Viele Ideen für neue Radschnellverbindungen
Bürgerinnen und Bürger bringen Ortskenntnis, Ideen und Wünsche ein
Von Mitte Mai bis Anfang Juni hatten Bürgerinnen und Bürger des Landkreises München die Gelegenheit, sich über die drei neu angedachten Korridore für Radschnellverbindungen im Landkreis München zu informieren und deren Ausgestaltung zu diskutieren. Rund 100 Interessierte nutzten die Bürgerwerkstätten am 17. Mai in Planegg, am 3. Juni in Oberhaching sowie am 4. Juni in Kirchheim, um ihre Ideen einzubringen und die Trassenfindung voranzutreiben.
Es ist eng geworden auf den Straßen im Großraum München. Neue Verkehrsmittel wie der E-Scooter erobern den Nahverkehr, etablierte Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad erleben gerade den zweiten Frühling. Das ist zwar gut für Klima und Gesundheit, aber wenn es darum geht, schnell auf kurzem Weg und möglichst sicher voranzukommen, hat oft das eigene Auto noch die Nase vorn. Mit eigenen Schnellwegen für Fahrräder und Co. soll sich das künftig ändern.
Aus diesem Grund steigt der Landkreis nun nach der Fertigstellung der Machbarkeitsstudie für eine Radschnellweg-Pilotverbindung zwischen der Grenze der Landeshauptstadt München und den Städten Garching und Unterschleißheim und den aktuell dazu laufenden Detailplanungen gemeinsam mit den Landkreisen Dachau, Ebersberg und Starnberg sowie der Landeshauptstadt München in die Ausarbeitung drei weiterer geeigneter Korridore ein.
Geht es nach Kreistag und Verwaltung, sollen so schnell wie möglich auch Verbindungen über Kirchheim nach Markt Schwaben, über Planegg in Richtung Starnberg sowie über einige südliche und südöstliche Gemeinden bis nach Oberhaching entstehen. In drei Bürgerwerkstätten wurden nun mögliche Streckenverläufe gesucht, diskutiert und eine erste Einschätzung der Realisierbarkeit vorgenommen. Rund 100 Bürgerinnen und Bürger, viele von ihnen selbst überzeugte Radfahrer, brachten ihr Wissen über geplante Ortsentwicklungsmaßnahmen, ihre Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten und wichtigen Ziele und Anbindungspunkte, aber vor allem auch ihre Wünsche und Ideen zu möglichen Streckenführungen ein. Im Vordergrund stand dabei, sinnvolle Routenführungen mit großem Radlerpotenzial zu finden – noch ganz ohne deren tatsächliche Machbarkeit zu prüfen, um die Teilnehmer nicht von vornherein in ihren Überlegungen einzuschränken.
Drei Bürgerwerkstätten im Landkreis – Auftakt im Planegger Kupferhaus
Schon bei der ersten Veranstaltung Mitte Mai im Kupferhaus Planegg zeigte sich, dass das Interesse an und der Wunsch nach gut ausgebauten Radwegen mit kurzen, schnellen Verbindungen vorhanden ist. Rund 30 Bürgerinnen und Bürger diskutierten in drei Gruppen rege verschiedene Routen, etwa entlang der Bahnlinie oder auch parallel zur Autobahn A 96. Dabei war den Teilnehmern besonders wichtig, etwa den Universitätscampus am Klinikum Großhadern anzubinden, einen Anschluss an die geplante Haltestelle der U-Bahn U6 in Martinsried herzustellen oder auch den Grünstreifen bzw. die Frischluftschneise zwischen Martinsried und Gräfelfing zu erhalten. Bei der Frage nach einer Trassenführung entlang der A 96 konnten sich die Teilnehmer dagegen nicht einigen – hier gab es sowohl Befürworter als auch Gegner. Insbesondere für die Wegführung in Richtung Starnberg wurde auch die Frage nach einer Beleuchtung und der damit einhergehenden Lichtverschmutzung in Wald- und Wiesenbereichen aufgeworfen. Denkbar wäre für die Bürger hier eine aktive Anforderung der Beleuchtung durch die Radler, etwa durch eine funkgesteuerte Signalanlage.
In Oberhaching waren rund 50 Teilnehmer in den Bürgersaal „Beim Forstner“ gekommen, um sich an den Planungen für die neue Radschnellverbindung im Süden über Neubiberg, Unterhaching und Taufkirchen bis nach Oberhaching zu beteiligen. Hier fand die Streckenführung entlang der S-Bahnlinie mit einem möglichen Startpunkt am S-Bahnhof Deisenhofen in allen Gruppen Zustimmung, da hierüber auch zahlreiche ortsübergreifende Interessenspunkte wie etwa wichtige Arbeitgeber in Unterhaching, Neubiberg und Neuperlach angebunden werden könnten. Aber auch ein direkter Weg durch den Perlacher Forst, der aktuell bereits viel befahren ist, käme für die Teilnehmer in Frage. Manko war hier für die Anwesenden aber insbesondere die fehlende Beleuchtung sowie die mögliche Weiterführung über den stark frequentierten Isarradweg. Aus Oberhaching wurde darüber hinaus der Wunsch geäußert, die aktuell bereits in Umsetzung befindliche Radhauptverbindung von Oberhaching durch den Perlacher Forst nach München bei den Planungen zu berücksichtigen. Die Planer sicherten zu, wie auch bei den weiteren zu untersuchenden Korridoren selbstverständlich alle bereits bestehenden oder parallel laufenden Planungen und Vorhaben mit in die Untersuchungen miteinzubeziehen. So könnte beispielsweise ein Anschlusspunkt, eine Verbindung zwischen den beiden Wegen oder ggf. sogar eine streckenweise gemeinsame Wegführung realisiert werden.
Sehr diskussionsfreudig und engagiert zeigten sich auch die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bürgerwerkstatt in Kirchheim. Auch in der Gemeinde im Landkreisosten waren die Bürger daran interessiert, bestehende Planungen und bereits realisierte Streckenabschnitte aufzugreifen und dort die Standards zu erhöhen. Dazu gingen die Kirchheimer teils bereits sehr ins Detail, so dass sich am Ende viele verschiedene Wegführungen auf kleinem Raum ergaben. Insgesamt waren es aber dann doch zwei bis drei Routen, die sich im Überblick als gemeinsamer Nenner herauskristallisierten. Auch hier fand die Führung entlang der S-Bahn-Linie großen Zuspruch. Möglichst direkt und kurz soll die Strecke sein, war die nahezu einhellige Meinung. Dabei möchten die Kirchheimerinnen und Kirchheimer gerne auch ihre Schulen an den Radschnellweg anbinden. Zu berücksichtigen gaben die Teilnehmer auch die Planungen für die bevorstehende Landesgartenschau in Kirchheim sowie das Strukturkonzept „Kirchheim 2030“.
Radverkehr als zentrales Element der neuen Mobilität
„Wir erleben es täglich, dass auf den Straßen in München ebenso wie im Umland kaum noch ein Durchkommen ist. Um dies nachhaltig zu ändern, müssen wir tragfähige und attraktive Alternativen vor allem für die zahlreichen Pendler zwischen Stadt und Land entwickeln. Der Zeitpunkt dafür könnte nicht besser sein. Die Bevölkerung wird klimabewusster und will auch dem Stau entkommen, immer mehr Menschen nutzen deshalb das Rad, um zur Arbeit oder Ausbildung zu kommen“, so Landrat Christoph Göbel. „Diese Entwicklung müssen wir aufgreifen und die entsprechende Infrastruktur schaffen“, so Göbel. Besonders im Hinblick auf die Mobilität der Zukunft hätten Radschnellwege enormes Potenzial, so der Landrat weiter.
„Die ausgeprägten Pendlerbeziehungen zwischen der Stadt München und dem Münchner Umland machen einen gut ausgebauten Nahverkehr unverzichtbar. Dabei wird vor allem den Alternativen zum motorisierten Individualverkehr immer größere Bedeutung zukommen. Wir setzen deshalb hohe Erwartungen in die Realisierung von Radschnellverbindungen zwischen der Landeshauptstadt und dem Landkreis München“, erklärt Martina Reece, Radverkehrsbeauftragte des Landkreises München, die das Projekt im Landratsamt leitet.
Die Planer fassen jetzt die Ergebnisse zusammen und werden alle Routenvorschläge betrachten sowie eigene Empfehlungen einbringen. Die möglichen Strecken werden dann in einer Bestandserhebung von den Gutachtern befahren und anhand eines Rasters bewertet. Für jeden Korridor sollen so zwei Vorzugstrassen identifiziert werden. Für beide Vorzugstrassen wird dann eine Konzeption und Maßnahmenplanung sowie eine Kostenschätzung durchgeführt. Auf Basis dessen wird außerdem eine Kosten-Nutzen-Analyse erarbeitet, anhand derer dann die Empfehlung einer „Bestvariante“ für jeden Korridor abgeleitet wird.
Weitere Informationen zum Nachlesen
Die Ergebnisdokumentationen der drei Öffentlichkeitsveranstaltungen sind auf der Website des Landkreises abrufbar unter: https://www.landkreis-muenchen.de/themen/mobilitaet/radverkehr/aktuelle-radprojekte/radschnellverbindungen/