Vier Ehrenringe für vier besondere Menschen
Maria Knoller, Eberhard Reichert, Hermann Rumschöttel und Susanna Tausendfreund erhalten die höchste Auszeichnung des Landkreises
Nur alle paar Jahre gibt es eine Veranstaltung wie diese im Landkreis München, nämlich immer dann, wenn der Kreistag herausragende Persönlichkeiten mit dem Ehrenring auszeichnet, der höchsten Würdigung des Landkreises. Maximal 29 Ehrenringträger aus dem Landkreis darf es gleichzeitig geben. Am vergangenen Dienstag, dem 15. Mai 2018, erhöhte sich ihre Zahl auf 26.
Landrat Christoph Göbel übergab die goldenen Ringe mit dem Landkreiswappen nebst Ehrenurkunden im Feststadl des Wolfschneiderhofs in Taufkirchen an Maria Knoller, Eberhard Reichert, Hermann Rumschöttel und Susanna Tausendfreund - allesamt Persönlichkeiten, die sich in besonderer Art und Weise für den Landkreis München eingesetzt haben.
"Sympathische Stimme der Landwirtschaft"
Maria Knoller, Kreisrätin und Zweite Bürgermeisterin der Gemeinde Aschheim, hat sich in besonderer Weise um die Belange der Landwirtschaft verdient gemacht, ihr eine gewichtige und dazu noch besonders sympathische Stimme verliehen. "Das ist in einem inzwischen so stark urbanisierten Landkreis wie dem unseren besonders schwierig", bemerkte der Landrat in seiner Laudatio. 15 Jahre lang vertrat Maria Knoller den Landkreis München als Kreisbäuerin und zuvor schon als stellvertretende Kreisbäuerin im Bayerischen Bauernverband und trat für eine moderne Herangehensweise an die Landwirtschaft ein. Sie engagierte sich für den bäuerlichen Berufsstand und schärfte gleichzeitig das Bewusstsein der Menschen für die Bedeutung regional erzeugter Lebensmittel. Dafür wurde sie im vergangenen Jahr auch mit der Staatsmedaille des bayerischen Landwirtschaftsministers ausgezeichnet. Auch für den Erhalt der heute wieder an Bedeutung gewinnenden Ausbildungsrichtung Hauswirtschaft an der Berufsschule München-Land hat sich Maria Knoller vehement und mit großer Weitsicht eingesetzt. "Die Fortführung des Zweiges stand schon auf Messers Schneide", so der Landrat.
Seit vielen Jahren engagiert sich Maria Knoller darüber hinaus in der Kommunalpolitik. Seit 2008 ist sie Mitglied des Kreistags, seit 1990 Gemeinderätin und seit 2014 Zweite Bürgermeisterin der Gemeinde Aschheim. "Ganz egal wo, Sie vertreten Ihren Standpunkt stets mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich, nie vorschnell oder verletzend - nicht zuletzt deshalb ist Ihre Meinung in allen Gremien hoch geschätzt", so Landrat Christoph Göbel. Für ihr kommunalpolitisches Engagement erhielt Maria Knoller im Jahr 2008 die kommunale Dankurkunde.
"Ich kannte keinen anderen Bürgermeister"
"Es ist nun schon die dritte Auszeichnung, die ich Dir, lieber Eberhard, überreichen darf", leitete Göbel die zweite Ehrung des Abends für den Gräfelfinger Altbürgermeister Eberhard Reichert ein. "Als Bürgermeister durfte ich Dich zum Altbürgermeister und Ehrenbürger ernennen, heute nehme ich Dich in den Kreis der Ehrenringträger des Landkreises auf." In sehr persönlichen Worten schilderte der Landrat seine Verbindung zu Eberhard Reichert, der schon Bürgermeister seiner Heimatgemeinde war, als er geboren wurde, und es 30 Jahre lang blieb. "Bei diesem Mann bin ich in die Schule gegangen. Er hat mich maßgeblich geprägt", so Göbel. "Ich danke Dir, dass Du Vorbild für eine ganze Generation von Vertretern der kommunalen Selbstverwaltung warst und bist." Neben dem immer sachorientierten Arbeitsstil hob Göbel das diplomatische Fingerspitzengefühl Reicherts hervor, der stets nicht nur seine eigene Gemeinde, sondern auch die Beziehungen zu den nahen wie fernen Nachbarn im Blick hatte. Sowohl als Kreisrat - auch dieses Amt übte Reichert beinahe ein Vierteljahrhundert aus - als auch als Bürgermeister bewirkte er in seinen zahlreichen Ehrenämtern viel Gutes für den Landkreis München. Als Finanzreferent im Kreistag und als Mitglied des Rechnungsprüfungsausschusses mahnte er stets zu einer maßvollen Haushaltsplanung, setzte sich aber gleichzeitig für große, sinnvolle und richtungsweisende Bauprojekte ein.
Noch heute übt Eberhard Reichert eine Vielzahl von Ehrenämtern aus. Für sein Engagement und Wirken wurde der Gräfelfinger Altbürgermeister im Jahr 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
"Die grüne Seele des Landkreises"
33 Jahre Kreisrätin und fast ebenso lange Mitglied des Gemeinderates ist Pullachs heutige Erste Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund. Im jugendlichen Alter von 21 Jahren wurde Tausendfreund in beide kommunale Gremien gewählt und machte die Politik schließlich zu ihrem Beruf. "Du bist die grüne Seele des Landkreises geworden", würdigte Göbel die Kreisrätin. "Du trägst grüne Anliegen mit unglaublich viel Herz und ebenso viel Verstand vor", im Kreistag, im Pullacher Gemeinderat, aber auch bayernweit in zwei Amtsperioden als Mitglied des bayerischen Landtags, "und immer auch mit einem kleinen Augenzwinkern". Göbel dankte seiner weiteren Stellvertreterin auch dafür, dass sie in den kommunalen Spitzenverbänden vehement ihre Stimme erhebe und sich für eine Vernetzung kommunalpolitischer Anliegen einsetze.
Tausendfreund gründete nicht nur den Grünen-Ortsverband Pullach und den Ortsverband des Bund Naturschutzes Pullach, sondern ist auch Mitbegründerin der kommunalpolitischen Vereinigung der bayerischen Grünen "Grüne und Alternative in den Räten Bayerns" (GRIBS) sowie der Petra-Kelly-Stiftung.
Für 25 Jahre kommunalpolitisches Engagement im Landkreis München wurde Susanna Tausendfreund bereits im Jahr 2009 vom Kreistag ausgezeichnet. 2015 erhielt sie darüber hinaus die Kommunale Verdienstmedaille in Bronze.
"Eine Ehrung der Geschichte"
Als "historisches Gewissen" des Landkreises führte der Landrat den letzten zu Ehrenden des Abends ein: Hermann Rumschöttel, Archivar und zuletzt Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, Landeshistoriker sowie Professor für Neuere Geschichte und Militärgeschichte an der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg.
"Ihnen war und ist es stets zentrales Anliegen, dass die Menschen ihre Geschichte, die Geschichte ihres Ortes kennen und Zusammenhänge verstehen. Dies wirkt in hohem Maße identitätsstiftend. Dass Sie einen so hohen Anteil Ihres Engagements in den Landkreis investieren, dafür bin ich Ihnen zutiefst dankbar", so Göbel. Bereits Anfang der 1980er Jahre hat Hermann Rumschöttel gemeinsam mit dem damaligen Kreisheimatpfleger Fritz Lutz den bis heute fortbestehenden Arbeitskreis der Heimatpfleger und Ortschronisten ins Leben gerufen und ist Herausgeber, Redakteur und Mitautor zahlreicher Heimatbücher aus dem Landkreis. "In ungezählten Vorträgen und Redebeiträgen, anlässlich historischer Jubiläen, Neujahrsempfängen, im Rahmen ortshistorischer Vortragsreihen oder Ausstellungseröffnungen erzählen Sie den Menschen in unserem Landkreis von ihren Wurzeln - immer wissenschaftlich wie rhetorisch brillant und humorvoll zugleich", so Göbel weiter.
Beruflich wie ehrenamtlich hat sich Hermann Rumschöttel in besonderem Maße für die internationalen Beziehungen eingesetzt, auf Kreisebene insbesondere für die beiden polnischen Landkreispartnerschaften und die Städtepartnerschaften seiner Heimatgemeinde Neubiberg. Auch in der Kommunalpolitik war Rumschöttel lange Jahre aktiv. In rund 20 Jahren Gemeinderatstätigkeit, davon zwölf Jahre als Zweiter Bürgermeister, prägte er das Gemeindeleben Neubibergs ganz entscheidend mit.
Seine Verdienste - beruflich wie ehrenamtlich - wurden vielfach und mit den höchsten nationalen wie internationalen Ehren ausgezeichnet, darunter die Bayerische Verfassungsmedaille in Silber, der Preis der Bayerischen Volksstiftung, die Puschkin-Medaille, die Ehrenmedaille des tschechischen Innenministers für Verdienste um das tschechische Archivwesen, der Bayerische Verdienstorden, die Medaille "Bene merenti" in Silber der Bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie das Bundesverdienstkreuz am Bande.