Was tun mit dem Biber?
Mehr als 20 Vertreter aus Kommunalpolitik, Verwaltung und Landwirtschaft stellten sich diese Frage bei einem Ortstermin in Ismaning
Wer kann unter der schützenden Hand des Staates Löcher in Feldwege und Tunnel unter Straßen hindurch buddeln oder nach Herzenslust Bäume fällen? - Der Biber. In Ismaning nutzt er seinen Status nach Kräften aus und treibt damit Gemeinde und Landwirte an den Rand der Verzweiflung.
Die Interessen der Sicherheitsverantwortlichen, von Landwirten und Freizeitsportlern wie Radlern oder Reitern prallen an dieser Stelle auf die des Naturschutzes. Der Biber steht unter besonderem Schutz und darf nicht ohne Weiteres aus seinem Revier entnommen werden - schon gar nicht, wenn es sich dabei auch noch um ein ebenfalls geschütztes Gebiet, ein Fauna-Flora-Habitat, kurz FFH-Gebiet, handelt. Vertreiben lässt er sich aber auch nicht so leicht - was angesichts nahezu idealer Biber-Bedingungen auch sehr nachvollziehbar ist.
Damit einmal alle Argumente auf den Tisch kommen und falsche Anschuldi-gungen aus dem Weg geräumt werden, lud der Stellvertreter des Landrates und Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch am Aschermittwochnachmittag sämtliche Interessengruppen zu einem Ortstermin ein. Neben Ismanings 1. Bürgermeister Alexander Greulich nahmen auch mehrere Kreisräte, Mitarbeiter der Ismaninger Gemeindeverwaltung, der Bauernverband und betroffene Landwirte, der Biberbeauftragte des Landkreises für diesen Bereich, Peter Martin, sowie Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde aus dem Landratsamt teil. Auch Florian Hahn, MdB, und Nikolaus Kraus, MdL, sowie Vertreter der Presse ließen es sich nicht nehmen, bei Eiseskälte der eineinhalbstündigen Diskussion direkt neben einer der großen Biberburgen zu folgen.
Gemeinsam zu einer Lösung
Man einigte sich einhellig darauf, gemeinsam nach einem Weg zu suchen. Der Stellvertreter des Landrats, Ernst Weidenbusch, appellierte dabei eindringlich an die Vertreter der Gemeinde Ismaning sowie die Landwirte, sich dem Problem einmal aus dem Blickwinkel der Naturschutzbehörde zu nähern, und die Behördenvertreter, sich in die Lage der Menschen vor Ort zu versetzen, die für die Sicherheit der Bürger sorgen oder ihre Felder über die vom Biber eroberten Wege bewirtschaften müssen. Eine dauerhafte Sperrung betroffener Streckenabschnitte, wie aktuell im Fall der Bruckmairstraße, würde für den Biber nahezu paradiesische Lebensumstände bedeuten, für die Menschen müssten bei einer solchen Lösung jedoch Alternativen geschaffen und wirtschaftliche Nachteile ausgeglichen werden.
Weidenbusch bat die betroffenen Interessengruppen vor Ort, gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten, die dann mit der Unteren Naturschutzbehörde und der politischen Spitze des Landratsamtes abgestimmt werden kann.