Verkehrswertuntersuchung neuer ÖPNV-Verbindungen

Welche neuen ÖPNV-Verbindungen könnten in Zukunft im Landkreis München entstehen?

Derzeit werden im Landkreis München im Rahmen einer vergleichenden Verkehrswertuntersuchung viele Verbindungen mit verschiedenen Verkehrsmitteln untersucht. Die erzielten verkehrlichen Wirkungen, teilweise auch die Nutzen-Kosten-Verhältnisse, werden dabei miteinander verglichen. Dazu wurde das Landkreisgebiet in vier Teilräume aufgeteilt (Nord, West, Ost, Süd). Die untersuchten Verbindungen verlaufen zum Teil vollständig auf Landkreisgebiet, während andere Verbindungen in die Landeshauptstadt München oder in den Landkreis Fürstenfeldbruck hineinreichen.

Untersuchte Verkehrsmittel

Die Untersuchung umfasst die Verkehrsmittel U-Bahn, Tram, Seilbahn sowie das Bus-Rapid-Transit-System (BRT-System) als Vorläufersystem für Schienenverkehrsmittel. Bei einem BRT-System handelt es sich um ein Bussystem, das weitgehend unabhängig vom Autoverkehr auf eigener Spur trassiert wird und darin eher einer Tram als einem Bus ähnelt.

Vergleichender Ansatz statt Einzelfallbetrachtung

Mit dem gewählten vergleichenden Ansatz soll der Blick über die Einzelfallbetrachtung hinaus geweitet werden, die solche Untersuchungen bislang dominiert. Bei einer Einzelfallbetrachtung steht am Ende nur die Erkenntnis, ob genau ein untersuchtes Verkehrsmittel (U-Bahn, Tram, Seilbahn) für die verkehrliche Aufgabe geeignet ist oder nicht. Die Frage, die sich danach aber sofort anschließt, bleibt in aller Regel unbeantwortet: Gibt es ein anderes Verkehrsmittel, das die verkehrliche Aufgabe besser lösen kann und deshalb weiterverfolgt werden sollte? Der Vergleich verschiedener Verkehrsmittel auf der gleichen Verbindung bringt Licht ins Dunkel, erlaubt statt einer eher groben Aussage „geeignet/ungeeignet“ nun die abgestufte Antwort „mehr geeignet als/weniger geeignet als“ und eröffnet damit die Diskussion über den Einsatz von Verkehrsmitteln anhand ihrer besonderen Stärken.

Tangentiale Verbindungen im Fokus

Besonderes Augenmerk legt die Untersuchung auf die tangentialen Verbindungen, die im Schienennetz der Region München eher schwach ausgeprägt sind. Die Eisenbahnlinien, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert gebaut wurden, führen sternförmig auf München zu und gaben dem späteren S-Bahn-Netz seine spezifische Form. Im Münchner Stadtverkehr wiederholt sich dieser Netzaufbau. Die Tramlinien und ab den sechziger Jahren auch die U-Bahn-Linien führen radial von der Innenstadt in die verschiedenen Stadtteile. Diese radiale Ausprägung des Schienennetzes war in der Zeit vor der Automobilisierung prägend für die Entwicklung der Gemeinden und Stadtteile und setzte eine Wachstumsdynamik mit einer Eigenlogik in Bewegung. Stadtteile und Gemeinden wuchsen wie Perlen an den Ketten der Schienenverkehrsmittel. Als neue Verkehrsströme, besonders durch die massenhafte Automobilisierung ab den sechziger Jahren, hinzutraten, die abseits oder quer zu den Schienenverkehrsmitteln lagen, wurde schmerzhaft deutlich, dass die leistungsfähigen Tangenten auf der Schiene fehlen. Für leistungsfähige tangentiale Schienenverkehrsmittel gibt es durch die dichte Siedlungsstruktur in der Region München heute vielfach keine freigehaltenen Flächen, wodurch urbane Seilbahnen als flächensparende und leistungsfähige Alternative in den Blick rücken.

Untersuchungsergebnisse im RUBIS

Die Ergebnisse der Verkehrswertuntersuchung werden in zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen des Ausschusses für Mobilität und Infrastruktur vorgestellt:

  • 18.10.2021: Ergebnisse aus den Teilräumen Ost und Nord
  • 25.11.2021: Ergebnisse aus den Teilräumen West und Süd

Die ausführliche Darstellung der Untersuchungsergebnisse werden im Nachgang zu den beiden Sitzungen des Ausschusses für Mobilität und Infrastruktur im Rats- und Bürgerinformationssystem (RUBIS) des Landkreises München bereitgestellt.

Hintergrund

Im Juli 2014 beauftragte der Kreistag des Landkreises München die Verwaltung, eine landkreiseigene Projektstudie zur Verbesserung des schienengebundenen und tangentialen ÖPNV im Landkreis München unter Inanspruchnahme fachlicher Beratung durchzuführen. Als Ergebnis dieses Auftrags wurde die Projektstudie „Perspektiven im ÖPNV im Landkreis München“ durchgeführt und dem Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur im April 2017 vorgestellt.

Als konsequentes weiteres Vorgehen beauftragte der Kreistag die Verwaltung im Juli 2017 damit, eine ganze Reihe von insbesondere tangentialen Verbindungen aus der ÖPNV-Studie von 2017 vertiefend zu untersuchen und dabei auch die Ergänzung des schienengebundenen Nahverkehrs mit urbanen Seilbahnen zu untersuchen.

Im Januar 2020 wurde die vergleichende Verkehrswertuntersuchung beauftragt.