Sechste Traglufthalle eröffnet in Unterföhring
Schon bald ziehen in die Notunterkunft des Landkreises München an der Mitterfeldallee die ersten Asylbewerber ein.
Rund 1.000 interessierte Bürgerinnen und Bürger machten sich am gestrigen Montag selbst ein Bild davon, wie hier demnächst bis zu 300 Asylbewerber vorübergehend leben werden. Spätestens Anfang Januar werden die ersten Bewohner erwartet. Bis dahin erledigen die Handwerker noch die letzten Arbeiten an der sechsten von insgesamt sieben geplanten Traglufthallen, die der Landkreis als vorübergehende Notunterkünfte errichtet.
Erster Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer appellierte an die Besucher, unter denen sich auch zahlreiche Vertreter des Gemeinderats sowie des Unterföhringer Asyl-Helferkreises befanden, den Menschen, die vor Bürgerkrieg, Folter oder Verfolgung geflohen sind, eine sichere Zuflucht und Zukunft in Unterföhring zu bieten. Gleichzeitig bedankte sich der Bürgermeister herzlich für die Welle der Hilfsbereitschaft, die schon jetzt in Unterföhring zu spüren sei. Im Helferkreis haben sich bereits mehr als 200 Freiwillige organisiert, die die Ankommenden dabei unterstützen wollen, sich in die Gesellschaft zu integrieren.
Stellvertretender Landrat Ernst Weidenbusch richtete den Anwesenden nicht nur die herzlichen Grüße von Landrat Christoph Göbel aus, er dankte der Gemeinde auch in seinem Namen für das große Engagement. In Unterföhring sei nicht nur die deutschlandweit einzige durch Geothermie beheizte Traglufthalle entstanden; die Gemeinde habe dazu sogar auf eigene Kosten die nötigen Anschlüsse geschaffen und engagiere sich auch darüber hinaus in ganz besonderer Weise dafür, die Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen und aufzunehmen.
Wöchentlich kommen derzeit 145 Asylbewerber im Landkreis München an. Im Landratsamt geht man davon aus, dass bis Ende 2016 Unterkünfte für insgesamt 9.000 Menschen zur Verfügung stehen werden. Aktuell sind auch noch Asylbewerber behelfsmäßig in Turnhallen untergebracht, die eine andere Bleibe brauchen.
Da feste Räumlichkeiten in dieser Größenordnung nicht innerhalb weniger Wochen realisiert werden können, setzt der Landkreis auf Traglufthallen als Übergangslösung.
Fünf Traglufthallen bereits in Betrieb
Ende Juli ging in Taufkirchen die erste von insgesamt sieben Traglufthallen an den Start. Weitere Hallen sind Grünwald, Neubiberg, Oberhaching und Unterhaching in Betrieb. Die letzte dieser Notunterkünfte wird Anfang kommenden Jahres in Haar aufgestellt werden.
Obwohl es sich bei den Traglufthallen explizit um Notunterkünfte handelt, ist die Aufenthaltsqualität wesentlich höher als in einer Sporthalle, in der die Stockbetten oft nicht einmal durch Trennwände in kleinere räumliche Einheiten unterteilt werden können.
Aufenthaltsbereich und Kinderspielecke
In den klimatisierten Traglufthallen hingegen werden nach oben offene, separate Einheiten mit jeweils sechs Betten gebildet. Jede Einheit erhält Spinde, einen Tisch und Stühle. Darüber hinaus gibt es Speise- und Aufenthaltsbereiche sowie einen Spielbereich für Kinder. Die sanitären Anlagen befinden sich in eigenen Containereinheiten innerhalb der Halle. Auch die Objekt- und Sozialbetreuung bekommt eigene Arbeitsräume. Die Halle verfügt darüber hinaus über ein Behandlungszimmer, in dem ärztliche Sprechstunden abgehalten werden können.
In Unterföhring stehen den Asylsuchenden Sozialbetreuer der Arbeiterwohlfahrt (AWO) als Ansprechpartner für alle Fragen des täglichen Lebens zur Verfügung. Von Montag bis Freitag wird tagsüber immer mindestens ein Mitarbeiter vor Ort sein. Die Verpflegung mit Essen erfolgt über einen Caterer.
Rund um die Uhr sind Objektbetreuer sowie Brandwachen anwesend, die sich um die Sicherheit der Bewohner und die technische Bedienung der Halle kümmern. Sollte es zu einem Druckabfall in der Traglufthalle kommen, laufen zwei Gebläse-Anlagen hoch, die zusätzlich über Notstromaggregat gesichert sind und melden dies via hochsensibler Steuerung per SMS direkt an die zuständigen Mitarbeiter.
Bei starkem Wind wird der Druck in der Halle automatisch etwas erhöht, um ihr die notwendige Stabilität zu geben. Im Falle starken Schneefalls werden sowohl der Druck als auch die Temperatur in der Halle erhöht. Auf diese Weise kann der Schnee schnell abtauen.
Technische Daten auf einen Blick:
- Maße: 72m x 36m x 9m
- Heizung per Geothermie
- Folien, Bodenbeläge (Holzsparren): Brandschutzklasse B1 schwer entflammbar
- Haupteingang mit Personenschleuse, darüber hinaus 6 Nottüren
- 5 WC-Container und 6 Dusch-Waschcontainer (Damen / Herren),
- 70 % Tageslichteinfall und ca. 25.000 m³ Frischluftzufuhr pro Stunde
- Gewicht ca. 4 Tonnen
- Statische Sicherheit durch Seilnetz mit Kraftumleitung in Bodenanker
- Schnee- und sturmsicher durch digitale Drucksteuerung und Entwässerungsdrainage
- Energieeffiziente Wärmerückführung durch Umluftsteuerung
- Zukunftsinnovation Photovoltaik (organische Solarfolie)