Von Lastenrad bis Solarradweg
Neue Radverkehrsprojekte für den Klimaschutz im Landkreis
Ein Modell-Radweg, gepflastert mit Solarmodulen, die nicht nur Strom erzeugen, sondern elektrische Fahrzeuge im Vorbeifahren laden? Das könnte nach dem Willen des Ausschusses für Mobilität und Infrastruktur im Landkreis München bald ebenso Realität werden, wie die Ergänzung des Mietradsystems MVG Rad um Lastenräder und -pedelecs. In seiner Sitzung am 9. April hat sich das Gremium dafür ausgesprochen, beide Projekte voranzutreiben.
Seit rund einem halben Jahr rollen bereits Mieträder durch den Landkreis München. Bis Mitte 2019 soll ein flächendeckendes Netz an Stationen und Rädern die teilnehmenden Kommunen untereinander sowie mit der Landeshauptstadt München verbinden. Ziel ist es, die Mieträder als Erweiterung zum öffentlichen Nahverkehr zur Überwindung der „letzten Meile“ zu etablieren. Ein neues Angebot soll die Mieträder nun auch attraktiver für den täglichen Gebrauch am Wohnort machen: Lastenräder und -pedelecs sollen die Flotte der MVG Räder ergänzen und eine Alternative zum eigenen Kraftfahrzeug für wohnortnahe Einkaufsfahrten bieten. Auch ein möglicher Einsatz von E-Scootern soll im Rahmen des Konzepts geprüft werden. Zunächst ist ein Testlauf in ausgewählten Kommunen angedacht, um Erfahrungswerte hinsichtlich Nutzung, Radtypen und Nutzergruppen zu erhalten. Untersucht werden soll eine Nutzung sowohl in suburbanen wie auch ländlicheren Gebieten. Auch Gewerbetreibende sollen berücksichtigt werden.
Die Verwaltung wird nun im nächsten Schritt in Abstimmung mit der MVG ein entsprechendes Konzept ausarbeiten und sich um Fördermittel für die Umsetzung bewerben. Im Anschluss soll zeitnah die Umsetzung erfolgen. Die Verwaltung kalkuliert derzeit mit Kosten in Höhe von ca. 200.000 Euro für Anschaffung, Einflottung und Bewerbung – laufende Betriebskosten nicht eingerechnet.
Ein Radweg, der Strom erzeugt
Und auch ein weiteres Projekt, das Mobilität und Klimaschutz kombiniert, rückt in greifbare Nähe: Entlang der Kreisstraße M 25 nördlich der Gemeinde Grasbrunn könnte schon in Zukunft im Rahmen eines Pilotprojekts ein erster Solarradweg im Landkreis München entstehen. Auf einem kurzen Abschnitt des Radwegs könnten Solarmodule auf dem Asphalt angebracht werden, die dann tagsüber nicht nur als Radweg, sondern gleichzeitig als Stromerzeuger dienen sollen. Bis zu 0,27 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Tag könnten so täglich erzeugt werden. Der Clou dabei: Über Induktionsschleifen soll es sogar möglich sein, elektrische Fahrzeuge quasi im Vorbeifahren induktiv zu laden. Erste Teststrecken, die seit Ende 2016 in Deutschland und Europa in Betrieb sind, liefern bereits vielversprechende Ergebnisse. Aktuell befinden sich die Systeme allerdings noch in der Entwicklungsphase, eine Serienproduktion gibt es bisher nicht. Dennoch werden in die neue Technologie große Hoffnungen gesetzt.
Auch die Mehrheit des Ausschusses für Mobilität und Infrastruktur des Landkreises München sieht in den Solarradwegen Potenzial und möchte das Projekt entlang der M 25 gerne weiterverfolgen. Die Verwaltung wurde deshalb beauftragt, eine Kostenkalkulation bei einem geeigneten Anbieter einzuholen und zu bewerten. Sobald diese vorliegt, wird sich das Gremium erneut mit dem Thema befassen. Eine Förderung für kommunale Klimaschutz-Modellprojekte durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nuklearen Sicherheit soll zudem angestrebt werden.
„Das Modellprojekt Solarradweg hat hohes Innovationspotenzial. Hier geht es in erster Linie nicht um einen Radweg, sondern um die Erprobung der Photovoltaik-Technik abseits von Dächern im unmittelbaren Lebensumfeld. Ob auf Radwegen, Straßen, Terrassen oder vielem mehr: Wenn Photovoltaik alltagstauglich wird, wäre das ein großer Fortschritt. Aus einem entsprechenden Modellprojekt können wir großen Mehrwert ziehen, so Landrat Christoph Göbel.