Vom Start-up zum Global Player
Gründerzentren im Landkreis verhelfen ideenreichen Firmengründern nicht selten zu veritablen Erfolgen
Viele Erfolgsgeschichten beginnen in der Studentenkneipe, im Hörsaal oder am heimischen Küchentisch. Wer eine Unternehmensidee in die Realität umsetzen möchte, braucht aber schon bald Räumlichkeiten und die entsprechende Infrastruktur. Auf dem freien Markt ist dies als Existenzgründer kaum zu finanzieren.
Gründerzentren bieten findigen Jungunternehmern genau das Umfeld, das sie zum Start einer eigenen Firma brauchen: bezahlbare Büroflächen, gemeinsam nutzbare Konferenz- und Seminarräume, Beratung bei der Unternehmensgründung und -entwicklung und vor allem wertvolle Kontakte - zu anderen Start-ups genauso wie zu namhaften Partnern und künftigen Auftraggebern.
Im Landkreis München gibt es aktuell vier Gründerzentren, an denen der Landkreis mit einem Stammkapital von fünf bis 25 Prozent beteiligt ist. Weitere sollen hinzukommen. Die Mitglieder des Kreisausschusses ließen sich in ihrer Sitzung am 17. September 2018 im Landratsamt von den jeweiligen Geschäftsführern über den Status quo informieren und haben dabei spannende Details erfahren.
Durchgestartet: das ACU in Unterschleißheim
Über die noch kurze, aber umso erstaunlichere Erfolgsgeschichte der Accelerator Community Unterschleißheim GmbH, kurz ACU, berichtete der Geschäftsführer Rudolf Haggenmüller. Im ACU findet Start-ups eine Heimat, die sich hautsächlich mit Themen der Digitalisierung, mit Smart City oder Smart Industry beschäftigen. Im ACU finden sie Begleitung von der 1. Idee bis zur Marktreife. Im November 2016 gegründet, konnten die ersten Start-ups im März 2017 ihre auf dem Business Campus Unterschleißheim gelegenen Büroräume beziehen. Nur sechs Monate später war die Gesamtfläche von rund 350 Quadratmetern voll belegt. Bis Mitte nächsten Jahres steht eine gute Verdoppelung der Bürofläche in Aussicht. Die im ACU beheimateten Gründer kommen aus der ganzen Welt. So sind Russland, Indien, Israel und das Vereinte Königreich im ACU zu Hause.
Das "gate" zum Erfolg
Das Gründerzentrum gate im benachbarten Garching hat seinen Sitz direkt auf dem Forschungscampus, also in unmittelbarer Nachbarschaft zu einschlägigen Fakultäten der Technischen Universität München (TUM), zu Max-Planck-Instituten oder dem Leibnitz-Rechenzentrum. Nächstliegend ist auch der makerspace, eine Prototypen-Werkstatt, die auch die Unternehmer des Garchinger Technologie und Gründerzentrums nützen können, sowie das unternehmerTUM, ebenfalls ein Zentrum für Innovation und Gründung direkt an der Technischen Universität. Im gate sind, wie der Geschäftsführer des 2002 entstandenen Gründerzentrums, Christian Heckemann, erläuterte, derzeit rund 60 Start-ups aus ganz unterschiedlichen Branchen angesiedelt. Den Schwerpunkt bildet die Medizintechnik, aber auch Firmen aus dem Bereich Automotive und Smart Mobility, Robotic oder Big data analysis sind vertreten.
Der "alte Hase" unter den Gründerzentren: das IZB Martinsried
Beim IZB in Martinsried dreht sich alles um die Biotechnologie. Hier geht es um neue Diagnostikverfahren, um neue Medikamente und Therapien. Das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie bietet auf einer Fläche von 26.000 Quadratmetern an zwei Standorten (Martinsried und Weihenstephan) 50 Start-ups einen attraktiven Standort. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1995 haben mehr als 150 Firmen auf dem Campus in Martinsried eine Heimat gefunden. Nicht wenige davon sind inzwischen erfolgreiche Firmen von Weltrang. Das IZB bietet seinen Mietern nicht nur Büroflächen, sondern auch Labore, einen Marketing Service und Kinderbetreuung. Auch ein Hotel und zwei Gastronomiebetrieben gehören zum IZB.
Von Unterföhring nach München: das Werk 1
Der vierte Gründerzentrum im Bunde hat seinen Sitz heute nicht mehr im Landkreis München, ist aber durch und durch ein Landkreisgewächs. Das heutige Werk 1.Bayern GmbH auf dem ehemaligen Pfanni-Gelände am Ostbahnhof gelegen, hieß früher einmal b-neun Media & Technologie Center und hatte seinen Standort direkt in der Mediengemeinde Unterföhring. Im Werk 1 finden auf einer Gesamtfläche von 4.800 Quadratmetern Unternehmen ihren Platz, die im Bereich der Digitalisierung arbeiten. "Wir setzen gleich nach dem Küchentisch an", erklärte Geschäftsführer Florian Mann die Strategie im Werk 1. Aktuell sind 35 Unternehmen im Werk 1 tätig. Der Bedarf ist riesig: Im Durchschnitt kommen pro Monat 20 neue Bewerbungen, 80 Prozent davon bekommen eine Absage. Auch das 2013 gegründete Werk 1 kann sich bereits als Geburtsstätte mehrerer namhafter Firmen bezeichnen.
Landrat Christoph Göbel freute sich sichtlich über die florierende Gründungsszene im Landkreis München. "Hier wird an der Zukunft gearbeitet - auch an der Zukunft unseres Landkreises. Nicht zuletzt deshalb ist es so wichtig, dass der Landkreis den Auf- und Ausbau der Gründerzentren ideell, konzeptionell und nicht zuletzt auch finanziell unterstützt."