Zwei Jahre Impfzentren im Landkreis München: eine Bilanz
Nach rund zwei Jahren endet der Betrieb der Impfzentren in Bayern
Exakt zwei Jahre und vier Tage, nachdem die erste Schutzimpfung gegen das Coronavirus im Landkreis München vorgenommen wurde, hat mit dem Impfzentrum Haar nun auch das letzte der insgesamt drei Impfzentren im Landkreis München seine Pforten geschlossen. Künftig übernehmen Arztpraxen, Betriebsärztinnen und -ärzte sowie Apotheken die Impfungen.
Es war der große Hoffnungsschimmer nach rund einem dreiviertel Jahr Corona-Pandemie: die Nachricht von der Zulassung des ersten Impfstoffs gegen Corona in der EU am 21. Dezember 2020 und die Impfempfehlung durch die Ständige Impfkommission (STIKO). In einem gemeinsamen Kraftakt bauten Landratsamt, Kommunen und Wohlfahrtsverbände innerhalb weniger Wochen drei Impfzentren im Landkreis München auf – zunächst ausgelegt auf eine Kapazität von rund 350 Impfungen pro Standort und Tag. Kurz vor Weihnachten dann die Ankündigung, dass die ersten Impfdosen am 26. Dezember eintreffen sollten. Am 27. Dezember, nur einen Tag nach der deutschlandweit ersten Schutzimpfung gegen das Coronavirus, konnte auch im Landkreis München die erste Spritze verabreicht werden. Schon im Februar 2021 folgte mit dem Impfzentrum in Planegg eine vierte Anlaufstelle, die das Impfangebot im Würmtal verbessern sollte.
Der Impfstoff, der zunächst nur in geringer Menge zur Verfügung stand, war hoch gefragt. Die Lagerstätten, in denen der Impfstoff bis zu seiner Auslieferung an die Impfzentren aufbewahrt wurde, wurden rund um die Uhr bewacht. Um die Verteilung der Impfdosen zu regeln, legte der Bund eine einheitliche Priorisierung fest, die sich an Alter, Pflegebedarf und Vulnerabilität/Vorerkrankungen orientierte. Auch im Landkreis München standen dementsprechend zunächst die Alten- und Pflegeeinrichtungen im Fokus, die von mobilen Teams von BRK, Johannitern und Maltesern aufgesucht wurden. Gleichzeitig ließen sich vor Ort in den Impfzentren zahlreiche Menschen, die laut Impfverordnung des Bundes in die Gruppe derjenigen mit „höchster Priorität“ fielen, mit einer ersten Impfung immunisieren, um wenig später ihren ersten Impfzyklus mit einer zweiten Impfung zu vervollständigen.
Bereits innerhalb der ersten vier Monate konnten in den vier Impfzentren mehr als 100.000 Impfungen durchgeführt werden. Und noch immer überstieg die Nachfrage das Angebot an zur Verfügung stehendem Impfstoff. In den ersten Monaten konnten Impfungen daher nur mit Termin erfolgen. Zur Terminvergabe richtete der Landkreis schon frühzeitig ein Terminvergabe-Tool ein, das später von der bayernweit einheitlichen Software BayIMCO abgelöst wurde.
Schritt für Schritt kamen weitere Impfstoffe anderer Hersteller auf den Markt und konnten nach Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) und entsprechender STIKO-Empfehlung in den Impfzentren eingesetzt werden. Damit einhergehend stockten die Impfzentren ihre Kapazitäten kontinuierlich auf – zu Hochzeiten erfolgten an den drei Standorten weit über 2.000 Impfungen pro Tag. Ebenso bauten Landratsamt und Betreiber mit der Zeit die mobilen Impfangebote massiv aus. Auch hier begegneten die Impfteams einem enormen Ansturm, nicht immer konnten alle Impfwilligen noch am selben Tag bedient werden.
Genauso gefragt waren die ab 2021 folgenden Auffrischungsimpfungen sowie die speziell für Kinder angepassten Impfstoffe. Die meisten Impfungen wurden zwischen Dezember 2020 und November 2021 durchgeführt. Ab Ende 2021 stieg die Impfkurve noch einmal deutlich an, als die ersten Auffrischungsimpfungen durch die STIKO empfohlen wurden.
Im Lauf des Jahres 2021 kehrte sich allmählich das Verhältnis um. Die Impfzentren verfügten nun über genügend Impfstoff, um eine Impfung auch spontan und ohne vorher vereinbarten Termin zu ermöglichen. Gleichzeitig nahm die Zahl der Impfwilligen langsam ab – zu diesem Zeitpunkt waren im Landkreis München allerdings bereits knapp 700.000 Impfungen erfolgt.
Entsprechend verringerten die Impfzentren ihre Kapazitäten und verkürzten insbesondere während der Sommermonate 2022 ihre Öffnungszeiten. Bis zuletzt waren Impfungen jedoch auch während der Wochenenden, in Ferienzeiten und sogar an Feiertagen möglich.
Insgesamt wurden im Landkreis München vom 27. Dezember 2020 bis einschließlich 31. Dezember 2022 863.271 Impfungen durchgeführt, davon 268.761 Erstimpfungen, 281.015 Vervollständigungen, 313.495 Auffrischungsimpfungen, die sich wiederum aufgliedern in 245.791 erste Auffrischungsimpfungen, 61.978 zweite Auffrischungsimpfungen sowie 5.343 dritte und 383 vierte Auffrischungen.
Die meisten Impfungen entfielen mit 495.002 auf die Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen. In der Altersgruppe 60+ wurden 299.141 Impfungen durchgeführt, bei den Zwölf- bis 17-Jährigen waren es 51.159 Impfungen, in der Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen 17.944 Impfungen. 25 Kinder mit Vorerkrankungen im Alter von sechs Monaten bis vier Jahren.
In den drei (bzw. zeitweise vier) Impfzentren im Landkreis München wurden insgesamt 456.235 Impfungen durchgeführt, davon 153.933 Erstimpfungen, 154.812 Vervollständigungen sowie 147.490 Auffrischungsimpfungen.
Während der vergangenen zwei Jahre haben mobile Teams des Bayerischen Roten Kreuzes, der Johanniter-Unfall-Hilfe sowie des Malteser Hilfsdienstes bei insgesamt 669 Gemeindeimpftagen und Sonderimpfaktionen den Bürgerinnen und Bürgern aus dem Landkreis München und darüber hinaus ein Impfangebot unterbreitet. Mehr als 1.000 Mal besuchten mobile Teams überdies Alten- und Pflegeeinrichtungen, Schulen und weitere Institutionen. Über alle mobilen Impfaktionen hinweg wurden insgesamt über 61.000 Impfungen durchgeführt.
„Die vergangenen Jahre haben einmal mehr gezeigt, wozu wir, wozu dieser Landkreis in der Lage ist, wenn Kräfte und Kompetenzen gebündelt werden“, so Landrat Christoph Göbel. „Was hier von jeder und jedem einzelnen Beteiligten, sei es im Landratsamt oder bei unseren Impfzentren-Betreibern, dem Bayerischen Roten Kreuz, der Johanniter-Unfall-Hilfe sowie dem Malteser Hilfsdienst, geleistet wurde, sucht seinesgleichen. Diese Menschen haben nicht nur eine Aufgabe übernommen, sondern sie haben sich höchstpersönlich und mit ganzer Kraft dafür eingesetzt, dass wir der Pandemie die Stirn bieten können. Viele Menschen – vor und hinter den Kulissen – sind an ihre Grenzen und darüber hinaus gegangen, damit wir zu der Normalität zurückkehren können, die wir so lange vermisst haben und die wir nun immer mehr wieder genießen können“, so Göbel, der ergänzt: „Lassen Sie uns alle gemeinsam dafür Sorge tragen, dass dieses außerordentliche Engagement nicht umsonst war. Wenn Sie infiziert sind, bleiben Sie zuhause, um die Infektion nicht weiterzutragen. Schützen Sie sich und andere, indem Sie, wo nötig oder empfohlen, möglichst eine Maske tragen. Und nehmen Sie das weiter bestehende Impfangebot wahr.“
Künftig übernehmen in Bayern nun Arztpraxen, Betriebsärzteschaft sowie Apotheken die Durchführung der Schutzimpfungen gegen das Coronavirus.