ist mit Überschreitungen der Aufnahmekapazitäten von bis zu 44 Prozent bis zum Jahr 2035 zu rechnen. An verschiedenen Schulstandorten werden die vorhandenen Kapazitäten bereits im aktuellen Schuljahr überschritten (Neubiberg und Aschheim), die anderen Schulen kommen sukzessive, spätestens jedoch im Jahr 2032 in die Überlast. Die aus allen Nähten platzende Realschule Neubiberg könnte durch einen weiteren Schulstandort im Bereich des Zweckverbands Staatliche weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises - im Gespräch ist eine neue Realschule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn - entlastet werden. Intensiv diskutiert wird auch über eine neue Realschule in Oberhaching, die auf einem gemeinsamen Campus mit einer ebenfalls neuen Beruflichen Oberschule errichtet werden könnte. Der Standort hätte darüber hinaus auch positive Auswirkungen auf die Realschule Taufkirchen. Für die Realschule Aschheim kommt voraussichtlich eine Erweiterung in Frage. Zusätzliche Entlastung würde die Schule durch eine neu zu errichtende Realschule in Haar finden. Die Schulen in Ismaning und Unterschleißheim müssten durch einen weiteren Standort im nördlichen Landkreisgebiet entlastet werden.
Gymnasien: Spätestens 2026 sind die Kapazitäten am Ende
Nicht besser sieht die Prognose bei den Gymnasien aus. Auch hier überschreiten sämtliche bestehenden Schulen zumeist spätestens zum Schuljahr 2025/2026 ihre Kapazitäten. Dann nämlich, wenn die ersten Schüler des G9 die neue 13. Jahrgangsstufe erreichen. Bis 2035 sind Steigerungen von bis zu 64 Prozent zu erwarten, sofern nicht vorher Entlastungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Die Gymnasien in Haar und Kirchheim sind dagegen schon heute in der Überlast. Am drängendsten stellt sich die Situation dabei für Haar dar. Das dortige Gymnasium übersteigt seit Jahren seine Kapazitäten. Hier kommt eine Erweiterung der bestehenden Schule in Frage. Das Kirchheimer Gymnasium würde durch das bereits beantragte neue Gymnasium in Aschheim die nötige Entlastung erfahren. Ein neues Gymnasium in Feldkirchen könnte zu einer zusätzlichen Entspannung für die beiden bestehenden Schulstandorte beitragen. Der vom Kreistag bereits positiv beurteilte Standort Sauerlach für ein weiteres Gymnasium im südlichen Landkreisgebiet würde sich gleich auf eine ganze Reihe von Schulen im Landkreis positiv auswirken, namentlich auf die Gymnasien in Ottobrunn, Neubiberg, Höhenkirchen-Siegertsbrunn sowie Unterhaching.
Im Norden des Landkreises bedarf insbesondere das Unterschleißheimer Gymnasium mittelfristig einer Entlastung durch einen weiteren Schulstandort.
In einem nächsten Schritt, so hat es der Kreisausschuss in seiner Sitzung am 12. März empfohlen, sollen die im Schulbedarfsplan aufgezeigten Entlastungspotenziale mit den betroffenen Kommunen und Zweckverbänden diskutiert werden, um dann in die weitere Beratung in den Kreisgremien eintreten zu können.
"Wir haben jetzt die Chance, im interkommunalen Dialog rechtzeitig die Weichen zu stellen. Der Zeitpunkt der Kapazitätsüberschreitung scheint zwar in den meisten Fällen noch in weiter Ferne zu liege, bedenkt man jedoch die langen Vorlaufzeiten insbesondere für Schulneugründungen, so sind wir mit der heutigen Diskussion keineswegs zu früh dran", so Landrat Christoph Göbel.